Turbulente Lebensstationen Luthers waren in der Ottenbronner Kirche nachzuempfinden. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Singspiel: Szenisch-musikalisches Luther-Porträt begeistert Ottenbronner Publikum

Althengstett-Ottenbronn. Ein ebenso hörens- wie erlebenswertes szenisch-musikalisches Porträt wichtiger Lebensabschnitte Martin Luthers wurde in der Ottenbronner Kirche geboten.

Im Singspiel "Ein feste Burg ist unser Gott – befreit glauben und zuversichtlich leben" von Markus Nickel (Musik) und Reinhard Ellsel (Text und Idee) sind Chörale, Lieder sowie kurze Szenen dicht miteinander verwoben. Eine Staffelei und zwei Stühle reichten als Kulisse, um vor dem im Altarraum stehenden Kirchenchor Neuhengstett/Ottenbronn das Atelier von Lucas Cranach dem Älteren darzustellen. Hier soll der frisch vermählte Martin Luther für das Hochzeitsbild porträtiert werden. Lucas und Martin sind befreundet, und so gerät die Porträtsitzung zu einem angeregten und offenen Gedankenaustausch über Luthers Lebensweg.

Zurück in den Sommer des Jahres 1525

In 13 Spielszenen versetzten Martin Haider als Martin Luther und Florian Esche als Lucas Cranach der Ältere das Publikum zurück in den Sommer des Jahres 1525. Luther erinnert sich im Gespräch an seine Verdammungsängste und die Erlösung, die Gott aus Gnade schenkt. An seine Empörung über die Ablasspraxis und den Anschlag seiner 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Schlosskirche. Daran, wie er im Reichstag zu Worms standhaft geblieben ist. Der Chor unterstrich zunächst mit dem Choral "Nun freut euch, lieben Christen g’mein" und dann mit den musikalischen Botschaften der neuen Lieder "Bist Du bei mir?" und "Dennoch" diese turbulenten Lebensstationen. Cranach kam auf die Kirchenlieder, die Luther komponiert und teilweise getextet hat, zu sprechen. "Damit hast du ein weiteres Mittel entdeckt, das Wort Gottes zu den Menschen zu bringen."

Auch die junge Ehe war Thema des Gesprächs der beiden Freunde. Der Chor sang "Das Hochzeitslied" und Martin danach solo die erste Strophe von "Die beste Zeit im Jahr ist mein", bevor der Chor in die zweite einstimmte. "Ich bin frei, weil Gott mich so annimmt, wie ich bin, allein aus Gnade." beschied Luther seinen Maler-Freund, und weiter: "In frei gewählten Bindungen wird Freiheit gelebt." Die Aufführung endete mit dem bekanntesten, von Luther komponierten und getexteten Reformationslied "Ein feste Burg ist unser Gott", in das die Gemeinde in Ottenbronn zum Abschluss mit einstimmte.

Großer Beifall belohnte alle Akteure: Die beiden Sprecher Martin Haider (Luther) aus Österreich im schwarzen Talar und Barrett und den gebürtigen Tübinger Florian Esche (Cranach) in Leinenhemd, schwarzem Wams sowie blauer Mütze. Sie studierten zusammen am Institut für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart und sind auch im wirklichen Leben Freunde. Vielleicht konnten sie deshalb die beiden Charaktere Luther und Cranach so authentisch lebendig werden lassen. Die Sänger agierten mit Freude und verstanden es, unter der sicheren und akzentuierten Führung von Evelyn Kurzmann sehr gut, alle Stimmungen des Geschehens dem Publikum nahezubringen. Evelyn Kurzmann feierte mit dieser Aufführung ein Jubiläum. Seit 35 Jahren leitet sie den Kirchenchor von Neuhengstett und Ottenbronn. Dafür wurde sie mit herzlichen Dankesworten von Chorsprecher Jochen Kringler und Pfarrer Jörg Schaber geehrt.