Berneck könnte mit Abwärme der Altensteiger Kläranlage versorgt werden.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Kläranlage Altensteig bläst pro Jahr 730 000 Kilowattstunden in die Luft / Investition von 2,1 Millionen Euro nötig

Die überschüssige Wärme der Kläranlage soll für die Energieversorgung des Stadtteils Berneck genutzt werden. Mit dem Konzept und welche Schritte eingeleitet werden müssen, befasste sich der Altensteiger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

Altensteig. Bei der Altensteiger Kläranlage werden 730 000 Kilowattstunden Abwärme pro Jahr mit Hilfe eines Notkühlers einfach in die Luft geblasen. Das wollen die Stadtwerke ändern. Geplant ist der Aufbau eines Wärmenetzes im 500 Einwohner zählenden Stadtteil Berneck. Gelingen könnte das nach Ansicht des Technischen Leiters Günther Garbe durch den Ausbau der bestehenden Heizzentrale im Klärwerk und ein weiteres Blockheizkraftwerk.

Um die Abwärme von der Kläranlage nach Berneck zu leiten, müsste eine 1,64 Kilometer lange Hauptleitung in die Neue- und Hauptstraße bis zum Marktplatz unter Einbeziehung städtischer Liegenschaften – wie dem Haus des Gastes – gelegt werden. Die Gesamtinvestition liegt bei 2,1 Millionen Euro. Durch mehrere Förderprogramme könnten bis zu 60 Prozent der Kosten bezuschusst werden.

Die Ingenieurgesellschaft IBS aus Bietigheim-Bissingen hat ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet und bei einer Informationsveranstaltung in Berneck vorgestellt. Am 25. November stand das Thema in der Sitzung des Ortschaftsrates auf der Tagesordnung. Dem Altensteiger Gemeinderat wurde empfohlen, die Idee aufzugreifen und weiterzuverfolgen. Ortsvorsteherin Traudel Kempf wiederholte den Wunsch bei der Videokonferenz im Bürgersaal.

Von 129 Wohngebäuden in Berneck sind 99 vor dem Jahr 1948 erbaut worden, neun zwischen 1949 und 1957 und 21 in der Zeit zwischen 1958 und 1968. Beheizt werden sie zu 70 Prozent mit Öl. Um Energiekosten zu sparen, wurden bei 64 Häusern alte Fenster durch solche mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht, bei 45 wurde das Dach modernisiert, in 44 Gebäuden stehen Holzöfen. Wollte man den Altensteiger Stadtteil ganz mit Wärme versorgen, müsste eine Leistung von 4230 Megawattstunden erbracht werden. Dadurch könnten 50 Prozent Kohlenstoffdioxid eingespart werden.

Den Anschluss ans Haus könnte man durch flexible Kunststoffröhren bewerkstelligen, einen Heizkessel bräuchte man nicht mehr, dafür eine Übergabestation. Sollte der Bedarf nicht ausreichen, empfiehlt die IBS den Bau eines weiteren Blockheizkraftwerks.

Beim Konzept wurden Rechenbeispiele für die Wärmeversorgung bei Ein- und Zweifamilienhäusern mit einer bestimmten Heizölmenge im Jahr durchgespielt, um darzustellen, dass die Umstellung nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern sich auch betriebswirtschaftlich rechnet.

Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, das vorgestellte Konzept der Wärmeversorgung in Berneck voranzutreiben und dem Gemeinderat ein betriebswirtschaftliches Ergebnis zur Realisierung vorzulegen.