Hier übergibt Schulleiter Friedrich Bausch bei der Abschlussfeier 1979 die Zeugnisse. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Althengstetter Bildungseinrichtung besteht seit 50 Jahren / Lehrer Friedrich Bausch von Anfang an dabei

Angefangen hat es in einer ausgedienten Möbelfabrik, in der man notdürftig Klassenräume eingerichtet hatte. Alles war provisorisch. "Zunächst gab es eine fünfte Klasse", erinnert sich Friedrich Bausch an die Anfangsjahre der Realschule Althengstett.

Althengstett. "Die Klasse hatte 45 Schüler, ich habe sie allein unterrichtet." Bausch ist heute ein rüstiger Rentner von 85 Jahren, Jahrzehnte lang war er Rektor in Althengstett. Zugleich ist Bausch ein Mann, der gerne zurückblickt. "Die Schule war meine Lebensaufgabe", sagt er. Wenn er von den alten Zeiten erzählt, strahlen seine Augen.

"Es waren andere Zeiten damals", erzählt der Mann der ersten Stunde. Willy Brandt war damals Bundeskanzler, Deutschland war noch ein geteiltes Land – und von Handys, Computern und Internet wagte niemand zu träumen. Aber es herrschte Aufbruchstimmung damals – vor allem in Sachen Bildung.

Bausch stammt nicht aus Baden-Württemberg, sondern aus Donauschwaben. Er war zwölf Jahre alt, als er mit den Eltern ins Schwabenland kam. Nach dem Abitur studierte er in Esslingen. "Ich wollte immer Lehrer werden", sagt er im Rückblick. Seine Schwerpunktfächer waren Deutsch und Geschichte, seine erste Stelle in Bad Liebenzell.

Dort besuchten ihn eines Tages zwei Herren der Schulbehörde, in Althengstett solle eine Realschule eingerichtet werden. Die Frage der Besucher war kurz und knapp: "Könnten Sie das übernehmen?"

Guter Erzähler und genauer Beobachter

Nicht alles klappte am Anfang wie geplant. Zwar wurde Bausch bereits 1972 zum Schulleiter ernannt, doch das Provisorium in der Möbelfabrik dauerte viel länger als gedacht. Die umliegenden Gemeinden legten sich jahrelang quer, erst 1981 konnte das moderne, heutige Schulhaus eingeweiht werden. "Da gab es bereits 18 Klassen an der Schule, drei Klassen pro Jahrgang."

Der Rentner Bausch ist ein guter Erzähler und ein genauer Beobachter. Er weiß, wie die Zeiten sich verändert haben. "Althengstett war damals noch viel ländlicher als heute." Auch die Eltern der Schüler dachten damals ganz anders als heute. "Zum Beispiel, wenn man den Eltern eines Mädchens sagte, dass ihre Tochter begabt sei und aufs Gymnasium gehen solle." Meist seien die Eltern damit nicht einverstanden gewesen. "Ach, die Mittelschule genügt doch für die Tochter", hätten die Eltern meist geantwortet, "sie wird später ja doch heiraten".

Dann kam eine "neue Generation Lehrer" an die Schule, erinnert sich Bausch, "die 68er-Generation". Das seien Lehrer in Jeans und mit langen Haaren gewesen, viele hatten neue Ideen über Pädagogik. Das mit den langen Haaren habe er durchaus hingenommen, erinnert sich der ehemalige Rektor. "Da bin ich liberal, schließlich hatten die Männer früher in der Geschichte auch lange Haare." Aber mit dem Duzen der Schüler sei dann doch eine Grenze überschritten worden. "Da habe ich die Lehrer dann ins Rektorat gerufen und ihnen verklickert: So geht es nicht." Allerdings: Die neue Generation habe auch ihr Gutes gehabt, die Lehrer seien nicht viel älter als 25 gewesen und hätten neue Ideen eingebracht. "Es war pädagogisch immer etwas los." Man habe etwa Kontakt zu Auslandsschulen geknüpft, Theaterfahrten unternommen. "Die Kinder gingen gern zu uns in die Schule."

Und wie waren die Schüler damals im Vergleich zu heute, will man wissen? Da muss Bausch kurz nachdenken. "Die Kinder waren noch erzogen", antwortet der Lehrer und fügt hinzu: "Ich sage das ganz provokant". Auch mussten die Kinder damals noch zu Hause mithelfen. Und natürlich: Es gab keine Handys und keine Computer, die die Schüler heute ablenken. "Die Kinder konnten noch sitzen und zuhören – das Zappelphilipp-Syndrom gab es damals nicht."

Das allererste Jahr war das schönste

Bis 1997 war Bausch Schulleiter. Noch heute trifft er in Althengstett und Umgebung ehemalige Schüler. "Ich habe immer noch Kontakt, bin zu Klassentreffen eingeladen." Und wenn er die Wahl hätte, würde er noch mal Realschulrektor und Lehrer in Althengstett werden? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Unbedingt!".

Und dann sagt der 85-Jährige noch etwas sehr Bemerkenswertes: Das erste Jahr an der neugegründeten Realschule Althengstett, damals 1970, noch in der ehemaligen Möbelfabrik, die fünfte Klasse mit 45 Schülern, "das war mein schönstes Schuljahr gewesen".