25 Mädchen und Jungen besuchen gegenwärtig die Kindertagesstätte in Überberg. "Im Januar 2021 kommen weitere fünf dazu, dann wird es eng", beschreibt Leiterin Heike Böse die angespannte Raumsituation. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Platznot: Altensteiger Gemeinderat votiert bei Umstrukturierung des Überberger Mehrzweckgebäudes für die große Lösung

Soll mit der Erweiterung der Fahrzeughalle begonnen werden? Wohin mit der Ortsverwaltung? Warum braucht der Kindergarten mehr Platz? Der Altensteiger Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit Umstrukturierungen im Überberger Mehrzweckgebäude und Gerätehaus befasst.

Altensteig. Die Feuerwehr Überberg ist mit 36 Aktiven die stärkste Abteilung aller Altensteiger Stadtteile – und stellt mit elf Jungen und sieben Mädchen die größte Jugendfeuerwehrgruppe. Damit hatte vor Jahren niemand gerechnet. Es gibt keinen Waschraum und keine Dusche, keinen Melde- und Funkraum, nur Toiletten im Treppenhaus des Erdgeschosses, einen knapp bemessenen Versammlungsraum oberhalb der bisherigen Garage und einen Schulungsraum im Dachgeschoss.

Feuerwehrabteilung stößt an ihre Kapazitätsgrenzen

Mit zwei Einsatzfahrzeugen und einem Anhänger stößt auch die Feuerwehrhalle an ihre Grenzen. In der Kindertagesstätte nebenan gibt es ebenfalls Defizite. Es fehlt an Nebenräumen und der Barrierefreiheit. Außerdem ist die Einrichtung einer zweiten Gruppe geplant und eine Kleinkindbetreuung in bestehenden Wohnungen.

Um Abhilfe zu schaffen, müssten unter anderem die Ortsverwaltung umquartiert, die Fahrzeughalle erweitert und für Gerätschaften ein kleiner Anbau errichtet werden. Der Ortschaftsrat ist dafür, die Bauabschnitte nicht einzeln, sondern wegen der Komplexität im Gesamtzusammenhang zu betrachten.

Das Architekturbüro Dorner und Partner hat eine Studie angefertigt mit der Maßgabe, alle Beteiligten – Kindergarten, Feuerwehr, Verwaltung – zufriedenzustellen. Die Ergebnisse präsentierte Michael Bühler im Altensteiger Gemeinderat. Vorgeschlagen wird im ersten Schritt Platz für Umkleide- und Sanitäreinrichtungen im Erdgeschoss des Gerätehauses zu schaffen und die Gerätschaften in einem kleinen Anbau zu lagern.

Kosten werden auf 1,35 Millionen Euro geschätzt

Berücksichtigt werden müsse, dass sieben Mitglieder der Jugendfeuerwehr Mädchen sind. Im Kindergarten fehlen bereits heute Nebenräume. Sollte eine zweite Kindergartengruppe eingerichtet werden – in Überberg wird ein weiteres Baugebiet erschlossen – und an eine Kleinkindbetreuung gedacht werden, müsste die Ortsverwaltung Platz machen. Konzipiert wurde ein Tagungsraum des Ortschaftsrates, ein Besprechungszimmer für den Ortsvorsteher und die Registratur im Obergeschoss, was aber nur möglich sei, wenn das Gebäude mit einem Satteldach abschließt.

In diesem Fall fielen Kosten von insgesamt 1,35 Millionen Euro an, hat Hochbauamtsleiter Andreas Bayer ermittelt. Beantragen könnte man Zuschüsse aus dem Ausgleichsstock, dem Kita-Förderprogramm und ELR-Mittel im Umfang von 735 000 Euro, sodass die Stadt noch 625 000 Euro finanzieren müsste. Der Ortschaftsrat hatte sich dafür ausgesprochen, die beiden ersten Ausbaustufen (Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses und des Kindergartens, neuer Standort für die Ortsverwaltung, Einrichtung einer zweiten Kita-Gruppe, barrierefreier Zugang zum Bürgersaal) möglichst "in einem Aufwasch" zu verwirklichen.

Dann müssten im städtischen Haushalt für die Jahre 2022 und 2023 zusätzlich 530 000 Euro eingestellt werden. Für Hartmut Hobler (SPD) ist die Kinderbetreuung "wichtig". Deshalb sollte man die Unterbringung der Ortsverwaltung auf später verschieben. Das Gremium könnte seine Sitzungen übergangsweise im Evangelischen Gemeindehaus abhalten. Ortsvorsteher Werner Gogolin sprach sich dagegen aus, das Gemeindehaus sei "praktisch jeden Tag belegt". Den Standort unter dem Dach hält er "funktional und finanziell" für die beste Lösung. Wenn man beide Ausbaustufen zusammenhängend verwirklicht, könnte das nach Ansicht von Gogolin auch finanzielle Vorteile bringen, weil die Baukosten bei einer späteren Vergabe bestimmt rasant gestiegen seien.

Für die Variante mit dem Satteldach sprachen sich in der Diskussion Dieter Renz (Freie Wähler), Stephan Henssler (FBV) und Andreas Lamparth (Freie Wähler) aus. Wegen der Corona-Krise müsse man jedes Bauvorhaben auf den Prüfstand stellen, hielt Gerd Stunder (SPD) für angebracht. Ihn wundere, dass die Freien Wähler, "die sonst immer fürs Sparen sind", sofort der großen Lösung zustimmten.

Schmid hält Aufzug für sinnvoll

Das rief AfD-Stadtrat Marcus Lotzin auf den Plan: "Ich weiß nicht, was es da zu diskutieren gibt. Das Architekturbüro hat ein schlüssiges Konzept vorgelegt, und der Ortschaftsrat hat sich einstimmig für die große Lösung ausgesprochen."

"Es geht nicht um das Wollen, sondern um das finanziell Machbare", erwiderte Hobler. Man müsse Prioritäten setzen. Jonas Jung (CDU) vertrat die Meinung, der Ortschaftsrat könne im Kommandantenzimmer tagen. Über "clevere Doppelbelegungen" könne man natürlich nachdenken, sagte Tobias Schmid (CDU), die Frage sei aber, was sinnvoll sei. Sinnvoll sei zum Beispiel ein Aufzug zum Bürgersaal "und wenn jemand zur Ortsvorsteher will". Nachträglich sei ein Einbau nicht mehr möglich.

Am Ende stimmten alle Gemeinderäte für die große Lösung mit dem Satteldach. Damit kann der nächste Schritt der Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet werden.