Mit Tee und Hutzelobst stärkte und wärmte man sich früher in der Lichtstube. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Handarbeitsgruppe aus Neuhengstett zu Besuch im Altburger Bauernhausmuseum

Dieser Tage bekam das Bauernhausmuseum Altburg Besuch aus dem Gäu. Es waren Frauen des Handarbeitskreises Neuhengstett, ein Ableger des Dorftreffs. Margot Irion vom Arbeitskreis Bauernhausmuseum freut sich über die Gäste, zumal deren Tätigkeit gut zur Museumsarbeit passt.

Althengstett-Neuhengstett/Calw-Altburg. Die große Stube des alten Bauernhauses ist mollig warm. Dafür sorgt ein historischer Ofen aus dem 18. Jahrhundert, der von Arbeitskreis-Mitgliedern schon Stunden vor dem Treffen angeheizt wurde. "Wir sparen zuhause Strom und Wärme durch unser Treffen, ein bisschen so, wie es früher beim Lichtgang üblich war", sagt Irion schmunzelnd. Doch wenn auch das Sparen bei diesem Besuch nicht im Vordergrund steht, so sei er doch "ein wichtiger kultureller Austausch über die Nagold hinweg". Die Besucherinnen aus verschiedenen Orten, zum Beispiel Ostelsheim, Althengstett, Heumaden oder Weil der Stadt, fühlen sich sichtlich wohl im Calwer Höhenstadtteil. Zwei von ihnen haben ihr Spinnrad mitgebracht und lassen bei surrenden Geräuschen bald Wollfäden durch ihre Finger gleiten. Die anderen Besucherinnen haben verschiedene Strickarbeiten dabei und lassen die Stricknadeln nur so klappern. Andere Frauen widmen sich Häkelarbeiten, die sie vor Weihnachten unbedingt noch abschließen wollen.

Willi Hanselmann, der ehemalige Ortsvorsteher des Höhenstadtteils und Mitbegründer des Arbeitskreises Bauernhausmuseum Altburg, ist der einzige Mann in der Runde. Er liest bei einer brennenden Kerze des geschmückten Adventskranzes einige schwäbische Gedichte und spricht auf Nachfrage auch gerne über das Heimatmuseum sowie seine historische Ausstattung. "Das Gebäude wurde im Jahr 1813 gebaut. Es war bis 1967 bewohnt und vermittelt mit seiner Originaleinrichtung aus der Zeit um 1900 einen lebendigen Eindruck von den bäuerlichen Lebensverhältnissen der früheren Zeit im Nordschwarzwald", resümiert er.

Unerwartet großes Echo

Die Neuhengstetter Besucherinnen sind zumeist zugezogene Bürgerinnen. Die Gründung ihrer Gruppe vor einigen Jahren hatte einen einzigen Grund: Die zugezogene Jutta Jenkes wollte einfach gute Gemeinschaft haben, möglichst mit gleichgesinnten Frauen. Sie lud zu einem handarbeitlichen Treffen ein und stieß dabei auf ein unerwartet großes Echo.

Neben etlichen deutschstämmigen Frauen fanden sich auch eine gebürtige Amerikanerin und eine Frau aus Bangladesh ein. Seither treffen sich die Wollstrickerinnen mit ihrem kreativen Hobby Handarbeit regelmäßig abends im Neuhengstetter Rathaus.

"Das Schöne bei uns ist, dass wir uns gegenseitig beraten. Jede von uns hat eine andere Stärke und kann anderen Frauen Tipps geben", sagt Jenkes. Man spürt es an der gelösten, unkomplizierten Atmosphäre, die die Frauen auch nach Altburg mitgebracht haben, dass sie in zwischen zu einer fröhlichen Gemeinschaft zusammengewachsen sind. "Wir sind hier sehr lieb und fürsorglich aufgenommen worden und wurden sogar bewirtet mit Hutzelobst, Zwiebelkuchen sowie Tee und Punsch", freut sich Jenkes.