An der Althengstetter Gemeinschaftsschule wird seit Montag in den Klassen 1 bis 9 wieder Deutsch und Mathematik gepaukt. Foto: Selent-Witowski Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Althengstetter Gemeinschaftsschüler pauken zwei Wochen vor Ferienende schon wieder Deutsch und Mathematik

Für 124 Kinder und Jugendliche sowie 16 Lehrer war an der Althengstetter Gemeinschaftsschule bereits am Montag, zwei Wochen vor dem Ende der Sommerferien, der erste Schultag. Dort startete das Projekt "Lernbrücken".

Althengstett. Von Mitte März bis Mitte Juni haben die Schüler der Althengstetter Gemeinschaftsschule (GMS) wegen Corona und der Schulschließung sich durch Homeschooling den Unterrichtsstoff auf ganz andere Art und Weise als gewohnt aneignen müssen. Die dadurch entstandenen Lücken sollen mit den "Lernbrücken" geschlossen werden. Um schwächeren Schülern die Chance zu geben, in den Fächern Deutsch und Mathematik aufzuholen, hat Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) das Projekt ins Leben gerufen. In Baden-Württemberg haben sich 61 500 Schüler und 6500 Lehrer zum Projekt angemeldet. 1900 allgemeinbildende und rund 160 berufliche Schulen starten über die "Lernbrücken" ins neue Schuljahr.

Soziale Kontakte und Förderung

Der Schwerpunkt beim Zusatzunterricht liegt in den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1. "Wir sehen das hier ganz und gar nicht nur als Unterstützung für die Schwächeren", sagt GMS-Rektorin Elke Ruf im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Vielmehr gehe es bei dem freiwilligen Angebot um die sozialen Kontakte der Schüler und ihre Förderung durch Lehrer, die – bei allem Engagement der Mütter und Väter – eben eine andere sei als die beim Homeschooling.

In den Klassen 1 bis 9 würden die 124 Schüler derzeit täglich von 9 bis 12.30 Uhr unterrichtet. "Ich war baff", sagt die Schulleiterin zur Resonanz ihrer Kollegen, die sich sofort bereit erklärt hätten, den Zusatzunterricht zu übernehmen und vorzubereiten. "Es geht nicht nur darum, Verpasstes aufzuholen, sondern es ist immer sinnvoll, bereits Gelerntes zu vertiefen. Und das tun wir hier jetzt zwei Wochen lang ganz intensiv." Man sehe die beiden Wochen als wichtiges Training. Ruf lobt das "stimmige, gute Konzept" der Kultusministerin: "Es ist eine gute Idee und auch mutig, an die Sommerferien heranzugehen und diese zu verkürzen".

Auch in Sachen Digitalisierung hat sich an der GMS während der Sommerferien einiges getan. Laut Ruf ist der WLAN-Zugang für alle Klassenräume eingerichtet, und damit ist die Einrichtung weiter als viele andere. Tablets wurden bereits angeschafft. Bis nach den Herbstferien soll alles fertig sein und dieser Lernbereich zur ohnehin immer stärker digitalisierten Lebenswelt der Schüler gehören. Das Lernen im Tablet-Unterricht, also am und mit den Geräten, wird künftig den Schulalltag stärker als bisher prägen – in Corona-Zeiten ohnehin unverzichtbar.

Keine Ausstattung ohne Konzept

Dass die groß angelegte Initiative zur Digitalisierung der Schulen in Deutschland nur schleppend vorankommt, stößt bei der GMS-Leiterin auf Unverständnis. Wie berichtet, ist von den fünf Milliarden Euro des Digitalpakts Schule bislang nur ein Bruchteil abgerufen geworden. Das teilte der Digitalverband Bitkom unlängst mit.

Der Digitalpakt Schule war am 17. Mai 2019 in Kraft getreten. Dem war ein langer Streit zwischen Bund und Ländern vorausgegangen, weil das Grundgesetz geändert werden musste, damit der Bund das Geld zur Verfügung stellen darf. In Bildungsfragen haben nämlich allein die Länder das Sagen. Bis 2024 stellt der Bund mit dem Pakt Geld für die Digitalisierung von Schulen bereit. Hinzu kommt laut Bitkom ein Eigenanteil der Bundesländer von 555 Millionen Euro. Die Schulträger können beim jeweiligen Land Fördermittel beantragen. "Man kann nicht immer nur sagen, wir Schulen kriegen nix, sondern man muss Zeit und Arbeit in den Medienentwicklungsplan investieren. Ein fertiges Konzept muss da sein, sonst gibt es keine Förderung", betont Ruf. Für jeden Fachbereich an der GMS werde der Einsatz digitaler Medien künftig ganz genau festgelegt sein.

Ein Thema wird Schüler und Lehrer an der GMS freilich weiter begleiten: Corona und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen. "Neu ist, dass die Schüler jedes Mal die Maske aufsetzen müssen, wenn sie ihren Platz im Klassenzimmer verlassen oder sich im Schulhof aufhalten", sagt Ruf. Gegessen werden müsse drinnen. Wie es um die geplanten Klassenfahrten stehe, sei noch unklar: "Ich bin erst mal froh, dass zum Start Mitte September alle Schüler kommen dürfen und alle Fächer unterrichtet werden. Nur singen dürfen wir nicht, aber das ist verschmerzbar"