Ein Schild bei den Altlastdeponien weist Passanten auf die Gefahren bei Betreten des Deponieareals hin. Foto: Bausch

Belastung durch Lkw-Transporte zur Tälesbach-Deponie befürchtet. Anfrage an Ministerium.

Althengstett - Was wird aus der Sanierung der Tälesbach-Deponie, wenn Althengstett die Waldstraße, die fast parallel zum Gewässer von Althengstett nach Hirsau verläuft, nicht für den Schwerlastverkehr freigibt? Dies war eine der wichtigsten Fragen, die am Mittwoch im Althengstetter Gemeinderat diskutiert wurde.

Dezernent Ernst Ammer vom Landratsamt Calw ging zunächst auf die Altlasten ein, die die Stadt Calw und die Bahn AG durch Altablagerungen im Bereich des unteren Tälesbachs verursacht haben (wir berichteten). Es gebe derzeit verschiedene Varianten für die Sanierung, und die kostengünstigste müsse eben zum Zuge kommen. Nach bisherigen Erkenntnissen gingen von den 70 000 Kubikmetern Ablagerungen keine gravierenden Schädigungen aus. "Geruch- und Schadstoffe gibt es in der Luft im Moment nicht", resümierte Ammer. Dem stellten die Gemeinderäte Philipp Jourdan und Gisela Gröger (Grüne) entgegen, dass große Mengen Blei, Kupfer und Zink in der Altdeponie gelagert seien.

"Das Gutachten der Bahn ist hier eins zu eins durchgereicht worden. Ich hätte erwartet, dass sie auf die Be- denken und Fragen der Bürgerinitiative eingehen", kritisierte Lothar Kante (SPD). Ammer bestritt mögliche Gefahren nicht, wollte die Lage aktuell jedoch nicht zu dramatisiert sehen. Dem hielt Gemeinderat Thomas Schmidt (FW) entgegen, dass es "angesichts der Verantwortung für künftige Generationen ein Skandal" sei, wenn das Landratsamt die möglichen Gefahren, die von der Deponie ausgehen könnten, herunter spiele. Jourdan teilte mit, dass die Gruppierung der Bündnis- grünen in der Angelegenheit eine Anfrage an das Stuttgarter Umweltministerium gestellt habe.

Der stellvertretende Oberbürgermeister der Stadt Calw, Dieter Kömpf, war mit mehreren Ratskollegen und dem Hirsauer Ortsvorsteher Andreas Hilsenbeck zu der Sitzung gekommen. Kömpf gab ein Statement aus der Sicht seiner Kommune ab. "Wir haben uns auf das Gutachten verlassen, die wirtschaftlichste Lösung für Calw gesucht und haben dabei auch an die Lärmbelästigung für die Bürger gedacht", unterstrich er.

Für die bisher favorisierte Lösung, die durch Auffüllung und Abflachung der steilen Böschungen eine Stabilisierung erreichen möchte, werden laut Berechnungen rund 500 000 Kubikmeter Auffüllmaterial benötigt. Diese Verfüllmenge müsste laut Arcadis-Gutachten über einen Zeitraum von sieben Jahren oder noch länger von Großbaustellen hertransportiert werden. "Das würde bedeuten, dass täglich 100 Laster rollen, um rund 500 Kubikmeter Abfüllmaterial anzuliefern", heißt es in dem Gutachten. Diese Belastung für Althengstett und seine Teilorte möchte der Althengstetter Gemeinderat unter allen Umständen verhindern. Die Ratsmitglieder vertraten die Meinung, dass die Waldstraße eine Gemeindeverbindungsstraße auf ihrer Gemarkung ist und sie laut Beurteilung durch Rechtsanwälte deshalb auch über die Straße verfügen könnten.

"Ich glaube, sie spüren, dass Sie uns nicht überzeugt haben", resümierte Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz. Ammer meinte dagegen, die Gäugemeinde müsse nur gehört werden, und die Straßenverkehrsbehörde könne sich gegebenenfalls mit Zustimmung des Regierungspräsidiums über ein negatives Votum der Althengstetter Gemeinderäte hinwegsetzen.

Das Gremium beschloss einstimmig, die Waldstraße, die bisher nur für Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen zugelassen ist, für den Transport von Auffüllmaterial durch Schwerlaster nicht freizugeben. Die Räte sind gewillt, sich gegebenenfalls auch auf dem Rechtsweg für ihre Ziele einzusetzen.