Dietrich Lauter spricht am 15. Oktober beim 12. Gäudialog. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Aktuelle Studie zeichnet ein düsteres Bild in Bezug auf die Mitgliedszahlen bis 2060

Althengstett. "Volkskirche a. D. – Volkskirche ade – Volkskirche-A.de?" lautet das Motto für den 16. Gäudialog am Dienstag, 15. Oktober, ab 20 Uhr im Gasthaus "Zum Trollinger" in Althengstett. Dabei wird die Frage nach Zukunft und Sinn der Volkskirche gestellt und diskutiert. Veranstalter ist die evangelische Kirchengemeinde Althengstett.

Eine aktuelle Studie sagt den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland eine scheinbar düstere Zukunft voraus: Das Forschungszentrum Generationenverträge in Freiburg hat unter der Leitung von Bernd Raffelhüschen erstmals eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland erstellt. Für die 20 evangelischen Landeskirchen und 27 römisch-katholischen Diözesen wurde ermittelt, dass sich die Mitgliedszahlen bis zum Jahr 2060 halbieren werden, heißt es in der Ankündigung. In nackten Zahlen: Heute haben beide Kirchen zusammen noch circa 45 Millionen Mitglieder, 2060 werden es demnach nur noch etwa 22 Millionen sein. Auf die evangelische Kirche entfallen davon rund zehn Millionen. Diese Entwicklung macht auch vor den Toren Württembergs nicht Halt. Die Mitgliedszahlen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sinken in diesem Jahr zum ersten Mal unter die Zwei-Millionen-Grenze.

Diese Entwicklung bringt die jetzige Kirchenstruktur ins Wanken. Die Volkskirchen stehen mit auf dem Prüfstand, da sie bisher immer die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren konnten. In Zukunft werden die Kirchen nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung abdecken, sondern nur noch eine Minderheit, heißt es in der Mitteilung weiter.

Dabei stellen sich grundsätzliche Fragen: Wird mit dieser Entwicklung die Volkskirche außer Dienst gestellt – also: Volkskirche a. D.? Oder müssen wir von der Volkskirche Abschied nehmen – also: Volkskirche ade? Oder hat die Volkskirche einen Plan "A" und schafft dadurch auch den Sprung ins digitale Zeitalter – also: Volkskirche-A.de? Oder liegt in der Krise der Volkskirche sogar eine Chance? Welche Vorzüge hat dann eine so genannte Minderheitenkirche?

Die Kirchen befinden sich definitiv auf einem Scheideweg. Grund genug, sich im Gäudialog mit der Frage nach Zukunft und Sinn der Volkskirchen zu beschäftigen.

Der 12. Gäudialog lädt deshalb alle Interessierten und Zweifler, alle Kirchenmitglieder und Kirchenkritiker ein, sich am 15. Oktober ab 20 Uhr im Gasthaus "Zum Trollinger" mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und nach gangbaren Möglichkeiten für die Volkskirche zu suchen.

Referent ist Pfarrer i. R. Dietrich Lauter. Er war – nach dem Studium der evangelischen Theologie in Tübingen und Mainz – zunächst Pfarrer und Studentenpfarrer in der Evangelischen Kirche der Pfalz. 2001 wechselte er als Dekan in die Evangelische Landeskirche Anhalts ins Bundesland Sachsen-Anhalt. Ab 2005 war er Mitglied der Landessynode und ab 2011 Mitglied des Präsidiums der Landeskirche. In dieser Zeit musste sich die Evangelische Kirche Anhalts tief reichenden Veränderungsprozessen unterziehen. Mittlerweile gehören in Sachsen-Anhalt nur noch circa zehn Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an. Lauter hat diesen Strukturwandel mitgestaltet und konnte sich dadurch einen reichen Erfahrungsschatz aneignen. Von daher kennt er die kirchliche Situation sowohl in West- wie in Ostdeutschland aus eigener Anschauung.