Nicht alles lief beim Homeschooling glatt. (Symbolbild) Foto: © fizkes – stock.adobe.com

Schulen ziehen Bilanz: "Rahmenbedingungen waren katastrophal". Datenschutz durchkreuzt Planungen.

Althengstett - Bei der Sitzung des Nachbarschaftsschulverbandes in Althengstett stand eine Frage im Vordergrund: Wie haben die Gemeinschaftsschule (GMS) und die Realschule auf Corona reagiert? Elke Ruf, Schulleiterin der GMS, und Christa Wurster-Zischler, Realschulrektorin, berichten von ständigen Veränderungen, den Schwierigkeiten mit E-Learning und davon, wie Lerndefizite ausgeglichen werden.

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Mitte März standen die Gemeinschaftsschule und die Realschule Althengstett vor derselben Frage: Das Land hat die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig geschlossen. Wie also sollten die Schüler unterrichtet werden? "Die Rahmenbedingungen waren katastrophal, kaum hat man eine Verordnung umgesetzt, kam eine andere. Planerisch war es für Lehrer und Eltern nicht leicht. Die Infrastruktur für den Fernunterricht fehlte komplett", sagt Christa Wurster-Zischler, Realschulrektorin. Das einzig Gute daran sei, dass so die Digitalisierung Fahrt aufgenommen habe.

Der Datenschutz habe der Realschule aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Wir haben für das kommende Schuljahr 107 Anmeldungen für die Klasse fünf. Bei der Anmeldung müssen Eltern weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse angeben. Wir haben dann darum gebeten, das freiwillig zu tun. Das ist eine schlechte Basis, wenn ich um etwas bitten muss, was ich dringend brauche", findet die Realschulrektorin. Beim Thema Videokonferenzen genau dasselbe: "Wir hatten einen Anbieter, bei dem es gut funktioniert hat, aber aus datenschutzrechtlichen Gründen mussten wir den Anbieter wechseln und prompt gab es Schwierigkeiten", erklärt Wurster-Zischler.

Für den Fernunterricht mit den Schülern nutzten beide Schulen eine Online-Plattform, auf der Lernmaterial hochgeladen werden kann. An der GMS sollten damit vor allem die weiterführenden Klassen arbeiten, denn die Einarbeitung ist kompliziert. "Die Anleitung haben wir auch auf Arabisch übersetzt, damit sich alle Schüler einarbeiten können. Wir wissen nicht was noch kommt und müssen vorbereitet sein", erklärt Elke Ruf, Schulleiterin. Den Schülern, die kein Equipment zu Hause hatten, wurden Laptops und Drucker zur Verfügung gestellt und wer mit dem digitalen Lernen nicht zurechtkam, habe eine Förderklasse besuchen können. "Für die Grundschüler sind die Lehrer mit dem Fahrrad zu jedem nach Hause gefahren und haben die Hausaufgaben abgegeben und wieder eingesammelt", erklärt Ruf weiter.

Vor den Ferien Unterricht bis zuletzt

Etwa zwei Wochen habe es gedauert, bis sich etwa 85 Prozent der Schüler bei der Plattform angemeldet hatten. Wer am Online-Unterricht nicht teilnahm oder seine Hausaufgaben nicht einreichte, wurde von der Schule kontaktiert. "Wir haben jede Woche bei den Eltern angerufen", sagt Ruf. Den Schulstoff hätten die Schüler relativ gut aufgenommen, deshalb müsse der Lehrplan für kommendes Schuljahr auch nicht umgestellt werden. "Die leistungsstarken Schüler haben von dieser Phase profitiert, die leistungsschwächeren sind gleich geblieben", fasst Ruf zusammen.

Jetzt, wo zumindest der Unterricht für die Grundschüler wieder relativ normal läuft, fahre die Schule ein abgespecktes Unterrichtsprogramm mit Deutsch, Mathematik und Englisch. Die Klassen zu mischen ist nicht erlaubt, deshalb können Wahlpflichtfächer nicht stattfinden. "Wir werden auch bis zur letzten Minute unterrichten, nicht wie sonst vor den Sommerferien. Die letzten beiden Wochen der Sommerferien bieten wir sogenannte ›Lernbrücken‹ an, für Kinder, die Nachholbedarf haben", erklärt Ruf.

Realschulrektorin Wurster-Zischler ist der Meinung, dass Schule keine Bildungsfrage sei, die sich an den drei Hauptfächern festmache. Zum Beispiel der Religionsunterricht sei ihrer Meinung nach elementar gewesen, um die Schüler auch emotional abzuholen. "Wir haben dann ein neues Fach namens ›Hope‹, wie Hoffnung, eingeführt, welches mit den Bestandsgruppen stattfinden konnte", erklärt die Realschulrektorin. Noch bevor die "Lernbrücken" vom Land verordnet wurden, habe die Realschule mit dem Zusatzunterricht ›Help‹, auf Deutsch Hilfe, versucht die Lernlücken aufzuholen. "Vier Mal die Woche findet der Zusatzunterricht statt. Deshalb brauchen wir das Angebot in den Sommerferien nicht", erklärt Wurster-Zischler.

An was es den Schülern gefehlt hat, damit keine Lücken entstanden wären, fragt Lothar Kante vom Nachbarschaftsschulverband. "Die Basis des Fernunterrichts war nicht gut. Wir konnten nichts benoten, weil wir auch nicht wussten, ob die Hausaufgaben wirklich von dem Schüler kommen, oder sie vielleicht die Eltern gemacht haben. Außerdem wurde ja recht schnell entschieden, dass alle versetzt werden", erklärt Wurster-Zischler. Falls die Schüler der Realschule unter normalen Umständen nicht versetzt worden wären, werde das im Zeugnis stehen. Die Realschulrektorin müsse auch dazu sagen, dass keine Abschlussklasse so gut vorbereitet worden sei, wie in diesem Jahr. "Durch die kleinen Klassen steigt die Effizienz", findet Wurster-Zischler. Der Leistungsnachweis sei für die GMS aktuell schwer messbar. "Vielleicht zeigt sich das im kommenden Schuljahr", sagt Ruf. Aber Fakt sei auch, dass es selbst im Präsenzunterricht Schüler gebe, die man nicht erreiche. Das liege nicht allein am Fernunterricht.