Olaf Höger-Martin, der Vorsitzende der Baum- und Fachwarte im Landkreis, erklärte anhand eines abgeschnittenen Zweiges, was beim Sommerschnitt entfernt werden muss. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Schnittkurs: Obstfachwart Olaf Höger-Martin zeigt die richtige Schneidetechnik

Auf der städtischen Streuobstwiese in Walddorf erfuhren die Teilnehmer eines Sommerschnittkurses, welche Äste am jungen Apfelbaum weichen müssen, um eine gute Statik zu erreichen und den Baum im Folgejahr zum Früchtetragen zu führen.

Altensteig-Walddorf. Ausgestattet mit einer Holzleiter und Schneidewerkzeugen, wie Schere und Säge, begab sich Kursleiter Olaf Höger-Martin, Vorsitzender der Baum- und Fachwarte im Landkreis Calw, nach der Einführung im Gemeindehaus zur Streuobstwiese, um den Teilnehmern das vorab theoretisch erworbene Wissen auch in der Praxis zu vermitteln.

Organisiert werden die Schnittkurse im Sommer und im Winter seit 2002 von Obst- und Baum-Fachwirtin Adelheid Keck-McMiken. Sie betreut auch den Streuobstpfad für die Stadt Altensteig. "Im August", so Keck-McMiken, „soll der fast in Vergessenheit geratene Sommerschnitt vorgenommen werden." Die Bauern konnten früher diesen Schnitt in Erntezeiten so gut wie nicht einhalten, weshalb er eine weniger bedeutende Rolle spielt als die Winterschnitte im Monat Februar. Stark treibende Obstbäume sollten jedoch im Sommer ausgeschnitten werden, damit sie sich im Folgejahr mit zahlreichen Blüten- und Fruchtansätzen bedanken.

Die Teilnehmer erlebten, wie Höger-Martin zu eng stehende Äste entfernte und darauf achtete, dass die Leitäste steil nach oben zeigen. „Diese Äste kippen während der Fruchtphase dann nicht so leicht ab“, erklärte der Baum- und Fachwart. Geschnitten wurde an einem Baum, der vegetativ vermehrt wurde und zwei Apfelsorten trägt – zum einen den rotfleischigen Tafelapfel Baya Marisa und die ebenfalls rotfleischige Apfelsorte Weirouge. Diese Sorten unterscheiden sich äußerlich nicht von anderen Apfelsorten. Beim Aufschneiden dieser Apfelsorten, kommt jedoch rotes Fruchtfleisch zum Vorschein, in dem der auf den Schalen vorhandene rot-violette Pflanzenfarbstoff "Anthocyane" ebenfalls vorhanden ist. Diese Äpfel gelten durch ihr antioxidatives Potenzial deshalb als besonders gesund, da sie entgiftende Wirkung mitbringen. Durch seinen hohen Säuregehalt eignet sich die Apfelsorte Weirouge für Säfte oder als Dörrobst, lässt sich aber aufgrund seiner roten Farbe auch als Färbemittel für andere Säfte verwenden.

Der kleine Teilnehmerkreis bei diesem Sommerschnitt hatte ausreichend Gelegenheit, sich sehr intensiv zu informieren. So erfuhren die Anwesenden, dass man heutzutage die Schnittflächen nicht mehr mit Harz verschließt, um zu verhindern, dass sich ein Pilz in den Baum einnistet. Dieser könnte sich unter einer schützenden Harzschicht gut entwickeln und den Baum angreifen. Schnittwunden heilen am schnellsten, wenn auf diese veraltete Methode verzichtet wird.

Höger-Martin erklärte den Kursteilnehmern, dass ein Obstbaum immer drei starke Leitäste haben sollte, wovon einer die Verlängerung des Baumstammes nach oben bildet. Während des Schneidens, erklärte Höger-Martin, dass man Fruchtmumien – also verfaulte Früchte – entfernen sollte, da sie potenzielle Pilzträger seien. Auch sollte man Kurztriebe in Ruhe lassen, da sie im nächsten Jahr Blühtriebe und später auch Früchte tragen werden. Als kleine Orientierung seien die waagrechten Äste als Fruchtträger genannt, während die senkrechten Äste ins Holz gehen. Auf der Leiter stehend und den idealen Sommerschnitt vollziehend, beantwortete der Obst- und Gartenfachwart die Fragen seiner Kursbesucher, die ihn aufmerksam beim Schneiden beobachteten.