Die Klezmer-Band "Jontef" war in der Althengstetter Markuskirche zu Gast. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Klezmermusik: Band "Jontef" erneut zu Gast im Gäu / Einblick in jüdische Kultur und Alltag

Althengstett. Seit mehr als drei Jahrzehnten bietet die Formation "Jontef" um Sänger Michael Chaim Langer jiddische Musik im Klezmer-Stil und beste Unterhaltung. Nun kam das Althengstetter Publikum in den Genuss dieser Mischung. Auf ihrer diesjährigen Tour machten sie Halt in der Markuskirche.

Ein Wiedersehen

Rund 100 Zuschauer fanden den Weg in die Gäugemeinde, um "Jontef" zu erleben. Viele wussten bereits, was sie erwartet. Denn das Quartett war vor drei Jahren schon einmal zu Gast.

Dieses Mal präsentierte die Band ihr aktuelles Programm mit dem Namen "Wos wird sajn?". Auch diesmal gab es wieder die gewohnte Mischung aus Melancholie und Witz. Langer erzählte zudem immer wieder Anekdoten und gab so einen Einblick in jüdische Kultur und Alltag.

So erklärte er beispielsweise, wie wichtig die Heilige Schrift im Judentum ist. Zudem habe das Erlernen und Befolgen der Regeln des Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, einen hohen Stellenwert. "Doch am meisten geschätzt wird der Scharfsinn der Kombination", erzählte Langer. Amüsant erklärte er, zu welchen Spitzfindigkeiten die Auslegung dieser Regeln führen. So versuchten jüdische Gelehrte zu klären, an welchem Wochentag Eva in der Genesis die verbotene Frucht gegessen habe. An einem Sabbat könne es ja wohl nicht gewesen sein, da sei die Arbeit ja verboten.

Feinsinnige Art gefällt

Auch die Beschaffenheit der Leiter aus dem Traum Jakobs habe man zu ergründen versucht. Wie viele Sprossen habe sie und wie lang sei sie gewesen? War es eine Strick- oder eine Schiebeleiter? Hatte sie am oberen Ende eine Plattform? "Und warum brauchen Engel eine Leiter, wenn sie doch eigentlich Flügel haben?", fragte Langer ironisch in die Runde der Zuhörer.

Dem Publikum gefiel die feinsinnige Art Langers. Auch der fremde und doch vertraute Klang der jiddischen Sprache kam bei den Zuschauern an. Wer den ein oder anderen Liedtext doch nicht ganz verstand, konnte diesen im Programmheft nachschauen.

Jiddisch ist ursprünglich die Sprache der aschkenasischen Juden. Vor mehr als 1000 Jahren entstand sie als eine Mischung der Ausdrucksweisen der Länder, in denen die Juden lebten. Deshalb finden sich im Jiddischen deutsche, slawische, romanische und auch hebräische Einflüsse.

Auch der Bandname "Jontef" ist Jiddisch und bedeutet so viel wie "Festtag". Und einen solchen erlebte das Publikum beim Konzert. Musikalisch auf hohem Niveau begleiteten Joachim Günther an der Klarinette und dem Akkordeon, Wolfram Ströle an der Violine und der Gitarre sowie Peter Falk am Kontrabass. Sänger Michael Langer übernahm ab und zu die Percussions. So unterhielten sie die Zuschauer mit Liedern, kurzen Geschichten und virtuosen Instrumentalstücken.