Mit vier bis fünf Millionen Euro wird derzeit für den Anbau an die Althengstetter Grundschule gerechnet. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Große Freude über Fördermittel für Grundschulanbau und Familienzentrum / Sorgen wegen Pandemie-Folgen

Der Neubau des Althengstetter Familienzentrums (FAZ) ist eines von 470 Projekten deutschlandweit, für das ein Zuschuss aus dem Bundesförderprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" bewilligt wurde. Außerdem bekommt die Gäugemeinde 1,26 Millionen Euro aus einem Sonderprogramm des Bundes für den geplanten Grundschulanbau.

Althengstett. Letzterer war in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erneut Thema im Zusammenhang mit den anstehenden Beratungen der Haushaltskonsolidierungskommission. Wie berichtet, fehlen der Gemeinde Althengstett zwei Millionen Euro für einen ausgeglichenen Haushalt. Deshalb kommt nun alles auf den Prüfstand, auch der Anbau an die Hengstetter Grundschule.

CDU-Fraktion bewertetLage jetzt neu

Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hatte sich im Zuge der Verabschiedung des Haushalts 2021 ausdrücklich dafür ausgesprochen, den Schulanbau, für den bis zu diesem Zeitpunkt keine Förderung oder Zuschüsse in Aussicht standen, aus Kostengründen zu schieben. Man müsse auch einmal den Mut haben, von Projekten Abstand zu nehmen, die alle wichtig, zukunftsweisend und gefällig seien. Für den Anbau sei mit Kosten bis zur Fertigstellung von vier bis fünf Millionen Euro zu rechnen. Zuschüsse gebe es bislang kaum, zumindest nicht so hohe, dass ein schneller Baubeginn erforderlich sei, hatte Rüdiger Klahm für die CDU argumentiert. "Mit dem Zuschuss sieht die Welt jetzt anders aus", äußerte er sich nun gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Mit der recht überraschend gewährten Förderzusage müsse man die Lage neu bewerten. "Wir werden recht sicher zu dem Ergebnis kommen, dass man das Projekt jetzt realisieren muss."

Groß war die Freude über die Förderung für Schulanbau und FAZ bei einem virtuellen Austausch auf Einladung von Saskia Esken. Außer der SPD-Bundestagsabgeordneten nahmen daran die Leiterin der Gemeinschaftsschule (GMS) Althengstett, Elke Ruf, Bürgermeister Clemens Götz sowie Pascal Linzner, Konrektor der Schule, teil. "Es freut mich riesig, dass der Antrag der Gemeinde Althengstett auf Förderung des Ersatzneubaus des Familienzentrums positiv beschieden wurde. Auf der Basis langjähriger engagierter Arbeit kann nun eine neue Begegnungsstätte für Familien und Kinder entstehen", freute sich die Abgeordnete. Es sei eine Förderung für das Familienzentrum in Althengstett mit knapp 1,3 Millionen Euro beschlossen worden. Damit trage der Bund bis zu 45 Prozent der geschätzten Gesamtkosten von 2,8 Millionen Euro. Das Projekt sei damit eines von 470 Projekten deutschlandweit, das im Rahmen des Förderprogramms "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden umgesetzt werden kann. "Die in dieser Fördertranche bereitgestellten 200 Millionen Euro lösen Gesamtinvestitionen in Höhe von 416 Millionen Euro aus, die häufig von lokalen Unternehmen umgesetzt werden und damit die regionale Wirtschaft unterstützen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel begrüßt die erneute Förderung städtebaulicher Maßnahmen im Kreis. "Ich freue mich sehr, dass die Kommunen bei ihren Sanierungsvorhaben wie in Althengstett die Unterstützung vom Bund erhalten. Die Koalitionspartner haben sich für das Programm stark gemacht. Es ist wichtig, in die soziale Infrastruktur zu investieren und damit den Zusammenhalt vor Ort zu stärken", so Fuchtel in der gemeinsamen Pressemitteilung.

Dass es nun mit dem Zuschuss für den Schulanbau geklappt hat, sei ein gutes Zeichen für die Gemeinde, betonte auch Bürgermeister Götz. "Das sind großartige Neuigkeiten. Wir haben lange auf die Bundesförderung gehofft. Jetzt kann es richtig losgehen!". Auch Ruf ist begeistert: "Das zusätzliche Gebäude ist wichtiger denn je. Hier wird es auch um die Ganztagsbetreuung gehen und das ist eine tolle Chance, die Kinder aufzufangen."

Ein weiterer wichtiger Punkt des Austausches waren die Herausforderungen bei der Bewältigung des Schulalltags während der Corona-Pandemie. Ruf berichtete über die Fortschritte bei der Digitalisierung des Lernens: "Wir sind digital top ausgerüstet. Alle Schüler, die ein digitales Leihgerät benötigen, bekommen auch eins. Die Fernlernkonzepte werden sehr gut umgesetzt." Esken freute sich, dass die zusätzlichen Mittel aus dem Digitalpakt, für die sie sich als SPD-Parteivorsitzende auf Bundesebene stark gemacht habe, an der Schule ankommen.

Zur aktuellen Lage allerdings schloss Ruf einen aufrüttelnden Bericht an: Die zunehmende Belastung der Familien führe zu einer angespannten Stimmung bei den Eltern, und die Debatten zu den Corona-Maßnahmen belasteten den Schulalltag. "Ich kann die Sorgen der Eltern gut nachvollziehen und mache mir daher über die immer weiter ansteigende Belastung der Familien große Sorgen", so die Schulleiterin. Dazu kämen die langen Schließzeiten, die vielen Schülern schwer zu schaffen machten. "Die Schule ist für viele Schüler ein Anker. Damit das so bleibt, müssen wir die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Eltern aufrechterhalten. Dafür braucht es jetzt aber auch zukunftsweisende Konzepte aus der Politik", führte sie weiter aus.

Bürgermeister Götz bestätigte, dass gerade Kinder und Jugendliche besondere Belastungen durchmachten: "Die Disziplin und die Solidarität der Jugend müssen wir mehr wertschätzen. Die Resilienz (Anm. d. Red.: psychische Widerstandskraft) der Kinder und Jugendlichen, ihre Fähigkeit, schwierige Zeiten zu meistern, ist außerordentlich. Aber nun müssen wir ihnen zeitnah eine gute Perspektive für ihre Zukunft bieten."

Fehlende Kontaktemachen zu schaffen

Esken nahm die Worte von Ruf und Götz besorgt auf und stimmte zu: "Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche wieder Freunde treffen, Ausgelassenheit erleben und ihre Zukunftssorgen überwinden können. Sie haben über Monate Rücksicht genommen und leiden dabei besonders unter den fehlenden sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen. Auch fehlen die schulischen und außerschulischen Erfahrungen, die für ihre soziale Entwicklung unersetzlich sind. Mit dem in diesen Tagen verabschiedeten ›Aufholpaket‹ wollen wir dem entgegensteuern."

Das mit zwei Milliarden Euro ausgestattete Programm geht laut Pressemitteilung auf Eskens Initiative zurück, und es soll weit mehr als nur Lernförderangebote schaffen. "Mir ist es wichtig, dass das Geld auch in die soziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen investiert wird", betonte Esken. Das Paket setze auf bestehende Programme und Institutionen, damit die Unterstützungsangebote passgenau geschnürt werden könnten und vor Ort auch wirklich ankämen. Besonders wertvoll sei es, wenn die Angebote vor Ort unter Beteiligung der Kinder und Jugendlichen aufgesetzt würden, erläuterte die Abgeordnete und weiter: "Dann kann dieses Paket ein Hoffnungszeichen für Kinder und Jugendliche sein und ihnen gleichzeitig eine Perspektive aufzeigen."