Rund 4000 Quadratmeter zusätzliche Lagerfläche stehen dem Bauzentrum Kömpf künftig in den ehemaligen Putzmeister-Hallen in Althengstett zur Verfügung. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Fläche in ehemaligen Putzmeister-Hallen angemietet

Althengstett/Calw. Der Onlinehandel hat in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Erneut kräftige Zuwächse verbuchte der Internet-Handel in Deutschland 2020 durch das veränderte Kaufverhalten während der Corona-Krise. Allein im August steigerte die Branche nach Angaben der Statistischen Bundesamts ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahresmonat um 22,9 Prozent. Von April bis Juni habe der reale Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresquartal bei 32 Prozent gelegen. Von 1999 bis 2019 konnten Onlinehändler ihre Umsätze mehr als verdoppeln, das Plus betrug 120,3 Prozent, so die Statistiker. Wird der stationäre Handel damit zum Auslaufmodell? "Ganz und gar nicht", sagt dazu Wolfgang Kömpf, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauzentrums.

 

Das Unternehmen erweitert nun seine Lagerkapazitäten und hat zusätzliche Flächen in Althengstett angemietet, nicht für Endkunden, sondern für interne Prozesse. Dem Onlinehandel kann sich das Calwer Unternehmen zwar nicht verschließen. Die Entwicklung in der Branche wird sich laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) nicht umkehren, die Nachfrage steigt, auch bei Kömpf. 40 bis 50 Prozent des Jahresumsatzes generiere man inzwischen online, gibt der Geschäftsführer an. "Zentrales Standbein ist und bleibt für uns aber der stationäre Handel, den wir weiter stärken wollen", betont Kömpf. Stationär eingekauft würden häufig Fliesen, Bodenbeläge, Türen und Holz, online eher Spezialsortimente wie Teichtechnik.

In Sachen Digitalisierung sieht man sich bei Kömpf "gut aufgestellt". Mit den selbst entwickelten Easy-Kauf-Terminals im Geschäft kann der Kunde am Bildschirm auf Informationen zu mehr als 250 000 Produkten zugreifen, die man nicht im Geschäft findet und dort auch niemals unterbringen könnte. "Man kann sehen, wo im Lager wie viel Vorrat von welchem Artikel vorhanden ist", sagt Kömpf. Easy-Kauf greift auf die gesamte Warenwirtschaft des Unternehmens zu und verbindet stationären Handel sowie große Online-Welt.

Künftig zusätzlich 4000 Quadratmeter

In Unterhaugstett unterhält das Bauzentrum Kömpf bereits eine Lagerfläche von rund 8700 Quadratmetern. Zusätzliche Lagerkapazitäten werden nun auf einer Fläche von rund 4000 Quadratmetern in einem Teil der Hallen der ehemaligen Firma Putzmeister in Althengstett geschaffen.

Dass zusätzliche Lagerfläche auch dem stationären Handel zugute kommen kann, erläutert Kömpf am Beispiel von Bauholz, das man vor rund zwei Jahren ins Sortiment aufgenommen habe. "Das ist derzeit ein großes Thema", denn es gebe massive Lieferengpässe. Viel verarbeitetes Holz werde derzeit in die USA verkauft, so Kömpf. Der Grund: Wegen Corona hat die Holzindustrie dort ihre Produktion heruntergefahren, der Bedarf ist jedoch enorm. Weil die US-Amerikaner höhere Preise zahlen als die Händler hierzulande, geht das Holz ins Ausland. Das Nachsehen haben dann die Schreiner und Zimmerer hierzulande. Ausreichend Lagerfläche zur Verfügung zu haben, bedeute, den Kunden wieder ausreichend Bauholz anbieten können, wenn wieder mehr davon geliefert werde, so der Geschäftsführer im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Fast jeder dritte Online-Käufer war 2020 älter als 60 Jahre – nach knapp einem Viertel im Jahr 2019, wie aus einer Studie im Auftrag des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH) hervorgeht. Vier von zehn Kunden kaufen demnach inzwischen mehr als einmal pro Woche im Netz ein. Fast drei von vier Nutzern wollen künftig mehr oder genauso viel im Internet bestellen. Vor einem Jahr hatte nur gut jeder Zweite dies vor. Verbraucher kauften laut BEVH im vergangenen Jahr im Internet vor allem deutlich mehr Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogeriewaren und Medikamente. Die Corona-Pandemie habe die Entwicklung des Handels hin zum E-Commerce deutlich beschleunigt, gab der Verband an. Der Umsatz mit Medikamenten im Internet erhöhte sich laut Verband 2020 um fast 54 Prozent, der Handel mit Lebensmitteln um zwei Drittel. Der Handel mit Drogeriebedarf sei um mehr als 35 Prozent geklettert. Für dieses Jahr setze die Branche auf 12,5 Prozent Wachstum bei Waren.