Dieser Abessinier-Kater wurde von seiner Besitzerin verstoßen. Foto: Selent-Witowski

Ehrenamtliche Einrichtung schon vor Weihnachten übervoll. Helfer: Über Verantwortung für Haustier im Klaren sein.

Althengstett-Neuhengstett - Unter dem Weihnachtsbaum freudestrahlend begrüßt und wenig später abgeschoben oder ausgesetzt: Das ist das traurige Schicksal vieler Haustiere. In der Neuhengstetter Tierrettungsstation hatten die Mitarbeiter jedoch schon vor dem Fest alle Hände voll zu tun.

Einfach zurückgelassen, ausgesetzt oder im besten Fall abgegeben – 15 Hunde, 62 ältere sowie 36 junge Katzen, 34 Hasen, eine Landschildkröte, ein Nymphensittich, zwei Enten, ein Papagei, ein Hahn und vier Hühner wurden im vergangenen Jahr bis Ende November in der Neuhengstetter Tierrettungsstation aufgenommen, die der Verein Tierschutz Calw und Umgebung betreibt. "Allein im Dezember kamen dann weitere 21 Tiere hinzu, die meisten davon Katzen", berichtet Vereinsvorsitzende Gudrun Sohnrey.

Ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis

Sie und ihr ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis tätiges Team hatten also in der Advents- und Weihnachtszeit jede Menge zu tun. Und gerade in der Weihnachtszeit werden keine Haustiere an neue Besitzer vermittelt. Das sei nun mal kein geeignetes Geschenk, weil sich die meisten keine Gedanken über die Verantwortung machen würden, die sie mit dem neuen Familienmitglied auf sich nehmen, so Sohnrey, und das Tier wieder loswerden wollen.

Bis heute konnte der Besitzer eines Zwergspitzrüden, der erst vor Kurzem in Bad Wildbad ausgesetzt worden war und nun auf den Namen "Fufu" hört, nicht ausfindig gemacht werden. Der Hund wartet in Neuhengstett nun genauso auf ein neues Zuhause wie ein 16-jähriger Abessinier-Kater, der aus einem Haushalt in Pforzheim stammt und ebenfalls in Bad Wildbad seinem Schicksal überlassen wurde. "Vor allem ältere Katzen ergeht es so, weil sie anfangen zu kränkeln, Tierarztkosten anfallen und sie mehr Zuwendung brauchen", weiß die Vereinsvorsitzende aus Erfahrung. In diesem Fall konnten die Mitarbeiter der Station herausfinden, wem das Tier gehört, "von der Besitzerin haben wir aber nur das Zuchtbuch geschickt bekommen, ansonsten ist ihr das Tier egal".

Dankbar für Futterspenden

Manchmal gibt es im größten Stress für die Ehrenamtlichen aber auch Lichtblicke. Nach zwei Jahren wurde ein Kater neulich an seinen Besitzer zurückgegeben. "Das Tier war beim Impfen, ist durch das Fenster aus der Tierarztpraxis entwischt, wurde bei der Landesklinik in Hirsau entdeckt uns zu uns gebracht", berichtet Sohnrey. Da der Kater gechipt gewesen sei, habe man ihn wieder mit seinem ursprünglichen Herrchen zusammenbringen können.

Groß war die Freude bei den Mitgliedern des Tierschutz Calw und Umgebung im vergangenen Jahr auch wegen der eingegangenen Futterspenden.

Auf ein neues Frauchen oder Herrchen wartet Hündin Susi. Der Shelby-Mischling ist nach Einschätzung von Sohnrey zwischen sieben und zehn Jahre alt. "Sie ist sehr lieb, pflegeleicht und hätte bei älteren Herrschaften ein ideales Zuhause", sagt die Vorsitzende.

Die Tierschützer sind immer wieder traurig und ratlos, vor allem, wenn sie Fälle wie den von Welpe Bonnie miterleben. Im Mai war das Tier vor einer Aldi-Filiale ausgesetzt worden. Ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes hatte sich des Hundes angenommen und den Verein verständigt.