Klaus Talmon trainiert mit den Gefangenen der JVA Heimsheim und veranstaltet durch den Kontakt zu Erika Heinz jedes Jahr ein Benefizturnier zugunsten der Grace P. Kelly Vereinigung. Foto: Stocker

Heckengäuturnier: Wettstreit in Haftanstalt beliebter Brauch. Manche spenden ihr Taschengeld.

Althengstett-Neuhengstett - Das 22. Heckengäuturnier in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Heimsheim ist bereits wieder Geschichte. Vom Benefizgedanken des Fußballwettbewerbs unter den Häftlingen profitiert gleichwohl die Grace P. Kelly Vereinigung (GKV).

Die Verbindung schuf vor sieben Jahren Klaus Talmon. "Bei einer Veranstaltung in unserem Verein habe ich Erika Heinz kennengelernt", berichtet der Sportleiter der JVA. Und da das Fußballturnier immer auch den Benefizgedanken für Senioren oder Kinder berücksichtigte, holte er die GKV dafür ins Boot. Durchschnittlich erhält der Verein, der sich zugunsten krebskranker Kinder engagiert, 700 Euro jährlich.

Erster Besuch sehr beklemmend

"Beim ersten Mal war der Besuch sehr beklemmend, gehen doch zahlreiche Türen erst auf und direkt wieder zu, wenn man durch ist", erinnerte sich Heinz im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Sporthalle verfliege zwar das Gefühl aufgrund der baulichen Situation, aber anfangs war viel Unsicherheit in den Begegnungen. "Inzwischen werde ich von einzelnen Gefangenen sogar als alte Bekannte begrüßt", erzählt die GKV-Vorsitzende vom Abbau der Berührungsängste. Jedes Jahr sieht sie sich nur wenigen bekannten Gesichtern gegenüber.

Zum Heckengäuturnier in Heimsheim treffen Mannschaften von Gefängnissen aus ganz Baden-Württemberg zusammen. "Mein Vorgänger hatte das Turnier noch eher im Kleinformat initiiert und ich baute es mit dem Benefizgedanken aus", fasst Talmon die Entwicklung zusammen. Dafür wirbt er regelmäßig Sponsoren, hat in den Landfrauen Partner für ein Kuchenbüfett und sorgt zuweilen für ein Rahmenprogramm. "Natürlich ist unser Budget begrenzt, aber hin und wieder treten Musikgruppen oder Zauber- und Tanzkünstler auf", sagt der Trainer, der immer wieder auf der Suche nach solchen Akteuren ist. Häftlinge, die nicht in der Mannschaft sind, werden dann zu Servicediensten eingeteilt.

Eher zufällig war der gelernte Werkzeugmacher und begeisterte Sportler vor 20 Jahren zum Sportleiter der JVA geworden. Neben dem sogenannten Schulsport, den es auch im Gefängnis gibt, stellt Talmon ein Angebot auf die Beine, das die Häftlinge nutzen können. "Es ist eine Art Ventil, doch in den vergangenen 15 Jahren hat sich das Persönliche verändert, ist quasi ein Spiegelbild der Gesellschaft außerhalb der Mauern", sagt Talmon. Das Interesse an sportlichen Aktivitäten lasse nach und der zwischenmenschlichen Respekt lasse zu wünschen übrig.

In der JVA treffen unterschiedliche Nationalitäten mit verschiedenen Mentalitäten sowie Altersgruppen von 25 bis 60 Jahren aufeinander. Eigeninitiative, um etwas zu bewirken, ist für die Insassen kaum möglich.

Talmon weiß, wie wichtig die Abwechslung im Gefängnisalltag ist. Neben Fußball ist deshalb seit 20 Jahren auch Tischtennis ein Thema. Der Sportleiter kann dafür auf die Kooperation mit einem Verein zurückgreifen. Seniorennachmittage in der JVA oder ein Besuch der Häftlinge im Altenheim zählen ebenfalls zum Programm.

Nicht gänzlich von der Welt abgeschnitten

"Manche Gefangene spenden zusätzlich etwas von ihrem Taschengeld", erzählt Heinz. Ihre Besuche beim Turnier sieht sie als Signal an die Gefangenen, nicht ganz von der realen Welt abgeschnitten zu sein. Gerne verleiht die GPK-Vorsitzende deshalb bei der Siegerehrung die Medaillen.