Enkel Philipp Jourdan zeigt seiner Oma Berta Talmon-l’Armée die zahlreichen Glückwünsche zu ihrem 100. Geburtstag, die per Video übermittelt wurden.Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Berta Talmon-l’Armée blickt auf 100 Lebensjahre zurück / Ehrentag unter besonderen Vorgaben

Althengstett. Nach den Weihnachtsfeiertagen gab es für die Bewohner und die Pflegekräfte im Seniorenzentrum Am Hirschgarten in Althengstett noch einen weiteren, ganz besonderen Anlass zu feiern. Berta Talmon-l’Armée aus Neuhengstett beging bei guter geistiger und körperlicher Gesundheit ihren 100. Geburtstag, der in Zeiten der Corona-Herausforderungen ganz anders ablief, als so ein Ereignis zu normalen Zeiten stattfinden könnte.

Strenge Hygieneregeln

Derzeit ist die Einrichtung coronafrei, trotzdem gelten strenge Hygieneregeln, damit das auch so bleibt. Das bedeutet für die Bewohner, dass sie pro Tag Besuch von nur einer oder maximal zwei Personen aus demselben Haushalt empfangen dürfen.

Jetzt wäre natürlich zum einen die Gratulantenschar zu einem 100. Geburtstag fast unüberschaubar und zum anderen würde so ein nicht alltägliches Ereignis sicher in einem festlichen Rahmen in einer Lokalität außerhalb gefeiert werden. Beides war für Berta Talmon-l’Armée an ihrem Ehrentag nicht möglich. Jedoch hat sich die große Familie – Berta hat drei Kinder – Helga, Helmut und Christa – , acht Enkel und elf Urenkel – etwas ganz Besonderes einfallen lassen und der Mutter, Oma sowie Uroma per Videos viele Glückwünsche übermittelt. Enkel Philipp Jourdan durfte diese Videos überbringen. Der Urenkel Benedikt hat im Vorfeld die Glückwünsche von Bürgermeister Clemens Götz, von Ortsvorsteher Gerhard Dietz und Margit Jourdan-Erhardt von der Neuhengstetter Ortsverwaltung sowie von Pfarrer Jörg Schaber und der Sessler-Mühle aufgenommen.

Bertas Enkel Benjamin Talmon-l’Armée leitet den Neuhengstetter Musikverein, in dem auch einige weitere Musikanten aus der großen Familie aktiv sind. Dieses "Familienorchester" spielte unter der Leitung von Benjamin ein Video ein, das der Jubilarin mit "O du fröhliche" und "Viel Glück und viel Segen" musikalische Glückwünsche überbrachte. Am Nachmittag erlebte Berta am Bildschirm einen Familienchat mit jedem Haushalt der Kinder, Enkel und Urenkel.

Berta Talmon-l’Armée wurde am 27. Dezember 1920 als zweites Kind von Fritz und Elise Strobel in Neuhengstett geboren. Der ältere Bruder Fritz und ihre jüngere Schwester Elsa leben nicht mehr. 1941 heiratete Berta ihren Mann Ernst Talmon-l’Armée, der zu einem Fronturlaub zu Hause weilte. Erst fast sechs Jahre später war es dem jungen Paar vergönnt, seinen gemeinsamen Lebensweg zu beschreiten, als Ernst nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft aus Paris zurückkehrte. Zusammen gründeten und führten die Eheleute ein Malergeschäft, das später Sohn Helmut weiterführte. Mit der Maler-Innung machten Berta und Ernst erlebnisreiche Reisen zum Beispiel nach Paris und Stockholm.

Den ersten Familienurlaub 1966 an die niederländische Nordseeküste verdankten Berta und Ernst dem damals an der Neuhengstetter Mühle (heute Mühlenladen Sessler) ansässigen Müller Wendler. Er hatte den Urlaub gebucht, konnte jedoch aus geschäftlichen Gründen nicht fahren und hat ihn an die Talmon-l‘Armées abgetreten.

In Holland haben Ernst und Berta damals ihre silberne Hochzeit gefeiert. Dem Ehepaar war es vergönnt, nach diesem Ehejubiläum noch zwei weitere feiern zu dürfen, nämlich die goldene Hochzeit 1991 und die diamantene 2001, bevor Ernst im Jahr 2004 verstarb.

Bertas Enkel erinnern sich gerne an die Ausflüge mit dem grünen VW-Käfer in den Schwarzwald zum "Heidelbeerzopfe", und die Urenkel haben den Ausflug mit der Uroma zum Stuttgarter Fernsehturm ebenfalls noch in bester Erinnerung.

Berta ist im Sommer 2018 ins Seniorenzentrum in der Althengstetter Ortsmitte umgezogen. Bis dahin war sie von ihrem Zuhause in der Neuhengstetter Mühlstraße regelmäßig im Sessler-Mühlenladen zu Besuch, und zum Einkaufen und musste dafür die viel befahrene Straße mit ihrem Rollator überqueren.

Das Pflegeteam des Althengstetter Seniorenheims brachte der Jubilarin vor dem Mittagessen ein Ständchen. Der Familie von Berta ist es ein Anliegen, den Pflegekräften ein herzliches Danke zu sagen für die Unterstützung, die die Seniorin dort erfährt, nicht nur an ihrem 100. Geburtstag.

Vorfreude auf Gartenfest

"Oma Bertl ist noch immer hin und weg!", sagte Enkel Philipp nach seinem Besuch bei der Jubilarin, "sie hat ihren 100. im digitalen Familienkreis sehr genossen". Wobei sie sich selbstredend auf ein persönliches Wiedersehen, ein Gartenfest im Frühsommer zum Beispiel, schon heute sehr freut.