Andreas Kaphegyi erläutert inmitten den Altensteiger Waldes die bestehende Situation und erklärt die Zukunftsplanung der Forstverwaltung. Foto: Stadler

Begutachtung: Zur Forsteinrichtung für die nächsten zehn Jahre tagte der Altensteiger Gemeinderat im Wald

Der Altensteiger Gemeinderat kümmert sich um die Zukunft seines Gemeindewaldes. Deshalb tagte das Gremium im Forst bei Fünfbronn.

Der Altensteiger Gemeinderat kümmert sich um die Zukunft seines Gemeindewaldes. Deshalb tagte das Gremium im Forst bei Fünfbronn.

Altensteig. Bei einer Waldbegehung informierte die Forstverwaltung die Ratsmitglieder von Altensteig über den Forsteinrichtungsplan für die kommenden zehn Jahre. Da der Gemeinderat nicht vollzählig erschienen und damit nicht beschlussfähig war, muss der Beschluss des Gremiums nachgeholt werden.

Alle zehn Jahre ist es üblich, dass sich die Abteilung Forst des Calwer Landratsamts der Altensteiger Gemeinderat mit einen neuen Forsteinrichtungsplan beschäftigen. Dabei wird aber nicht nur das nächste Jahrzehnt, sondern weitestgehend ein Zeitraum von 100 Jahren betrachtet und die verschiedenen Einflüsse durch Klimaveränderungen, wie Schädlinge, Käfer und Pilze, aber auch die Trockenheit einbezogen. Fraglich sei, wie man die Waldbestände gut in die Zukunft führen könne, da der Wald, so Bürgermeister Gerhard Feeß bei der Gemeinderatssitzung unter freiem Himmel, eine essenzielle Bedeutung für das Kleinklima in der Region habe.

Eine der wichtigsten Funktionen des Waldes ist die Wasserspeicherung. Altensteig versorge seine Bürger mit hochwertigem Quellwasser, was ohne Wald nicht möglich wäre. Dieser bildet in seinen unteren Schichten dafür einen Puffer. Allerdings ist bekannt, dass sich die Quellschüttung in den vergangenen Jahren deutlich, ja sogar drastisch, verändert habe. Der Wald hat für die Stadt Altensteig als einen der größten kommunalen Waldbesitzer in der Region auch emotionale und historische und vor allem wirtschaftliche Bedeutung durch seine werthaltige Holzproduktion.

Die Gemeinderatssitzung im Wald bei Fünfbronn begleiteten seitens der Forstverwaltung Andreas Kaphegyi, Forsteinrichter in der Forstdirektion Freiburg, und Inge Hormel, stellvertretende Amtsleiterin der Unteren Forstbehörde Calw. Mit dabei war auch Marcel Püls, Trainee im Forstdienst und Revierleiter Altensteig-Mitte, Rainer Stoll sowie Martin Hein, zuständig für Altensteig-Süd.

Kaphegyi erläutert anhand von Planunterlagen zunächst den aktuellen Zustand des Waldes und die Maßnahmen der vergangenen zehn Jahre sowie die Veränderungen durch den Vollzug des bisherigen Forsteinrichtungsplanes. Deutlich wurde dabei, dass der Klimawandel dem Wald deutlich zusetzt. Diese Veränderungen mussten in der Waldbewirtschaftung und –versorgung durch entsprechendes Reagieren berücksichtigt werden.

Durch die klimatischen Veränderungen, so Kaphegyi, befinden sich die Bäume in einem Klima, das bisher 200 Höhenmeter tiefer anzutreffen war. Das bedeutet, dass Fichten und Tannen nur noch auf Höhenlagen ab etwa 800 Metern stabil entwickeln können. Da das Klima in die Planungen einfließe und sowohl die Erholungsfunktion des Waldes als auch der Wasser-, Landschafts- und Bodenschutz sowie die Anerkennung als Waldrefugium und Naturschutzgebiet dabei wichtige Rollen übernehmen, muss die weitere Bewirtschaftung und das Baumartenverhältnis der Zukunft gut geplant werden. Waren bisher überwiegend Fichten und Tannen im Altensteiger Wald vorhanden, so ist ein Rückgang an Fichten zu beobachten, vor allem in den 20- bis 40-jährigen Beständen. 80 Hektar neuer Wald seien in den vergangenen zehn Jahren hinzugekommen.

Kaphegyi erklärte auch die Naturverjüngung, die im Anschluss an seinen Vortrag direkt in Augenschein genommen wurde. Diese Art der Waldverjüngung passt sich am besten an die klimatischen Veränderungen an. Beim Vollzug sprach Kaphegyi von einer quasi Punktlandung, da 183 000 Festmeter eingeschlagen wurden. Knapp 16 Prozent entfielen dabei auf so genanntes Sturmholz, das nicht eingeplant werden konnte. Das Betriebsergebnis stellt sich durchweg positiv dar, es wurden fast immer 600 000 Euro Einnahmen erzielt.

Zusammenfassend geht Kaphegyi von einer guten Grundlage im Altensteiger Wald durch einen hohen Ausgangsvorrat aus. Bei 43 Prozent klimalabilem Nadelholzbestand sollte eine schnellere Verjüngung mit klimastabilen Baumarten angestrebt werden. Beim hohen Altholzanteil besteht das Risiko in künftigen Stürmen und Käferbefall. Trotz allem sei im Kommunalwald von Altensteig eine sehr gute Verjüngungssituation vorhanden, bei der mehr Mischung erwünscht sei. Deutlich verschlechtert habe sich die Situation durch Wildverbiss. Diese sei in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen.

Der anschließende Rundgang zu verschiedenen Waldbildern, wie Naturverjüngung, Pflanzung und Jungbestandspflege auch durch die bisherigen rund 100-jährigen Monokulturen mit hohen Tannen verschaffte den Ratsmitgliedern einen Einblick in Bestand und Planung für die Zukunft.