Dieses Schadholz muss zügig aus dem Wald abtransportiert werden.Fotos: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Borkenkäferbefall macht Forstleuten große Sorgen / Wärme und Trockenheit bieten Schädling optimale Bedingungen

Die anhaltende Trockenheit und der starke Borkenkäferbefall machen dem Althengstetter Forst schwer zu schaffen.

Althengstett. Anlässlich der Pflanzung des "Baum des Jahres 2020" (wir berichteten) erläuterte der Forstrevierleiter Jürgen Martinek die aktuelle Situation. "Die trockenen Wochen sind für die Wurzeln der Bäume noch kein Problem, in der tieferen Bodenschicht ist noch genug Feuchte vorhanden", sagte Martinek unlängst bei der Pflanzung. Die damals bestehende Waldbrandgefahrenstufe 4 bezog sich auf die noch trockene Vegetationsschicht über dem Boden, die aus viel dürrem Gras und Laub sowie Zweigen bestand und bei unabsichtlich weggeworfenen Zigaretten oder ähnlichen Auslösern schnell zu einem Flächenbrand hätte führen können. Beispiele dafür gab es ja in der Region. Nach den jüngsten Regenfällen hat sich diese Gefahrensituation bis dato weitgehend entspannt.

Gestresste Bäume mit besonderem Geruch

Anders die aktuelle Lage, was den Borkenkäferbefall angeht. Martinek zeigte anhand der vielen Käfer in einer der mit Lockstoffen präparierten Lebendfallen, dass hier gründlich beobachtet und schnell gehandelt werden muss. "Die überwinterte Generation schwärmt ab einer Temperatur von circa 16 Grad Celsius aus und sucht sich Nadelbäume für die Eiablage." In der Regel sind dies Fichten in angeschlagenem Zustand durch Trockenheit im vergangenen Jahr, Sturmbruch-Holz oder durch einen Sturmbruch angerissene Waldränder. Denn die Duftstoffe, die angeschlagene und gestresste Bäume ausdünsten, locken die Käfer an. Bei optimalen Bedingungen, also Wärme und Trockenheit, können bis zu drei Generationen der Buchdrucker- und Kupferstecher-Käfer in einer Saison dem Wald zusetzen. Ein Käferweibchen kann für bis zu 100 000 Nachkommen in diesen drei Generationen sorgen.

Wichtig ist deshalb laut Martinek im Frühjahr eine zügige Begehung gefährdeter Bestände, um einen Befall stehender Bäume möglichst frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Des Weiteren ist Sturmholz ebenfalls so rasch wie möglich zu entfernen. Die Fallen helfen hier bei der Einschätzung der Gefahr.

Im Unteren Wald zeigt der Revierleiter auf einer Waldfläche, wie man einen Befall erkennt und was bereits getan wurde. Mehrere hohe Stapel eingeschlagener Fichten und aufgeschichtetes Sturmholz stehen vor dem Abtransport aus dem Wald. Denn das ist wichtig: so schnell wie möglich raus aus dem Wald, mindestens 500 Meter Abstand sind geboten, damit die Käfer nicht zurückkehren. Ein Entrinden der Stämme hilft ebenfalls, denn die unter der Rinde lebenden Larven verenden dann. "Als allerletztes Mittel, wenn die Populationen überhandnehmen und das dann anfallende viele geschädigte Holz nicht zügig entfernt werden kann, können Insektizide zum Einsatz kommen", sagt Martinek, "aber das wollen wir selbstverständlich vermeiden."

Viel beobachten und schnell handeln

Im Althengstetter Forst wird viel beobachtet und schnell gehandelt, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. Jedoch kann noch keine Entwarnung gegeben werden. "Wie das Wetter im Verlauf des Jahres wird, ob wieder eine Trockenperiode kommt – wir wissen es nicht."