Trotz ungewohnter Abstände erntete das Blockflötenquartett der Altensteiger Musikschule üppigen Applaus. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Arcangelo Müller und Blockflötenquartett ernten in der Altensteiger Stadtkirche viel Applaus

Nach langer Corona-Pause schlug in der Altensteiger Stadtkirche wieder die Stunde der Kirchenmusik. Die Organisatoren Susanne und Eberhard Schuler-Meybier sorgten für den reibungslosen Besucher-Einlass und die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen.

Altensteig. Da die musikalische Andacht am Tag der Deutschen Einheit stattfand, ergänzte Pfarrer Klaus-Peter Lüdtke die Lesungen aus dem Neuen Testament um persönliche Erinnerungen an historische Ereignisse vor 30 Jahren.

An der Orgel saß der Kirchenmusiker und Musikpädagoge aus Leimen Michael Arcangelo Müller. Der passionierte Traditions-Verfechter zeigte sich in kleineren Werken von Johann Sebastian Bach als ein flexibler und einfallsreicher Interpret, in eigenen Kompositionen hielt er der musikalischen Vergangenheit einen gegenwärtigen Spiegel vor. Das heitere, kontrastreich registrierte, an die barocke Vorgaben orientierte Präludium D-Dur erklang in einer üppigen dynamischen Breite und überraschte mit harmonischen Wendungen am Rande der Tonalität.

Im "Vogelflug" ging Müller einen großen Schritt weiter, verließ die Grenzen des Dur-Moll-Systems, setzte auf farbige und bildhafte, mal schrille, mal weiche Klang-Kombinationen und regte die Fantasie der Zuhörer mit markanten Rhythmen, ungewöhnlichen Effekten und erfrischender Lebendigkeit an.

Den anderen Teil des Konzerts bestritt das Blockflötenquartett der Altensteiger Musikschule. Obwohl die Corona-Maßnahmen die langjährige Zusammenarbeit von Tanja Stehle, Susanne Stehle, Christoph Böhringer mit ihrer Ensembleleiterin Monika Früchtl stark einschränkten, brachten die Holzbläser eine Topleistung auf die Bühne – wohlgemerkt im vorgeschriebenen Abstand sitzend, ergo ganz ungewöhnlich und umständlich für eine musizierende Gruppe.

Trotz dieser Widrigkeit offenbarte das Quartett seine Vorzüge im vollen Umfang. Die Präzision der polyphonen Strukturen sowie Anmut der Musik von Altmeister Bach, Giovanni Gabrieli und Johann Christoph Schickhardt kamen deutlich, überdies in völligen Einklang der Phrasierung und dynamischen Schattierungen zum Vorschein.

Je nach Besetzung variierte das stets saubere Klangbild des Quartetts und wirkte hell und heiter im flinken Allegro für vier Altblockflöten, und eine frühbarocke Canzona erschien im stilechten, nostalgischen Farbenlicht diversen Instrumente aus der Blockflöten-Familie.

Eine interessante Mischung aus Historischem und Modernem, aus barocker Form und hinreißenden Jazzrhythmen stellte "Jazzy Prelude and Fugue" von Glen Shannon dar. Mit swingender Leichtigkeit, tänzerisch und beinahe lächelnd, schlug das Quartett eine musikalische Brücke zwischen Damals und Jetzt.

Der üppige Schlussbeifall galt allen Beteiligten, und man kann nur vermuten, dass einen Großteil des Applauses das Blockflötenquartett für den jazzigen Programmpunkt einheimste.