Thomas Zettler hilft Kindern in Brasilien. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Thomas Zettler berichtet Ottenbronner Grundschülern von einem "Stückchen Himmel" in Brasilien

9.45 Uhr in der Grundschule Ottenbronn. Die Schüler der 3. und 4. Klasse begrüßen im Religionsunterricht einen ganz besonderen Gast: Thomas Zettler aus Brasilien.

Althengstett-Ottenbronn. Ursprünglich kommt er aus Marbach am Neckar. Vor mehr als 15 Jahren verließ der gelernte Bauingenieur seine deutsche Heimat, um gemeinsam mit seiner brasilianischen Frau Juniá in der Stadt Aracaju ein Projekt der Hoffnung und sozialen Gerechtigkeit auf die Beine zu stellen: Sie bieten inzwischen für fast 200 Kinder und Jugendlichen aus den Elendsvierteln der Stadt, den sogenannten Favelas, die Möglichkeit, kostenfrei von Montag bis Freitag eine Kindertagesstätte und eine Schule zu besuchen. Dazu gibt es für alle Kinder regelmäßig Mahlzeiten, sie lernen Körperpflege und erhalten saubere Kleidung und Schulmaterialien. Sie engagieren sich jedoch auch für andere, indem sie beispielsweise Möbel für Favela-Bewohner anfertigen oder deren Hütten aufpeppen.

Als Christ helfen

"Ich bin als 16-jähriger in der Schule besonders von den schwierigen Lebensbedingungen in den Favelas Brasiliens angesprochen worden. Wie kann ich hier als Christ helfen?" So erzählte Zettler den Kindern, die gespannt seinen Bildern und Erzählungen folgten.

Bei seinem ersten Besuch im Rahmen eines Straßenkinderprojektes in Brasilien lernte er seine Frau Juniá kennen. Beide waren sie von der Idee begeistert, als Christen für Menschen in den Elendsvierteln ein Projekt der Hoffnung zu gründen. So bauten sie mit Spendengelder und Hilfsmitteln von Staat und großen deutschen Firmen zuerst eine Kindertagesstätte, später dann Grundschule und weiterführende Schule im Nordosten Brasiliens auf. Nächstes Jahr werden die ersten Jugendlichen in der 12. Klasse ihren Abschluss machen. Dann haben sie die besten Voraussetzungen, um einen Beruf zu erlernen und damit die Möglichkeit, selbstständig ihr Leben meistern zu können.

"Habt ihr da auch eine Kirche?", fragt interessiert eine Schülerin. "Nein, die haben wir nicht. Aber wir beginnen morgens den Unterricht gemeinsam mit einem Gebet und feiern gemeinsam Gottesdienste und hören dabei von Jesus", so Zettler. Seit 2014 veranstalten sie auch Sommercamps für Kinder und Jugendliche, weil die schulfreie Zeit für manche Kinder sehr schwierig ist.

Sie leben unter extrem schlechten hygienischen Verhältnissen. Oft wachsen sie in einer notdürftig zusammen gebastelten Hütte ohne Fenster mit ihrer alleinerziehenden Mutter auf – gemeinsam mit ein paar Geschwistern in einem einzigen kleinen Raum. Sie durchsuchen den Müll anderer und versuchen mit verwertbaren Gegenständen wie zum Beispiel Pfandflaschen noch etwas Geld zu verdienen. Die Kriminalitäts- und Drogenrate ist in den Favelas extrem hoch – viele Kinder haben kaum eine Chance aus diesen Elendsvierteln herauszukommen.

Die Initiative "Stückchen Himmel" möchte nun den Ärmsten der Armen beistehen.

All dies ist möglich, weil es in Ottenbronn und anderswo viele Unterstützer gibt, zumal 600 Mahlzeiten am Tag, der Gehalt von mehr als 20 Lehrer und Angestellten gestemmt werden müssen.

Die Schüler waren am Ende sehr beeindruckt und schätzten umso mehr die Selbstverständlichkeit mit der sie zur Schule gehen können und zu Essen haben. Begeistert sangen sie zum Abschluss mit Thomas Zettler ein brasilianisches Lied.