Neue, bezahlbare Wohnungen könnten in Althengstett in absehbarer Zeit durch eine Wohnungsbaugesellschaft in Eigenregie errichtet werden. Foto: Pedersen Foto: Schwarzwälder Bote

Immobilien: Überlegungen zur Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft reifen / Interkommunale Lösung angestrebt

Wohnungen kaufen, bauen, verwalten und bewirtschaften – das tut man in Althengstett womöglich in absehbarer Zeit über eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft. Aber nicht alleine, sondern möglichst mit weiteren Gemeinden unter dem Dach einer Genossenschaft, GmbH oder gemeinnützigen GmbH.

Althengstett. "Einfluss auf die Mietpreise haben wir nur bei Wohnungen im eigenen Besitz", betonte Bürgermeister Clemens Götz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Auch andere Kommunen im Kreis seien an einer solchen Wohnungsbaugesellschaft interessiert, "es hat schon Gespräche mit Bürgermeisterkollegen gegeben".

Beherrschendes Thema im Großraum Stuttgart

Soziale, ökologische und ökonomische Aspekte sollen künftig bei der Planung, Errichtung, beim Betreiben sowie der Unterhaltung von neuen oder eigenen Gebäuden sowie solchen, die von der Kommune gekauft werden sollen, nachhaltig über eine Gesellschaft gewährleistet werden. "Siedlungsdruck, Wohnungsnot und das Ansteigen der Immobilien- und Mietpreise sind in den vergangenen Monaten und Jahren zu einem beherrschenden Thema im Großraum Stuttgart im Allgemeinen und in Althengstett im Besonderen geworden", heißt es dazu von der Gemeindeverwaltung. Die Wohnungen, die im Lauf der vergangenen Jahre in Althengstett entstanden seien, würden jeweils hohen Standards – Tiefgarage, Aufzug, Hausmeisterservice, Ausstattung – genügen, was sich im Preis widerspiegle. "Der Bedarf für diese Wohnungen bestand und besteht weiterhin, wie die sehr gute Nachfrage nach diesen Wohnungen zeigt. Außerdem besteht jedoch in Althengstett auch ein hoher Bedarf nach Wohnungen im mittleren und günstigeren Preissegment, der vom freien Markt nur wenig gedeckt wird", heißt es in der Beratungsvorlage. Und weiter: "In einem Markt, in dem die Nachfrage deutlich höher ist als das Angebot, steigen die Preise deutlich. Das Fehlen von günstigem Wohnraum führt jedoch zu Fehlsteuerungen und Verwerfungen innerhalb der Bürgerschaft: Junge Familien müssen von Althengstett wegziehen, da sie keine Wohnungen finden. Ältere Personen ziehen nicht von größeren Häusern oder Wohnungen in eine altersgerechte Wohnung mit kleinerer Wohnfläche, weil die Miete bei einem Wohnungswechsel zu hoch ist".

Um auf Dauer wirksam in diesem Preissegment Wohnungen anbieten zu können, seien verschiedene Wege möglich, betonte der Rathauschef. Dies seien insbesondere Wohnbaugenossenschaften, gemeinnützige Wohnbauunternehmen oder kommunale Wohnbauunternehmen. Nur auf die Gesellschaftsform "Kommunale Wohnbauunternehmen" habe die Gemeinde selbst Einfluss und könne eine solche gründen. Im Verbund mit anderen Kreisgemeinden und mit Unterstützung durch das Landratsamt hätten zu dieser Thematik erste Gespräche stattgefunden, wobei derzeit noch nicht beurteilt werden könne, ob dies zu einem wirtschaftlich tragbaren Konzept führe und welche Rechtsform letztlich dem Gemeinderat vorgeschlagen werde. Dazu befinde sich das Projekt noch in einem zu frühen Stadium.

"Auch ein kommunales Wohnungsbauunternehmen gehorcht den Gesetzen des Marktes", betonte Götz. Es erhalte keine günstigeren Baupreise, habe die gleichen Auflagen wie andere Bauherren zu beachten und müsse letztlich eine Miete erwirtschaften, die die Kosten deckt. Es könne jedoch gerade in Zeiten, in denen der freie Markt vor allem das höherpreisige Segment bediene oder die Mietpreise wegen hoher Nachfrage überproportional ansteigen, "Ungleichgewichte ausgleichen". Außerdem könne es öffentliche Zuschüsse abrufen und in vollem Umfang an die künftigen Nutzer weitergeben. "Im Interesse einer vielfältigen Bürgerschaft Althengstetts soll deshalb die Möglichkeit geprüft werden, eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Diese sollte im Interesse einer angemessenen Größe mit anderen Kreisgemeinden zusammen errichtet werden", heißt es in der Sitzungsvorlage weiter.

Weiterführende Gespräche geplant

Die Kreisbau zeige wenig Engagement, was bezahlbaren Wohnraum angehe, "sondern es geht nur um die Bestandsverwaltung", äußerte sich Gemeinderat Lothar Kante (SPD). Es sei wünschenswert, dass der Landkreis nicht nur berate, sondern sich stärker bei dieser Thematik einbringe.

Ratskollege Rainer Kömpf (Unabhängige Wählervereinigung) sah noch einigen Klärungsbedarf: "Ich möchte genau wissen, was bei der Gründung einer solchen Gesellschaft auf uns zukommt", betonte er und bat die Verwaltung, einen Experten zu diesem Thema in eine der nächsten Sitzungen einzuladen.

Das Ratsgremium nahm die Überlegungen zur Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft zustimmend zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung mit weiterführenden Gesprächen.