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Hitze macht Froschlurchen zu schaffen.   BUND arbeitet seit vier Jahrzehnten         für Erhalt des Vorkommens     

Hochsommerliche Temperaturen mit wenig Niederschlag – das sind "Hundstage", nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Tierwelt. Und hier besonders für solche Arten, die auf den Lebensraum Wasser angewiesen sind, wie zum Beispiel die gefährdeten Gelbbauchunken.

Althengstett. Die BUND-Ortsgruppe Althengstett arbeitet seit vier Jahrzehnten für den Erhalt des Gelbbauchunken-Vorkommens in den Tümpeln an der Erddeponie. Das Ziel ist es, den Lebensraum aus Laich- und Aufenthaltsgewässern, den die teilweise miteinander verbundenen Tümpel darstellen, zu erhalten. André Pilarski, Mitglied im Vorstand der Ortsgruppe, ist sozusagen der "Wächter" der Unken. Regelmäßig schaut er, wie es um den Wasserstand in den Gewässern bestellt ist, ganz besonders ab Mai/Anfang Juni, wenn Laichzeit ist und die Laichklümpchen an Pflanzenteilen zu sehen sind. Sollte dann Gefahr bestehen, dass die Tümpel austrocknen, kann er zum Glück ganz einfach regulierend eingreifen: An der Hütte am Fuß der Deponie gibt es einen von der Gemeinde installierten Wasseranschluss. Es soll jedoch nicht nur der Unken-Bestand an der Deponie erhalten und vergrößert werden, erzählt Pilarski bei einem Ortstermin. Sie sollen sich rege vermehren, ausbreiten und mit anderen Populationen vernetzen. Bei den Gechinger Dachtgrubenhöfen gibt es eine, das wäre für wanderfreudige kleine Froschlurche wohl der nächste Weg.

Die erwachsen etwa vier bis fünf Zentimeter große Gelbbauchunke – den Namen hat sie vom intensiv hellgelb bis orange gefärbten, mit bleigrauen bis schwarzen Flecken durchsetzten Bauch, der Rücken ist graubraun und mit kleinen Warzen besetzt – war ursprünglich ein typischer Bewohner der Bach- und Flussauen und kommt hauptsächlich in der südlichen Hälfte Deutschlands vor. Ihre angestammten Lebensräume verschwinden zunehmend durch menschliche Eingriffe. Als Ersatz nutzen die Tiere mit den typischen herzförmigen Pupillen auch Kleinstgewässer wie Traktorspuren, Pfützen oder kleine Wassergräben, in denen sich keine konkurrierenden Arten und Fressfeinde tummeln.

Laichzeit dauert von April bis August

Bei der Erddeponie ist das Laichgewässer der dortigen Unken die ehemalige Radwaschanlage der Lastwagen, eine Rinne, die sich durch Oberflächen-Wasser füllt und bei ausgiebigem Regen in weitere Tümpel-Becken in Richtung großer Parkplatz überläuft. Wenn es lange nicht regnet, bleibt nur eine mehr oder weniger große lehmige Pfütze zurück. Die Paarungs- und Laichzeit der Unken dauert von April bis August mit einem Höhepunkt im Mai und Juni, "dann gibt es im Laichgewässer keine Molche und auch keine Libellen-Larven mehr, für die der Laich und die Kaulquappen willkommene Speise sind", erzählt Pilarski. Ein Weibchen kann mehrmals pro Jahr Eier ablegen. Die ockerfarben gesprenkelten Kaulquappen brauchen vier bis sechs Wochen, um sich in kleine Unken zu verwandeln, in besonders heißen Zeiten geht das per Notreife auch schon in ein bis zwei Wochen. Ohne Schwanz, mit vier Füßen und "landreif" (heißt: sie verlassen das Gewässer und leben die meiste Zeit außerhalb) sind sie dann etwa einen Zentimeter groß. Bis sie jedoch geschlechtsreif und ausgewachsen sind, dauert es etwa drei Jahre. erstaunlich ist, dass diese Tiere bis zu 15 Jahre alt werden. An Land suchen sie Verstecke unter Steinen und Totholz. Vorwiegend in der Dämmerung und nachts gehen sie auf die Jagd nach Insekten wie Käfer, Ameisen, Spinnen und andere.

Vor zwei Jahren legte die BUND-Ortsgruppe einen weiteren Teich am Nordrand der Deponie an, der sich auch aus Oberflächenwasser vom Hang speist. Pilarski beobachtet die Population dort regelmäßig. "So zwei, drei Mal die Woche bin ich schon hier", erzählt er und sucht den gegenüberliegenden Rand des Teichs mit seinem Fernglas ab. Hat man einmal eine dieser überraschend kleinen Unken entdeckt, sieht man nach und nach immer mehr. Sie liegen an diesem heißen Mittag knapp unter der Wasseroberfläche, mal einzeln, mal in Zweier- oder Dreier-Gruppen. Oder sie lassen sich auf dem Wasser treiben, mit einem Fuß an einer Tannennadel hängend. Das bedeutet, es ist immer noch Laichzeit und die Männchen warten auf passende Partnerinnen. Wenn man ganz still am Ufer steht und sich nicht bewegt, kann man ihren Ruf hören. Die Gelbbauchunke ist weder Kröte noch Frosch, die manchen Teichbesitzer schon mal um die Nachtruhe bringen mit ihrem lautstarken Konzert. Der Ruf an die Unken-Damenwelt hört sich an wie ein dumpfes, leises aber erstaunlich weittragendes "uh uh uh".