Das Trio "Bamboo Silk" – Peter Schindler (von links), Zhenfang Zhang und Jasmin Kolberg – setzten einen spektakulären Schlusspunkt hinter die diesjährige Reihe der Altensteiger Meisterkonzerte. Foto: Kosowska-Németh

Der Auftritt des Trios Schindler & Friends setzte einen fulminanten Schlusspunkt hinter die diesjähriger Reihe der Altensteiger Meisterkonzerte. Im Mittelpunkt des Interesses: die exotische Kniegeige Erhu.

Altensteig - Das Konzert "Bamboo Silk" schloss die Altensteiger Meisterkonzertreihe 2022 mit einem spektakulären Erfolg ab. Denn es gab genügend Gründe, das von der Englert-Stiftung auf die Bürgerhausbühne geholtes Ensemble Schindler & Friends mit Peter Schindler (Klavier), Zhenfang Zhang (Erhu) und Jasmin Kolberg (Schlagzeug) herzlich zu empfangen, zu feiern und zu bejubeln.

 

Neugier weckte sowohl das Wiedersehen mit dem gebürtigen Altensteiger Pianisten, Organisten und Komponisten Peter Schindler als auch die Begegnung mit der exotischen Kniegeige Erhu sowie einer ganzen Reihe der Schlaginstrumente aus mehreren Kulturkreisen.

Analytische Betrachtungen

Im Mittelpunkt des kompositorischen Schaffens von Schindler stehen analytische Betrachtungen des musikalischen Stoffes und – ungeachtet der örtlichen oder zeitlichen Herkunft – dessen synthetische Verwendung. Seine Zielstrebigkeit, Kreativität und Konsequenz auf der Suche nach neuen Klanghorizonten spiegelten sich gleich am Anfang des Konzerts in drei Rhapsodien für Erhu und Klavier.

Wider Erwartungen hielt sich das filigrane zweisaitige chinesische Streichinstrument nicht im Rahmen der fernöstlichen Pentatonik (der fünfstufigen Tonleiter) auf. Schindler erweiterte den Tonumfang um "fehlende" Töne und führte europäische Skalenfamilien, eigensinnige harmonische Strukturen und belebende Rhythmen ein.

Kompositionen als Früchte musikalischer Freundschaft

Und so hallten in seiner Musik mal ungarischer Csárdas, mal argentinischer Tango, mal ein Tanz aus der Renaissance-Zeit, mal die jazzig unterfütterte rumänische Volksmusik nach. Das Klavier war solistisch präsent, diente aber auch als pulsierender Unterbau für die Melodieführung von Erhu. Sämtliche Kompositionen für Erhu (auch Solo) entstanden als Früchte der musikalischen Freundschaft zwischen Schindler und Zhang.

Die Virtuosin schien das Sinnbild der fernöstlichen Anmut und Fragilität zu verkörpern, und ihre Spielweise drang tief ins Innere der Zuhörer. Ohne Berechnung verführte die Künstlerin die Anwesenden in ihre Klang- und Gefühlswelt, indem sie zarte Lyrik, tänzerische Ausgelassenheit oder leidenschaftliches Feuer mit ihrem liebkosenden Bogen und sanftem Vibrato hervorzauberte.

Vielfalt der technischen Raffinessen

"Bamboo Silk" bezieht sich auf die Bauweise und Handhabung des Erhu. Ursprünglich strich der mit Rosshaaren bestückte Bambusbogen die Saiten aus Seide, jetzt benutzt man Stahlsaiten, die den zarten Klang zwar mit einem Hauch der Rauheit anfärben, aber auch das dynamische Potenzial vergrößern. Es war erstaunlich, wie Zhang aus dem winzigen Resonanzkörper eine Vielfalt der Farben, Lautstärke und technischen Raffinessen hervorholte.

Zu dem einheitlichen Zusammenspiel von Erhu und Klavier schlossen sich oft Schlagzeuginstrumente wie Glockenspiel, Schellen, bauchiges Urdu und diverse Trommeln an, welche Jasmin Kolberg so professionell wie gefühlvoll einsetzte.

Gespräche zum Abschluss

Nach jedem Programmpunkt applaudierte das Publikum geradezu frenetisch dem Trio und geizte nicht mit Begeisterungsrufen, die weder vor noch nach der Zugabe nicht verhallten wollten. Nach der stehenden Ovation unterhielten sich einige Konzertbesucher mit Schindler über die "alten Zeiten" in Altensteig, andere umringten die Erhu-Spielerin Zhang und wollten Einzelheiten über ihr exotisches Instrument erfahren. Damit ging ein Abend voller guter Laune und Erinnerungen zu Ende.