Kater Gismo, der mit Buttersäure in Kontakt kam, hat das Schlimmste überstanden. Der Fall gilt rechtlich gesehen als abgeschlossen, solange keine neuen Hinweise auftauchen. Foto: Privat

Nach Buttersäure-Vorfall sind Verletzungen größtenteils geheilt. Polizei hat Akte geschlossen. Mit Video

Althengstett - Normalität ist bei Familie Lebherz immer noch nicht eingekehrt. Es ist sechs Wochen her, dass ihr Kater Gismo offenbar mit Säure übergossen wurde. Die Verletzungen sind inzwischen großteils geheilt.

Hin und wieder gehe der Kater vor die Tür, jedoch nie sehr lange, berichtet sein Besitzer Alexander Lebherz. "Früher war er stundenlang unterwegs, jetzt geht er fünf Minuten nach draußen und steht dann wieder da. Er fürchtet sich."Außerdem habe er "seltsame Marotten" entwickelt. "Er zuckt bei jedem Geräusch zusammen und kriecht nachts manchmal unter meine Decke."

Die Flecken, wo vor einigen Wochen noch die Verätzungen waren, sieht man noch immer, und laut Tierärztin werden die ihm wohl auch für den Rest seiner neun Leben bleiben. Dennoch sei die Ärztin zufrieden damit, wie Gismo sich wieder gemacht habe. Die Medizinerin hat sich damals, genau wie Gismos Frauchen, bei der Behandlung des Katers ebenfalls Verätzungen zugezogen. Beiden geht es wieder gut. Wenn Gismo jetzt nach draußen geht, machen seine Besitzer sich mehr Sorgen als früher. "Aber man kann ihn ja nicht einsperren", weiß Lebherz.

Aus Sicht des Polizeipostens Althengstett ist der Fall abgeschlossen. Die Beamten rätselten darüber, ob Gismo sich die Verätzungen versehentlich selbst zugefügt haben könnte. Im nahegelegenen metallverarbeitenden Betrieb könnte er laut dieser Theorie mit Buttersäure in Kontakt gekommen sein. "Nein, das ist unmöglich", ist sich Lebherz sicher. "Der Kopf war zum Beispiel nicht betroffen. Außerdem wäre er wohl kaum wieder aus einem Behälter mit Buttersäure herausgekommen, wenn er wirklich in einen hineingefallen wäre."

Der Katzenbesitzer hat die Vermutung, dass Gismo im Genick gepackt und dann mit der Säure übergossen wurde. Die Verletzungen "lassen darauf schließen", erklärt er.

Nur eine Sachbeschädigung

Dass die Wahrheit aber je ans Licht kommt, ist aktuell nicht sehr wahrscheinlich, denn der Fall sei überhaupt nur so ausführlich behandelt worden, weil auch Menschen mit der Buttersäure in Kontakt gekommen seien. "Wenn ein Tier verletzt wird, gilt das rechtlich nur als Sachbeschädigung", sagt Lebherz. Das kann er nicht verstehen. "Was ist dann Tierquälerei?", habe er die Polizei gefragt. "Ist das auch nur Sachbeschädigung?"

Wenn ein Schuldiger gefunden sei, könne die Familie zum Veterinäramt des Landratsamts gehen und den Täter wegen Tierquälerei anzeigen, sei Lebherz darauf gesagt worden. In diesem Falle gelte eine andere Rechtslage. Dazu müsste aber erst einmal ein Täter gefunden werden.

"Vor einigen Tagen hat sich der ›Weiße Ring‹ bei uns gemeldet", sagte Lebherz. Die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer habe jedoch nur zurückgerufen, um "uns zu sagen, dass sie nichts für uns tun können." Im Moment ist die Familie aber schon froh, dass das Ganze für Gismo relativ glimpflich ausging.

"Im Haus sind uns Kosten entstanden", nannte Lebherz das andere Problem. "Wir mussten Kleider und Teppiche wegwerfen, auf denen Gismo sich gewälzt hat", erklärt er. Einen Läufer haben sie noch im Keller liegen, der aber auch nach der ganzen Zeit noch immer den typisch stechenden Buttersäure-Geruch habe. Da bleibt die Frage, woher der Täter die aggressive Butansäure gehabt haben könnte.

"Ich habe im Nachhinein viel recherchiert", erklärt Lebherz. "Das Zeug kann man bei Amazon kaufen. Im Internet gibt es Anleitungen, wie man es selber herstellt." Einige Zutaten habe man zu Hause in der Küche. Das Einzige, was sich nicht in jedem Haushalt finden lasse, sei Salzsäure. Es gebe sogar Foren mit "sehr lieben Leuten", wie der Katzenbesitzer umschreibt, "die sagen, man könne auch einfach Batteriesäure nehmen, wenn man keine Salzsäure in der Apotheke bekommt." Der Mann ist schockiert darüber, wie einfach sich eine so gefährliche Substanz herstellen lasse.

"Sollten sich Hinweise finden, wird die Akte wieder aufgerollt, hat die Polizei uns versichert", meinte Gismos Besitzer. Bis dahin heiße es "abwarten und sich überraschen lassen."