Verwüstung bei einem Aussiedlerhof in Egenhausen Foto: Stadler

Feuerwehr: Unwetter-Einsatz lässt sich kaum planen. Nach Entladung von Gewitterzelle viele Einsätze.

Altensteig/Egenhausen - Sintflutartiger Starkregen, begleitet von erbsengroßen Hagelkörnen und peitschenden Windböen trafen am Dienstagmittag auf Altensteig und seine Stadtteile sowie auf Egenhausen. Die Feuerwehr der Stadt wurde zu 28 Einsätzen gerufen.

Das Ausmaß der Schäden durch umgestürzte Bäume und Hochwasser lässt sich bisher nicht beziffern. Zivilbevölkerung und Einsatzkräfte kamen nicht zu Schaden.

Auf einem Firmenparkplatz in Altensteig stürzte ein Baum auf den Kleinwagen eines Auszubildenden, auf der B 28 Richtung Ebhausen und beim Bernecker Bahnhof war die Fahrbahn überflutet und in Egenhausen wurden Dächer abgedeckt. Zahlreiche Bäume in diesem Gebiet stürzten um, wurden entwurzelt und ihre Äste fielen auf die Straße.

Seitens der Feuerwehr Altensteig hatte der Stellvertretende Kommandant Marc Junger die Einsatzleitung während dieser Wetterkapriole, deren Ausmaße im 16 Kilometer entfernten Nagold oder auch im näher gelegenen Ettmannsweiler weit schwächer ausfielen.

Feuerwehr wird über Apps informiert

Die Feuerwehr, so Junger und Kommandant Joachim Theurer unisono, könne für ein solches Ereignis keine Pläne vorlegen und Vorbereitungen treffen. Die Wehren werden über Apps gewarnt, beispielsweise durch den Deutschen Wetterdienst oder die Untere Katastrophenschutzbehörde beim Landratsamt, und reagieren dann bedarfsorientiert. Junger alarmierte aus einem Pool von 240 Feuerwehrleuten die Einsatzkräfte etappenweise und setzte sie "just in time" ein. Dass solche Wettereskapaden immer mehr zunehmen, wussten die Verantwortlichen der Feuerwehren ebenfalls zu berichten.

Der Schwerpunkt bei den 65 kreisweiten Einsätzen lag, so Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide, auf Altensteig mit seinen Stadtteilen sowie Simmersfeld, Egenhausen, Oberschwandorf und Neuweiler. Es gab hauptsächlich Gebäudeüberschwemmungen sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich, insbesondere in Neuweiler.

Abgerissene Dachrinne stürzt auf Oberleitung

Kreisbrandmeister Heide berichtete von umgestürzten Bäumen auf den Straßen, eingeschlagenen Dachfenster und beschädigten Dächern, bei denen auch Ziegel durch Herunterfallen zu Bruch gingen. An einem Gebäude wurde in Dachrinne abgerissen und fiel auf eine Oberleitung.

Auch seitens des Kreisbrandmeisters bestätigte sich die Aussage, dass es nahezu keine Frühwarnsysteme gibt, außer den bereits angesprochenen Warn-Apps. Gewitterzellen entwickelten sich sehr schnell und ihre Zugrichtung folge meist eigenen Gesetzen, die nicht vorhersehbar seien.

Anders gestalten sich die Feuerwehreinsätze bei drohendem Hochwasser. Sobald ein gewisser Pegelstand erreicht wird, verstärkt die Leitstelle sich mit dienstfreiem Personal. Seitens der Stadt Altensteig liegt hierfür ein Einsatzplan vor.

Ein Problem sieht Heide ebenso wie die Abteilungskommandanten darin, dass oft wegen Bagatellschäden eine Meldung bei den Feuerwehren eingeht. Der Einsatz ist für den Betroffenen kostenpflichtig, auch wenn nur ein Zentimeter Wasser im Keller steht, was sich mit einem Besen ohne Feuerwehreinsatz beseitigen ließe. Heide appellierte gleichzeitig auch für die gebotene Selbsthilfe in solchen Fällen.