Die 16-jährige Claudia Peter begeisterte bei ihrer Vorstellung im Blauen Saal des Paracelsus-Krankenhauses in Unterlengenhardt das Publikum. Foto: Wallburg Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Claudia Peter aus Neuhengstett gibt Konzert

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt/Althengstett-Neuhengstett. Bereits zum zweiten Mal ist Claudia Peter aus Neuhengstett, erst 16 Jahre alt, auf Einladung des Paracelsus-Krankenhauses Unterlengenhardt aufgetreten. Die langjährige Schülerin an der Musikschule Calw gab im voll besetzten Blauen Saal der Klinik ein Klavierkonzert.

Die Pianistin bewies erneut ihre überdurchschnittlichen musikalischen Fähigkeiten am Klavier. Die Zuhörer bewunderten die Brillanz der Künstlerin, die speziell bei den von ihr ausgewählten Stücken an diesem Abend besonders würdevoll zum Ausdruck kamen.

Das Präludium und die Fuge in d-Moll, BWV 875, sind eine von Johann Sebastian Bach geschriebene Komposition. Es ist das sechste Vorspiel und die Fuge im zweiten Buch von The Well-Tempered Clavier, einer Serie von 48 Präludien und Fugen des Komponisten. Hinter dem wohltemperierten Klavier, das Johann Sebastian Bach seinerzeit charmant untertreibend als "besonderen Zeitvertreib" betitelte, verbirgt sich ein wahrer Klavier-Kosmos. Seine Zeitgenossen waren über die bis dahin unerhörte kompositorische Dichte und Vielfalt der Nuancen ebenso verblüfft, wie die darauffolgenden Musiker-Generationen. Die meisterhaften Präludien mit allen erdenklichen Schattierungen sowie die filigranen Kontrapunkt-Techniken in den kunstvoll ausgearbeiteten Fugen gelten nach wie vor laut weltweiter Musikliebhaber und Kritiker als unverzichtbar für eine profunde Technik und für eine reiche Ausdrucksskala. Peter hat dies erneut und bravourös herausgespielt.

Auch Joseph Haydns Sonate Es-Dur Hob.XVI:52 wurde einfühlsam von ihr präsentiert. Ohne Pause ging es weiter zu Robert Schumanns "Abegg-Variationen". Der Name des Werkes geht auf den Namen einer Frau zurück, deren Buchstabenkombination des Nachnamens A-B-E-G-G zu einem Motiv aus den gleichnamigen Noten verarbeitet wurde.

Wer war "Pauline Comtesse d’Abegg", die Widmungsträgerin der Erstausgabe? Wie man heute weiß, handelt es sich um die romantische Mystifikation einer Jugendfreundin namens Meta Abegg, deren Nachname Schumann zu dem Thema a-b-e-g-g inspirierte.

Das Werk stellt insgesamt sehr hohe Anforderungen an jeden Pianisten. Denn manche Teile werden in schnellem Tempo gespielt und beinhalten technische Schwierigkeiten, wie das permanente Bewegen der Hand über die Tastatur in komplizierten, nicht nur tonleiterartigen Sechzehntelläufen, teilweise mit zusätzlichen, simultanen Obernoten in der gleichen Hand, oder das Trillern bestimmter Finger einer Hand, während die anderen gleichzeitig weiter spielen. Peter meisterte diese schnellen Läufe wie auch das letzte, offizielle Stück des Abends, Alexander Skrjabins Sonate Nr. 4 Fis-dur op. 30 ohne jegliche Misstöne und wie alle ihre gespielten Stücke, hoch professionell und beeindruckend, auch ohne Noten.

Mit zwei abschließenden Sondereinlagen belohnte sie schließlich noch ihr begeistertes Publikum und beschloss den besonderen Klavierabend.

Peter erhält bereits seit ihrem fünften Lebensjahr Klavierunterricht in der Musikschule Calw, zunächst bei Marianne Bender und seit 2017 nunmehr bei Mamiko Takegahara. Marianne Bender, Absolventin der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin bei Diethelm Müller-Nilsson, begann 1978 mit ihrer Lehrtätigkeit an der Musikschule Calw. Die erfahrene Klavierpädagogin legt Wert auf frühen Unterrichtsbeginn, möglichst im Vorschulalter. Unter dem Motto "Der Spaß kommt mit dem Können" arbeitet sie sehr viel mit leistungsorientierten Schülern, die auch gerne an Wettbewerben teilnehmen.

Mamiko Takegahara erhielt ihre musikalische Ausbildung in ihrem Geburtsland Japan sowie an der Hochschule für Musik Karlsruhe und dem Conservatoire de Strasbourg in Frankreich bei Sontraud Speidel, Francis Phan Thanh und Amy Lin. Ihr Anliegen ist es, bei ihren Schülern Spielfreude und Musikalität zu wecken, sie für das Erlernen und Beherrschen des Klavierspiels zu motivieren und sie je nach ihren persönlichen Umständen gleichfalls auf internationale Wettbewerbe vorzubereiten.

Bereits einige Preise gewonnen

Von der klassischen Musik ist Peter seit klein auf fasziniert. Sie ist bereits Preisträgerin verschiedener nationaler und internationaler Klavierwettbewerbe wie zum Beispiel dem Münchner Klavierpodium, dem Kleiner-Schumann-Wettbewerb Zwickau, dem internationalen Klavierwettbewerb Jugend Essen, dem Grotrian-Steinweg Klavierspielwettbewerb Braunschweig, dem Steinway Klavierspielwettbewerb Hamburg, dem Nürnberger Klavierwettbewerb sowie "Jugend musiziert" und Klavierwettbewerbe des Tonkünstlerverbandes.

Schon mit zehn und 13 Jahren wirkte Peter als Solistin in Konzerten für Klavier und Orchester mit. 2018 gab sie sogar mehrere Solokonzerte, unter anderem im Rahmen des Euregio Rhein-Waal-Studentenmusikfestivals. Meisterkurse absolvierte sie bereits bei Milana Chernyavska, Barbara Szczepanska, Boguslaw Jan Strobel, Wolfgang Manz und Mikhail Lidsky.

Claudia Peter steht vielleicht eine große und weltweite Karriere bevor. Nach Meinung ihres Vaters, Dietmar Peter, der den Abend moderierte, denkt sie durchaus schon darüber nach, im Anschluss nach dem Abitur am Hermann Hesse-Gymnasium Calw möglicherweise ein entsprechendes Musik-Hochschulstudium zu beginnen.

Die Paracelsus-Stiftung gestaltet Zeit- und Lebensräume für eine menschengemäße Medizin. Als Eigentümerin und Verwalterin der Gebäude und Grundstücke des Paracelsus-Krankenhauses schafft sie die Voraussetzungen für die Arbeit der Einrichtungen im Paracelsus-Zentrum für Anthroposophische Medizin Unterlengenhardt.

Aus dem anthroposophischen Impuls heraus sollen Einrichtungen ermöglicht und getragen werden, in denen Menschen ihr Schicksal und ihre Krankheit als Entwicklungsmöglichkeit erkennen, anerkennen und verwandeln können. Die hier tätigen Menschen wollen entsprechend dem Leitbild der Paracelsus-Stiftung die notwendige heilsame Atmosphäre dafür schaffen.

Seit vielen Jahren veranstaltet das Paracelsus-Krankenhaus in Bad Liebenzell-Unterlengenhardt erfolgreich derartige Konzertabende herausragender Künstler oder auch interessante Vortragsreihen mehrmals im Jahr.