Der in der Altensteiger Kläranlage anfallende Klärschlamm soll über kurz oder lang in Böblingen verbrannt werden. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Abwasserbeseitigung: Klärschlamm aus Altensteig soll in Böblingen verbrannt werden /Gemeinderat stimmt zu

Der Gemeinderat Altensteig begrüßt die Gründung des Zweckverbands Klärschlammverwertung Böblingen (KBB). An die Mitglieder des Abwasserzweckverbands Altensteig ergeht deshalb die Weisung, der Gründung zuzustimmen. Die Delegierten wurden ermächtigt, in der konstituierenden Sitzung alle erforderlichen Entscheidungen mitzutragen.

Altensteig. Für den Abwasserzweckverband Altensteig – dem neben der Flößerstadt noch acht weitere Gemeinden angehören – wird es zunehmend schwieriger, den in der Kläranlage Altensteig anfallenden Klärschlamm loszuwerden. Nachdem schon 2017 eine Neuordnung der Klärschlammverordnung in Kraft trat, ist die "bodenbezogene Verwertung" – zum Beispiel als Dünger – verboten. Ab 2029 soll darüber hinaus eine Verpflichtung zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm greifen. Ausschlaggebend dafür ist nicht alleine der Umweltgedanke, sondern auch der Umstand, dass Phosphor als wichtigster Rohstoff überhaupt gilt und bergmännisch abgebaut werden muss.

Dadurch reduzieren sich die dem Abwasserzweckverband offen stehenden Entsorgungswege erheblich, erklärte Altensteigs Kämmerer Udo Hirrle den Mitgliedern des Gemeinderats. Dies erhöhe die Nachfrage nach Möglichkeiten, Klärschlamm – unter anderem in Kohlekraftwerken – zu verbrennen. Da Deutschland aber auf den Ausstieg aus der Kohleenergie hinarbeite, sei auch dies wohl in absehbarer Zukunft keine Option mehr. Vor diesem Hintergrund würden auch die Kosten steigen. Seien 2016 in Baden-Württemberg noch Entsorgungskosten von 65 bis 90 Euro je Tonne Klärschlamm üblich gewesen, seien sie auf inzwischen 110 bis 140 Euro pro Tonne gestiegen. Der Abwasserzweckverband Altensteig zahle derzeit noch 70 Euro pro Tonne, allerdings laufe der Vertrag mit der Firma MSE Moblie Schlammentwässerung nur noch ein Jahr.

In dieser Situation kommen die Gründung des Zweckverbands KBB am Standort des Restmüllheizkraftwerks Böblingen wie gerufen, so Hirrle, zumal auch die Entsorgungssicherheit eine große Rolle spiele. Das Konstrukt berge für die Beteiligten kaum Risiken, "aber sehr viele Chancen", und die Form eines Zweckverbands verspreche ein faire Preisbildung im Sinne der Mitglieder. Die Inbetriebnahme sei für das Jahr 2026 geplant.

Die Altensteiger Stadträte zeigten sich quer durch die Fraktionen angetan von diesem Vorhaben. An die Mitglieder der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands erging der Weisungsbeschluss, der Gründung des Zweckverbands KBB und dem Beitritt in selbigen zuzustimmen. Des Weiteren sollen die Delegierten in der konstituierenden Sitzung allen erforderlichen Schritten zustimmen.