Einer der Passagiere schilderte unserer Zeitung seine Eindrücke. Foto: Polizei

Heißluftballon kollidiert bei Landeanflug nahe Altensteig mit Leitung. Windstoß und Sonne tragen zu Unfall bei.

Altensteig/Egenhausen/Calw - Zwischen Altensteig und Egenhausen ist am Sonntagabend ein Heißluftballon mit einer Stromleitung kollidiert. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand – der Sachschaden ist jedoch beträchtlich.

Die Gewerbeschau Kimmich Open lockte am Wochenende etliche Besucher zu den Gewerbegebieten Stammheimer Feld und Kimmichwiesen in Calw. Als krönender Abschluss stand dabei auch eine Fahrt mit insgesamt vier Heißluftballons auf dem Programm – die für eines der Luftfahrzeuge in einem Unglück endete: Im Bereich Altensteig, unmittelbar nach dem Industriegebiet Turmfeld, stieß ein Ballon mit einer Hochspannungsoberleitung zusammen. Dabei brachen zwei rund zwölf Meter hohe Strommasten auf einer Höhe von etwa acht Metern ab. Dies teilte die Polizei in der Nacht auf Montag mit.

Passagier schildert seine Eindrücke:

Gestartet waren die Luftfahrzeuge gegen 17.50 Uhr im Stammheimer Feld. In einem der Ballons befand sich auch Nicolai Stotz, einer der Vorsitzenden des Calwer Gewerbevereins, der im Gespräch mit unserer Zeitung seine Eindrücke schilderte. So seien die Ballons vom Wind in Richtung Altensteig getrieben worden. Zwei der Luftfahrzeuge landeten bei Überberg, die anderen beiden flogen weiter Richtung Turmfeld. Dort, so Stotz, habe der erfahrene 67-jährige Fahrer des Unglücksballons die Stromleitung wegen der tief stehenden Sonne zu spät erkannt. Das habe ihm der Organisator der Fahrten in einem späteren Gespräch erklärt. Stromleitungen seien bei solchen Sichtbedingungen nur schwer auszumachen.

Als der Ballon zur Landung ansetzte, habe der Fahrer noch versucht, durch Aufdrehen des Gasbrenners an Höhe zu gewinnen; eine Windböe habe das Luftfahrzeug dann jedoch wieder ein Stück nach unten gedrückt und eine Kollision unvermeidlich gemacht. Ohne diesen Windstoß, erklärt Stotz, hätte der Fahrer "es mit Sicherheit geschafft", den Kabeln auszuweichen.

Letztlich landete der Ballonkorb mit dem Piloten und den vier Passagieren sicher auf dem Boden; durch einen Lichtblitz, der beim Kontakt des Ballons mit der Stromleitung entstand, wurden jedoch die Ballonhülle und mehrere Trag- und Hüllenseile nach Polizeiangaben beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich hierbei auf rund 1500 Euro, an den Strommasten sowie der Stromleitung entstand Sachschaden von mindestens 50.000 Euro. Bei der Havarie riss der Pilot zwei Leitungen ab, an der dritten Leitung verfing sich der Brenner.

Die sofort alarmierten ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr Altensteig, der Notarzt und ein Rettungswagen waren nach wenigen Minuten vor Ort. Das gab der Kreisfeuerwehrverband Calw in den frühen Morgenstunden am Montag bekannt. Die Polizei zog einen Hubschrauber hinzu, der die Einsatzstelle von oben dokumentierte. Die Feuerwehr unterstützte die Polizei bei der Bergung des Fluggerätes.

21.30 Uhr ist Versorgung wieder hergestellt

Durch die Kollision mit der 20.000 Volt-Leitung fiel vor allem in Egenhausen und Wörnersberg vielerorts der Strom aus, erklärte die Netze BW in einer Pressemitteilung am Montag. Durch Schaltmaßnahmen in Abstimmung mit der Leitstelle in Esslingen seien bereits nach 20 Minuten einige der Anschlüsse wieder ans Netz gebracht worden. Da das Unglück in der Nähe eines Abzweigs geschehen war, habe sich die Situation für die meisten Betroffenen jedoch komplizierter gestaltet. Monteure schalteten den Abschnitt frei und stellten bis kurz vor halb zehn Uhr abends die Versorgung wieder komplett her. Der beschädigte Mast soll nun so bald wie möglich repariert werden. Bis dahin bleibe der Leitungsabschnitt außer Betrieb.

Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide, der ebenfalls zur Einsatzstelle geeilt war, ordnete an, dass in allen Gemeinden, die ohne Strom waren, die Feuerwehrgerätehäuser besetzt wurden. Diese Feuerwehrhäuser fungieren in solchen Fällen als Anlaufstellen für das etwaige Absetzten eines Notruf über Funk in ihren Fahrzeugen. Die Feuerwehr Altensteig war mit 22 ehrenamtlichen Kräften und sechs Fahrzeugen, das DRK mit fünf Kräften und zwei Fahrzeugen, die Polizei mit sieben Beamten zwei Fahrzeugen und einem Hubschrauber im Einsatz.

Nach den Ermittlungen der Polizei ist der Ballonfahrer im Besitz der erforderlichen Berufspilotenlizenz und auch berechtigt, gewerbliche Passagierflüge durchzuführen. Ein Verstoß gegen Vorschriften sei derzeit nicht ersichtlich, hieß es vonseiten der Polizei. Der Ballon selbst habe keinerlei Mängel aufgewiesen.

Info: Netze

Bei der Netze BW ist das 20.000 Volt-Mittelspannungsnetz grundsätzlich in Form "offener Ringe" aufgebaut, so dass im Störungsfall beschädigte Abschnitte – in der Regel zwischen zwei Ortsnetzstationen – von der Versorgung abgeschnitten werden können. Durch Umschaltungen innerhalb der Ringstruktur können diese betroffenen Stationen wieder ans Netz genommen werden, bevor eine Reparatur beginnt.