Marcus Lotzin will auch nach der Wahl in Kontakt mit den Bürgern bleiben: Jeden ersten Samstag im Monat ist er auf dem Altensteiger Wochenmarkt anzutreffen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Neue Räte: Marcus Lotzin zieht bei seiner ersten Kandidatur mit 1215 Stimmen für die AfD ins Gremium ein

Seine erste Kandidatur war gleich von Erfolg gekrönt: Marcus Lotzin zog bei den Kommunalwahlen für die AfD in den Altensteiger Stadtrat ein.

 

Altensteig. Hätte man den Verkehr auf dem Postplatz nicht durch eine Ampelanlage regeln können, anstatt viel Geld für einen Betonkreisel auszugeben? Warum kostet die Sanierung der Gymnastikhalle mehr als eine Million Euro? Was hat sich seit der erfolglosen Bewerbung von Altensteig für die Gartenschau groß verändert? Diese und andere Fragen stellen sich Neu-Stadtrat Marcus Lotzin.

Mit 1215 Stimmen gleich im ersten Anlauf in den Stadtrat einzuziehen, "kam für mich nicht überraschend", gibt sich der 39-Jährige selbstbewusst. Bei Gesprächen im Wahlkampf habe er den Eindruck gewonnen, dass längst nicht alle Bürger der Stadt mit der Kommunalpolitik einverstanden sind. Die politische Großwetterlage und seine Mitgliedschaft bei der AfD hätten bei seiner Kandidatur eine eher untergeordnete Rolle gespielt.

Lotzin erblickte 1980 im damals Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg das Licht der Welt. Auf den Realschulabschluss folgte eine dreijährige Ausbildung zum Maurer mit dem Berufsziel Bauingenieur. Als das nicht klappte, bewarb er sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Die letzten zehn von insgesamt 15 Dienstjahren war er in Calw stationiert. Nebenberuflich bildete er sich zum IT-Entwickler weiter. Das erworbene Wissen nutzte Lotzin danach als Projektmanager internationaler Unternehmen. Seit Februar 2018 arbeitet er als IT-Dienstleister in einer Haiterbacher Firma. Lotzin ist verheiratet und Vater eines elfjährigen Sohns.

In seiner Freizeit fährt Lotzin Motorrad und E-Bike, und wenn die Familie Urlaub in seiner alten Heimat Berlin macht, ist er mit dem Motorboot auf den Flüssen der Hauptstadt unterwegs.

Seit Oktober 2014 ist der 39-Jährige Mitglied der AfD. Ausschlaggebend sei die Asylpolitik der Regierung gewesen, die sich in seinen Augen "mehr um Flüchtlinge als um die eigene Bevölkerung kümmert".

Für die Bewerbung als Stadtrat in Altensteig habe er sich entschlossen, weil er sich über ein geplantes Bauprojekt in seiner Nachbarschaft nicht ausreichend informiert gefühlt habe. Mit der Stadtentwicklung sei er nicht in allen Punkten einverstanden, sagt er. Die Sanierung der Kaufhausbrücke sei notwendig, "aber wozu braucht man einen Kreisverkehr am Postplatz?" Besser und kostengünstiger wäre es seiner Meinung nach gewesen, den Verkehr wie bisher über eine Ampelanlage zu regeln. Dann hätte man auch keine eigene Abbiegespur von der Egenhauser Straße in die Innenstadt benötigt und den Eindruck einer "Betonwüste" am Postplatz vermeiden können. Dass die Gymnastikhalle der Hohenbergschule 1,2 Millionen Euro kostet und damit um einiges teurer wird als veranschlagt, könne er ebenfalls nicht nachvollziehen.

Am Herzen liegt dem Neu-Stadtrat, dass für den Besuch von Kindertagesstätten keine Gebühren anfallen, bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird und Vorhaben der Kommune "besser kommuniziert werden". Eine Möglichkeit wäre für ihn, das Mitteilungsblatt der Stadt kostenlos in jeden Haushalt zu liefern.

Der AfD-Stadtrat ist in keinem Gemeinderats-Ausschuss vertreten. Für Marcus Lotzin ist das kein Problem: "Dann nehme ich eben an möglichst vielen Sitzungen als Zuhörer teil." Jeden ersten Samstag im Monat will er mit einem Infostand auf dem Altensteiger Wochenmarkt präsent sein. "Und nicht nur vor der Wahl", kann sich Lotzin einen kleinen Seitenhieb auf die anderen Gruppierungen im Gemeinderat dann doch nicht verkneifen.