Zogen bei der Feier zum Volkstrauertag gemeinsam an einem Strang (von links): Clemens Götz, Werner Kopp, Tobias Weber, ein aus Syrien Geflüchteter sowie Andreas Holzäpfel. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Volkstrauertag: Bewegende deutsch-französische Geschichte / Besondere Lesung zur Totenehrung

Das Thema "Krieg, Gewalt und Vertreibung" ist aktueller denn je. Dies wurde bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Althengstett mehr als deutlich.

Althengstett. Nach dem Kirchgang trafen sich zahlreiche Bürger und auch aus Syrien geflüchtete Menschen zur Feier anlässlich des Volkstrauertags. "Dieser Tag fordert uns auf, heute allen Opfern von Kriegen, Terror und Gewalt zu gedenken, den Tod der Opfer als Verpflichtung zu sehen und aus der Vergangenheit zu lernen", unterstrich Andreas Holzäpfel von der Althengstetter Ortsgruppe des Sozialverbands VdK. Wichtig sei vor allem der Tag des Engagements für ein friedliches Gelingen des menschlichen Miteinanders.

Botschaft heißt Frieden und Versöhnung

Die Botschaft der unzähligen Gräber durch Hass und Zerstörung sei eindeutig, sie heiße Frieden und Versöhnung. "Dafür einzutreten ist eine Mahnung, die uns die Opfer, deren wir am Volkstrauertag gedenken, mitgeben", hob Holzäpfel hervor. Trauer und Erinnerung hätten ihren Sinn nur dort, wo wir uns nicht in Resignation versinken ließen, sie müssten vielmehr zum Antrieb werden, "damit wir aus unserer Trauer Anstöße für unser eigenes gesellschaftliches Handeln empfangen".

Bürgermeister Clemens Götz erzählte eine rührende Geschichte, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in der französischen Partnergemeinde Moutiers-les-Mauxfaits abspielte. Ein älterer Mann namens Jacques wollte ihn unbedingt sprechen. Vertrauensvoll erzählte er Götz und seiner Frau seine Lebensgeschichte, die in aller Kürze lautet: Kriegskind einer Französin und eines Soldaten der deutschen Besatzungsmacht. Im Dorf war er der verächtlich "Bastard" und "Boche" (Deutschensau) genannte Junge, der selbst von seiner Mutter nicht akzeptiert war.

Bei Fragen nach seinem Vater hieß es nur lapidar: "Das geht Dich nichts an". Auf dem Totenbett gab die Mutter schließlich den Namen von Jacques Vater preis. Mit Hilfe des Ehepaars Götz wurde bald Jacques Stiefbruder in Hamburg gefunden und es kam zu einer innigen Begegnung der beiden Stiefbrüder. Er sei jetzt sehr erleichtert und könne über alles offen sprechen, hat Jacques später am Telefon mitgeteilt. "Das Schicksal von Jacques ist extrem, aber es macht Hoffnung", meinte Götz.

Sehr eindrücklich war dann auch die Totenehrung, die der Althengstetter Bürgermeister vornahm. Es sprachen der ehemalige Gefreite Werner Kopp, ein syrischer Flüchtling in deutscher und arabischer Sprache, der körperlich gehandicapte Tobias Weber sowie Götz Worte des Gedenkens.

Frank Kömpf an der Orgel und eine Abordnung des Musikvereins Althengstett umrahmten die Feier mit musikalischen Beiträgen.