Das Sportschießen hat eine besondere Faszination. Foto: Schützengilde Balingen

Seit über einem Jahr geht bei der Schützengilde Balingen so gut wie nichts mehr. Aufgrund von Corona ist das Vereinsleben des traditionsreichen Schützenvereins im Zollernalbkreis zum Erliegen gekommen. Und auch das im September 2020 verschärfte Waffenrecht erschwert die Gewinnung von Nachwuchsschützen. 

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Die Schützen sind immer wieder konfrontiert mit den üblichen Vorurteilen. Doch Leichtfertigkeit im Gebrauch von Waffen kann man den Sportschützen nicht vorwerfen. Das Waffenrecht ist in Deutschland sehr streng und durch die jüngste Anpassung 2020 ist es möglich, den Zyklus einer Waffe vom Händler oder Importeur bis zu ihrer Vernichtung nachzuverfolgen. Der Schießsport hat in Deutschland eine lange Tradition und setzt mittlerweile auf Transparenz. 

Rigides Waffenrecht

Für den Verein ist die Gewinnung von Nachwuchsschützen von großer Bedeutung. Ein großes Problem ist die Altersbeschränkung beim Sportschießen. Oberschützenmeister Christoph Büchert weiß um die Faszination seiner Sportart, die seit 1896 olympisch ist. "Das Problem im Nachwuchs haben wir schon länger. Kinder unter zwölf Jahren dürfen laut Waffenrecht nicht mit einem Luftgewehr schießen. In der Zwischenzeit ist es so, dass durch die Einführung des Laserschießens eine rechtliche Möglichkeit entstanden ist."

Vereine arbeiten zusammen

So habe der Partnerverein, der Schützenverein Frommern, Geld in die Hand genommen und eine solche kostspielige, moderne elektronische Anlage installiert. Dadurch habe der Verein die Chance, auch Jüngere an den Schießsport heranzuführen, so Büchert. Jugendliche könnten so die Grundlagen per Lasertechnik erlernen. Die Lasergewehre werden in der Regel auch von den Vereinen zur Verfügung gestellt. 

Besondere Faszination

Die Faszination des Schießsports beschreibt Christoph Büchert als "stetige Weiterentwicklung der eigenen Präzision in Zusammenarbeit mit dem eigenen Körper". Es sei ein Dreiklang aus mentalem, körperlichem Training und dem eigentlichen Schießtraining. Die Konzentrationsfähigkeit werde merklich gesteigert: "Vom Auge bis zur Hand bildet alles eine Einheit und das muss natürlich koordiniert werden vom Gehirn und das fordert dann natürlich auch Leistung", verdeutlicht der Balinger Oberschützenmeister. Das Luftgewehrschießen und Luftpistolenschießen geht für Kinder ab zwölf Jahren los. Ab 18 Jahren darf man Kleinkaliber schießen.

Eine vielfältige Sportart

Der Schießsport ist sehr vielfältig. Bogen, Flinte, Gewehr und Pistole sind olympische Disziplinen. Darüber hinaus gibt es Armbrustschießen, laufende Scheibe, Target Sprint/Sommerbiathlon und Vorderlader. "Ein Waffenbesitz erfordert Zuverlässigkeit", betont Christoph Büchert: "Es ist nicht so, dass man so einfach sagt, ich schieß jetzt ein paar Mal und bekomme eine Waffe. Im sportlichen Schießen ist es an sehr sehr viele Vorgaben geknüpft. So muss der Schütze mindestens ein Jahr Mitglied in einem Verein sein und regelmäßig trainieren. Er muss gewisse Altersgrenzen erfüllen. Er muss einen Sachkundenachweis erbringen. Das heißt, er muss die rechtlichen Grundlagen kennen und einen sicheren Umgang mit der Waffe nachweisen." Der Verein bestätigt dann, dass der Schütze ordentlich trainiert hat. Der Verband überprüft dann die Eignung anhand von Daten des Verfassungsschutzes.

Bereicherung durch Lasertechnik

Auf die Zukunft des Schießsports angesprochen, sagt der Balinger Oberschützenmeister: "Das Lichtgewehrschießen bietet eben einen schnellen Einstieg für Leute, die nicht diesen langen Weg auf sich nehmen können oder wollen. Das Laserschießen wird jedoch nur ein weiterer Bestandteil sein. Ich bin nicht überzeugt davon, das irgendwann unsere 'normalen Waffen', also die Federdruckgetriebenen oder Luftdruckgetriebenen verschwinden werden. Die wird es weiterhin geben. Das wird - wie das Bogenschießen - was ja auch ein Teil unserer Schützenkultur ist, genauso parallel betrieben werden."

Die Schützengilde Balingen hat acht Jugendliche in der Schützenjugend. Mitgliederwerbung betreibt der Verein vor allem im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Im Alter zwischen 30 und 40 Jahren hatte der Verein vor Corona gute Zuwächse. Doch durch die Pandemie hat der Verein einige Mitglieder verloren, da eben regelmäßiges Training auf der Schießbahn nicht möglich war. Der Schützengilde fehlt, wie anderen Sport- oder Musikvereinen, darüber hinaus einfach auch die Plattform sich zu präsentieren. Vereinsmeisterschaften oder Grillfeste dürfen nicht stattfinden und die Geselligkeit kann nicht gelebt werden. "Das fehlt eben einfach komplett", betont Büchert. Einen Hoffnungschimmer gibt es aber, seit Ende April dürfen unter strengen Auflagen wieder zwei Schützen gleichzeitig am Training teilnehmen.

Die Schützengilde Balingen ist einer der ältesten Vereine in Balingen. Die Tradition geht Hand in Hand mit der Innovation. "Verein kommt von vereint", sagt Christoph Büchert. Zum einen sei man im Verein stolz auf die Tradition und dass man seit 1834 existiert, zum anderen sei man stolz auf die modernen Anlagen und dass man versucht am Puls der Zeit zu sein und sich immer mal wieder bemüht neue Akzente zu setzen.