In der Karl- und Dorferstraße (Bild) soll bald Tempo 40 gelten: Dafür hat sich der Gemeinderat bei der Vorstellung und Verabschiedung des Lärmaktionsplans ausgesprochen. Foto: Köncke

Auf der Karlstraße und der Dorferstraße soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit reduziert werden.

Altensteig - Die Poststraße in Altensteig darf nach Abschluss der Umbauarbeiten nur noch mit Tempo 30 befahren werden. Gilt das in der Kernstadt künftig auch für die Karl- und Dorferstraße? Darüber hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung lebhaft diskutiert.

Auslöser war der Lärmaktionplan, den das Ingenieurbüro Koehler & Trautwein aus Karlsruhe im Auftrag der Stadt erstellt hat. Einen Monat lag das Werk zur Einsichtnahme aus. Im Gemeinderat ging es nun darum, welche Empfehlungen umgesetzt werden sollen.

Größte Lärmquelle ist die Ortsdurchfahrt

Das Europäische Parlament hatte 2002 eine Richtlinie erlassen, um die Bevölkerung vor übermäßigem Lärm mit schädlichen Auswirkungen zu schützen. Für Bürgermeister Gerhard Feeß wird dadurch die Gesundheit und Lebensqualität wesentlich erhöht. Aufgenommen wurden in Altensteig alle klassifizierten Straßen, wie die Ortsumfahrung und die Kreisstraße K 4334, aber auch solche, bei denen weniger als 8200 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt wurden.

Eine Hauptlärmquelle ist die Ortsdurchfahrt mit rund 10.000 Personenkraftwagen innerhalb von 24 Stunden. Acht Prozent entfallen auf den Lastwagen-Verkehr. Die L352 in Richtung Überberg/Simmersfeld wird laut Verkehrszählung von rund 5000 Autos benutzt. Ermittelt wurde, dass 140 Einwohner der Kernstadt mit einer Belastung von mehr als 70 Dezibel leben müssen, bei 162 Einwohnern sind es zwischen 65 und 70 und bei 200 Einwohnern zwischen 60 und 65 Dezibel.

Stationäre Blitzanlage empfohlen

Das Ingenieurbüro schlägt vor, die Fahrbahnbreite der Poststraße zu verringern und bei der Auffahrt in die Oberstadt über die Sternenbrücke eine Geschwindigkeitsobergrenze von 30 Stundenkilometern ins Auge zu fassen.

Gemessen wurden auch die Verkehrsaufkommen in den Stadtteilen Wart, Walddorf, und Berneck. In Wart wird neben baulichen Maßnahmen an den nördlichen Ortseingängen die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf der Landesstraße 348 sowie eine stationäre Blitzanlage empfohlen. In Walddorf könnten lärmdämpfende Beläge den Straßenlärm mindern, und in Berneck sollte man auf ein Durchfahrtverbot für den Schwerlastverkehr hinwirken – was die Verkehrsbehörde nach Auskunft von Bürgermeister Gerhard Feeß aber bereits abgelehnt hat.

Verlagert sich Verkehr in Altstadt?

Tempo 30 in der Karl- und Dorferstraße sei ein zweischneidiges Schwert, meldeten sich mehrere Kommunalpolitiker zu Wort. Wer nach der neuen Straßenverkehrsordnung mit Tempo 52 unterwegs sei, müsste bei einer Polizeikontrolle damit rechnen, seinen Führerschein los zu werden. Außerdem sei zu befürchten, dass sich der Verkehr auf die Altstadt verlagert. Feeß erinnerte daran, dass das Thema Durchfahrtverbot schon einmal auf der Tagesordnung gestanden habe und die Mehrheit der Gemeinderäte damals dagegen gewesen sei.

Zu den Schulen in der Oberstadt seien täglich 70 bis 90 Busse unterwegs, "die in der Regel langsam fahren", erklärte Tobias Schmid, und sprach sich für Tempo 30 aber nur auf Höhe der Kindertagesstätte aus. "Alles so lassen wie es ist", forderte AfD-Stadtrat Marcus Lotzin. Bei der Ortsdurchfahrt durch Altensteig seien 30 Stundenkilometer aber sinnvoll – und zwar vom Postplatz bis zum Stadtgarten.

Beim landwirtschaftlichen und beim Forstverkehr sollte man dann eine Ausnahme machen, reklamierte Ulrich Hehr. Man einigte sich schließlich auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 Stundenkilometer in der Karl- und Dorferstraße. Der Vorschlag wurde mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung angenommen. Jetzt ist die Verkehrsbehörde an der Reihe.