Die Jahreskonzerte unter Leitung von Pèter Vamosi waren jedes Mal ein Hochgenuss.Archivfoto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Livemusik: Dirigent der Spielberger Musiker kehrt nach Ungarn zurück / Orchester fiebert Platzkonzert auf Dorfplatz entgegen 

Endlich wieder Livemusik in Spielberg. Doch die Freude ist getrübt. Das Platzkonzert der Trachtenkapelle am kommenden Sonntag ist der letzte Auftritt von Peter Vamosi. Der Dirigent kehrt Ende des Monats in seine ungarische Heimat zurück, um dort eine Musikschule zu leiten.

Altensteig-Spielberg. Zum Abschied wollen sich die 25 Musikerinnen und Musiker ab 18.30 Uhr auf dem Dorfplatz noch einmal "richtig ins Zeug legen", verspricht der Vereinsvorsitzende und Saxofonist Karl-Heinz Bohnet. Das fiele deshalb etwas leichter, weil seit vier Wochen wieder in der Bömbachhalle geprobt wird. Einstudiert wurden volkstümliche und moderne Melodien, die Vamosi zu einem bunten, musikalischen Strauß zusammengebunden hat. Die Zuhörer werden bewirtet. Sollte es regnen, findet das Abschiedskonzert unter Einhaltung der dann geltenden Coronaregeln in der Bömbachhalle statt.

Der Ungar hat die Leitung des Blasorchesters im Februar 2016 übernommen. Er setzte sich damals gegen drei Mitbewerber durch. Ausschlaggebend für Bohnet waren damals die "klare und deutliche Stabführung" beim Probedirigat und die Zusage, das Maximum aus der Kapelle herauszuholen, ohne die Musiker zu überfordern.

Dieses Versprechen habe Vamosi in den sechs Jahren seiner Tätigkeit eingelöst. Besonders die Jahreskonzerte im Dezember waren ein Hochgenuss. Dafür wurde intensiv geprobt, so dass es sich Bohnet einmal nicht verkneifen konnte, den Dirigenten dahin zu wünschen, wo der Pfeffer wächst. Auf der anderen Seite erarbeitete sich die Trachtenkapelle den Ruf eines Mittel- bis Oberstufenorchesters.

Die Leidenschaft war nicht nur den Musikern anzumerken. Manchmal zog Vamosi während des Konzerts sein Jackett aus, krempelte die Ärmel hoch, vollführte Luftsprünge und war beim Schlussapplaus nassgeschwitzt.

Wie geht es nach seinem Abgang weiter? "Wir suchen einen qualifizierten Nachfolger, der uns musikalisch ebenfalls fordert, aber auch Sinn für Kameradschaft hat", formuliert der Vereinsvorsitzenden wünschenswerte Attribute: "Wir sind Amateure, die Musik ist unser Hobby, das gesellige Beisammensein ist aber auch wichtig“. Die frei werdende Stelle werde ausgeschrieben.

Und was hat die Trachtenkapelle in Zeiten der Pandemie unternommen? "Viel war es nicht", blickt Bohnet auf die vergangenen Monate und das Jahr 2020 zurück. Man habe sich einige Male zu Proben im Garten der Familie Rist getroffen und am Morgen des 1. Mai anstelle des traditionellen Weckrufs durch den Altensteiger Stadtteil die Blasmusik vom heimischen Balkon oder der Terrasse "hinausposaunt". Nach dem Platzkonzert tritt die Trachtenkapelle beim "Tag der klingenden Musikschule Altensteig" am 24. Juli um 15 Uhr auf. Höhepunkt soll dann wieder das Jahres- und Weihnachtskonzert an einem Samstagabend im Dezember werden.

Wenigstens habe die Pandemie nicht zu Abgängen geführt, sagt Bohnet. Dass die Zahl der Aktiven auf 25 geschrumpft sei, habe größtenteils am Alter langjähriger Musiker gelegen, wie bei Fritz Österle und Manfred Steeb. Und Robert Winter habe sich entschieden, nicht mehr auf zwei Hochzeiten zu tanzen, sondern nur noch bei der "Schwarzwälder Top Sound Music" der Cäcilia Lützenhardt mitzumachen.

Was dem Vereinschef Sorge bereitet, ist der fehlende Nachwuchs. Die Jugendgruppe unter Leitung von Stefan Lehmann bestehe nur noch aus einer Handvoll Jungmusikern, obwohl der Verein nichts unversucht lasse, in den Schulen und anderswo Werbung zu betreiben. Die Hoffnung, frühere Blasmusiker zu reaktivieren, "hat sich nicht erfüllt".

Im Frühjahr 2022 finden bei der Trachtenkapelle Wahlen statt. Seit 25 Jahren steht Bohnet an der Spitze des 1927 gegründeten Musikvereins. Wegen seines fortgeschrittenen Alters von 70 Jahren denkt er ans Aufhören.

Freuen würde sich der Vorsitzende und aktive Musiker, wenn zum Platzkonzert als Sonntagabend um 18.30 Uhr auf dem Dorfplatz viele Zuhörer aus nah und fern erscheinen und auf diese Weise auch dem scheidenden Dirigenten die Ehre erweisen würden.

BU: