Da war nichts zu machen: Der Wohnwagen brannte völlig nieder. Also konzentrierten sich die Feuerwehrleute darauf, ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Foto: Buchner

Zur ersten Gesamtübung der Altensteiger Feuerwehr seit Beginn der Corona-Pandemie eilten rund 75 Feuerwehrleute aus allen Abteilungen zur Walddorfer Mülldeponie.

Altensteig - Drei Szenarien hatte das Team um Kommandant Joachim Theurer in Absprache mit der Abfallwirtschaft Landkreis Calw GmbH (AWG) auf dem weitläufigen Deponiegelände vorbereitet. Als Verbindungsmann fungierte Hans-Günter Göllner, als Deponie-Mitarbeiter einerseits und Feuerwehrmann andererseits geradezu prädestiniert für diese Rolle. Und so bekamen es die in mehreren Schüben eintreffende Einsatzkräfte mit in einem verrauchten Stollen vermissten Personen, einem Wohnwagenbrand und einem Gasaustritt zu tun.

Vor allem die Vermisstensuche offenbarte sich als eine Herausforderung für die Atemschutzträger, die in den um die 300 Meter langen, kontinuierlich abfallenden Tunnel vordrangen. Der Qualm machte eine Orientierung nahezu unmöglich, so dass sich die Brandbekämpfer auf ihren Tastsinn verlassen mussten. Außerdem mussten sie einen bereits einsatzbereit mit Wassser gefüllten Schlauch hinter sich her zerren, um im Notfall schnell reagieren zu können. Und der brachte ordentlich Gewicht auf die Waage. Schließlich gefunden, galt es, die beiden mannsgroßen (und -schweren) Dummys ins Freie zu befördern – bergauf.

Wohnwagen brennt lichterloh

Derweil kündigte eine schwarze Rauchsäule neues Ungemach an. Und tatsächlich: Auf einer großen Freifläche brannte ein Wohnwagen lichterloh. Da am Brandherd nicht mehr viel auszurichten war, konzentrierten sich die Feuerwehrleute vor allem darauf, ein Übergreifen der Flammen auf die Umgebung zu verhindern.

Eine dritte Einheit schließlich widmete sich einem Gasaustritt im unteren Bereich der Deponie, hielt die fiktiven Flammen nieder und brachte die Lage schließlich unter Kontrolle.

Auch die soziale Komponente ist wichtig

Joachim Theurer zeigte sich mit dem Verlauf sehr zufrieden: "Je größer so ein Einsatz ist, umso mehr Kritikpunkte entdeckt man naturgemäß. Aber um die abzustellen, üben wir ja." Für den Kommandanten kam nicht zuletzt der sozialen Komponente der Übung große Bedeutung zu. Nach zwei Corona-Jahren sei es wichtig, wieder einmal zusammenzukommen. Da die Altensteiger Wehr aus acht Abteilungen besteht, sei der Kontakt beispielsweise unter Feuerwehrleuten aus Wart auf der einen und Spielberg auf der anderen Seite des Nagoldtals im Allgemeinen nicht wirklich ausgeprägt. Von den mehr als 250 Feuerwehrleuten der Freiwilligen Feuerwehr Altensteig waren rund 75 an der Übung beteiligt. "Es sind ja nie alle verfügbar, außerdem mussten wir eine Personal- und Fahrzeugreserve bereit halten, falls tatsächlich etwas passiert", erklärte Theurer.

Gewinn für beide Seiten

Sebastian Glück, Bereichsleiter Betrieb bei der AWG und zuständig für alle Entsorgungsanlagen im Kreis Calw, bezeichnete die Kooperation als Gewinn für beide Seiten – sei die Feuerwehr mit den Gegebenheiten auf der Anlage vertraut, sei das im Fall der Fälle auch von Vorteil für die AWG. "Und wir haben hier auch genug Platz, dass man mal einen Wohnwagen abfackeln kann", fügte er hinzu.

Nach getaner Arbeit versammelten sich die Feuerwehrleute in einer Gerätehalle der Deponie – die AWG hatte zu Getränken und Gegrilltem eingeladen.

Fahrzeugübergaben und Ehrungen

Seit sich die Pandemie-Lage etwas beruhigt hat, war die Gesamtübung erst die zweite größere Veranstaltung der Freiwilligen Feuerwehr Altensteig. Zuvor hatte man sich auf dem Altensteiger Marktplatz getroffen, um die Würdigung von vier Fahrzeugübergaben und eine Reihe von Ehrungen nachzuholen, die sonst in den Corona-Beschränkungen untergegangen wären.

Training in Kleingruppen

Kommandant Joachim Theurer war in seiner Rede auf die vergangenen zwei Jahre eingegangen. Corona habe die Feuerwehr vor neue Herausforderungen gestellt. Improvisation und Übungen in Kleingruppen hätten dem Erhalt der Einsatzfähigkeit gedient.

Als Ersatzbeschaffung für in die Jahre gekommene Fahrzeuge erhielten die Abteilungen Altensteig und Wart jeweils ein neues Löschfahrzeug. Um den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, wurde im Feuerwehrbedarfsplan der Stadt Altensteig für die Abteilungen Überberg und Wart zusätzlich jeweils ein Mannschaftstransportwagen festgeschrieben. Diese konnten nun endlich offiziell übergeben werden.

Offenes Ohr für die Feuerwehr

Bürgermeister Gerhard Feeß hatte in seinem Grußwort die Bedeutung der Feuerwehr unterstrichen. Beim Unwetter im vergangenen Jahr habe sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Feuerwehr mit ihren technischen und taktischen Möglichkeiten ist. Um dies weiterhin sicherzustellen, hat man bei der Stadt Altensteig stets ein offenes Ohr für die Feuerwehr.

Kreisbrandmeister Dirk Patzelt und der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, Markus Fritsch, wünschten den Altensteiger Feuerwehrleuten möglichst wenig Einsätze, erfolgreiche Übungen und stets eine gesunde Rückkehr ins Feuerwehrhaus.

40 Feuerwehrleute ausgezeichnet

Wegen der coronabedingten Pause zum einen und einer neuen Regelung auf Landesebene zum anderen, galt es, zahlreiche Mitglieder der Feuerwehr Altensteig zu ehren. Für 15 Jahre und mehr Dienstzeit in der Feuerwehr Altensteig wurden 40 Feuerwehrangehörige mit Feuerwehrehrenzeichen in Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet.