Bürgermeister Clemens Götz (von links), Mona Gehäuser, Ortsvorsteher Richard Dipper, Loreto Aravena, Bäcker Klaus Müller, Samar Ramadan und Mahak Khan freuen sich über den neuen Ofen im Ottenbronner Backhaus.Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Neue elektronische Schamottöfen in Backhäusern Althengstett und Ottenbronn / Teil eines Integrationsprojekts

Die Backhäuser sind ein traditionelles Zentrum vieler Dörfer. Dort traf man sich früher, buk und tauschte sich aus. In Althengstett und Ottenbronn erhielten diese beliebten Treffpunkte jetzt ein Update – mit integrativem Hintergedanken.

Althengstett. Essen verbindet     – Familie, Freunde oder verschiedene Kulturen. Und auch das gemeinsame Zubereiten von Speisen bringt unterschiedliche Menschen zusammen. Das ist der Kerngedanke des Projekts "Gemeinsam backen", welches die Althengstetter Integrationsmanagerin Loreto Aravena gemeinsam mit ihrer Kollegin Mahak Khan angestoßen hat.

Niederschwelliges Angebot eingerichtet

"So ein Backhaus ist ein Treffpunkt für Alt und Jung", meint Aravena. Nur seien bisher viele Menschen, darunter auch diese mit Migrationshintergrund oder Asylbewerber, von der Benutzung ausgeschlossen. Und zwar nicht, weil irgendeine Regel es verbiete. Sondern weil man zur Befeuerung der Öfen getrocknetes Astholz brauche. Dies könne man nirgends kaufen. Man brauche eine Streuobstwiese oder ein Grundstück mit Bäumen, um an dieses Holz zu kommen. Viele Menschen hätten das nicht.

"Deshalb kam uns die Idee, die Backhäuser zusätzlich mit Elektroöfen auszustatten", erklärt Aravena. Für diese brauche man keinen Brennstoff. Das Angebot sei somit niedergeschwelliger annehmbar. Auch Menschen, die kein eigenes Holz mitbringen könnten, sei es so möglich, die Einrichtung zu nutzen.

"Ich denke, wenn man sich beim gemeinsamen Backen trifft, tauscht man sich auch aus", beschreibt die Integrationsmanagerin ihren Plan. So könnten Einheimische und Asylbewerber ins Gespräch kommen. Gegessen und gebacken werde schließlich überall. Man könne voneinander lernen und Neues kennenlernen. Aravena hofft, dass das zu Toleranz und Akzeptanz untereinander führt. In der Gesamtgemeinde gebe es aktuell 105 Asylbewerber. Rund zehn Prozent der Bevölkerung hätten eine nicht-deutsche oder doppelte Staatsbürgerschaft.

Neue Öfen kosten selbstverständlich Geld. Mit etwa 9000 Euro schlagen die beiden in Ottenbronn und Althengstett zu Buche. Doch die Integrationsmanagerin Aravena konnte Fördergelder in Höhe von 6000 vom EU-Förderprogramm Leader Heckengäu an Land ziehen. Und so konnten am Freitag die Öfen endlich eingeweiht werden.

In einem kleinen Kurs wurden Interessierte in die Bedienung des elektronischen Schamottofens eingewiesen. Auch bei diesem Modell werden Steine erwärmt, welche dann als Hitzequelle dienen. So buken ein paar Frauen gemeinsam mit Aravena am Freitagvormittag in Ottenbronn zahlreiche Brote und Kuchen – traditionell von heiß nach kalt.

Dazu gab es am Nachmittag einen kleinen Festakt, zu welchem Bürgermeister Clemens Götz, weitere Vertreter der Gemeinde und von Vereinen sowie interessierte Bürger gekommen waren.

"Ich bin ja selbst eine Art Immigrant", meinte Götz in seiner Ansprache. Er sei zugezogen, wie auch zwei Drittel der Althengstetter Bevölkerung in den vergangenen 50 Jahren. Durch die neuen Öfen könnten auch die ohne eigenen Grund und Boden, und somit ohne benötigtes Astholz, das Backhaus nutzen. Er bedankte sich bei den Integrationsmanagerinnen für ihren Einsatz, bei Leader Heckengäu für die Förderung und forderte Bürger sowie Vereine auf, das Angebot zu nutzen und so die Tradition aufrecht zu erhalten.

Gemeinsame Verkostung

Mona Gehäuser von Leader Heckengäu war am Freitagnachmittag in Ottenbronn ebenfalls vor Ort, um sich von der Umsetzung des Projekts persönlich zu überzeugen. "Wir sind stolz, so ein tolles Projekt unterstützen zu dürfen", meinte sie. Backhäuser gehörten einfach zu einem traditionellen Ortsbild. Wenn diese Gebäude dann noch der Integration dienten, sei es umso besser.

Gemeinsam verkosteten die Gäste die im vormittäglichen Kurs gebackenen Spezialitäten. Bauernbrote und Butterkuchen standen bereit. Außerdem hatte die seit drei Jahren in Althengstett lebende Samar Ramadan süße Spezialitäten aus ihrer syrischen Heimat vorbereitet. Auch diese stießen auf großen Anklang.

Das Backhaus kann über die Gemeinde von Vereinen und Privatpersonen gemietet werden. Außerdem gibt es VHS-Kurse, welche das Backen im Backhaus näher bringen.