Bei gutem Wetter konnten sich die Grundschüler im Freien beschäftigen.Foto: Jugendhaus Eigen-Sinn Foto: Schwarzwälder Bote

Coronakrise: Kerstin Reinhardt und ihr Team kümmern sich um Grundschüler / Von Home-Schooling bis Kreativ-Beschäftigung

Das Jugendhaus Eigen-Sinn in Altensteig entwickelte sich während der coronabedingten Schließung zu einem wichtigen Partner bei der Notbetreuung von Grundschülern.

Altensteig. Jugendhausleiterin Kerstin Reinhardt und ihre Kollegin Marilena Anton blicken auf die vergangenen Monate zurück, in denen das Jugendhaus geschlossen war und für die Grundschüler als Betreuungsort zur Verfügung stand. In Kooperation mit Carolin Waidelich vom Hauptamt der Stadtverwaltung startete nach Beginn des Lockdowns bereits am 17. März die Notbetreuung für Kinder von Beschäftigten in systemrelevanten Berufen. Von 7.30 und 16.30 Uhr durften die Kinder – darunter auch Vorschüler – den Tag im Jugendhaus verbringen, während ihre Eltern arbeiten mussten.

"Das war für uns eine äußerst spannende Zeit", sagt Kerstin Reinhardt, "wir konnten zwar spazieren gehen, aber die Spielplätze waren geschlossen." Deshalb habe man Alternativen finden müssen. Sie erzählt, dass sie im Baumarkt Material besorgt hat, um mit den Kindern an den Nachmittagen zu basteln oder zu werken. Während an den Vormittagen die Aufgaben des "Home Schooling" auf dem Programm standen, war die restliche Betreuungszeit der Kreativität gewidmet. So entstanden Nagelbilder, Grasköpfe sowie Tontöpfe, die bunt angemalt und mit Blumensamen bestückt wurden.

"Die Kinder beobachteten mit großer Begeisterung in den folgenden Tagen und Wochen, wie sich aus den Samenkörnern Gräser oder Blüten entwickelten", blickt Reinhardt zurück. Man aß gemeinsam zu Mittag und schaute manchmal auch einen Film an.

Unverständnis stand den Kleinen ins Gesicht geschrieben, als im Supermarkt keine Spaghetti gekauft werden konnten, berichtet die Jugendhaus-Leiterin. Das Regal war leer. Auch war die Enttäuschung groß, dass das Eiscafé nicht geöffnet hatte und Urlaube sowie Familienbesuche über die Feiertage ausfallen mussten. Als die Notbetreuung nach den Osterferien erweitert wurde, um Kinder von Eltern aus Präsenzberufen mit betrieblich bescheinigter Notwendigkeit unterzubringen, musste das Jugendhaus-Team vormittags in die Schule umsiedeln. Dort kümmerten sich die Betreuer ab Anfang Mai in den Vormittagsstunden um eine achtköpfige Kindergruppe. In den Nachmittagsstunden ging es dann wieder im Jugendhaus weiter.

Kerstin Reinhardt und ihre Mitstreiterinnen empfanden die Betreuungszeit zwar als anstrengend, freuten sich aber, dass im Schulhof die Spielgeräte und der Sandkasten genutzt werden konnten. Gespielt wurden – wegen des Abstandsgebots – auch so genannte berührungsfreie Bewegungsspiele. "Funktioniert hat alles sehr gut", ist sich das Jugendhaus-Team einig. "Wir haben den Bedarf der Eltern abgefragt und wussten genau, wann jedes Kind abgeholt wird."

Reinhardt und Anton haben dabei erlebt, dass sie als wichtiger Partner für die Betreuung während des Lockdowns gebraucht wurden und mit ihrer Arbeit einen großen Beitrag leisten konnten.

In den Pfingstferien überschnitt sich die Betreuung der Kinder mit der Wiederaufnahme des Jugendhausbetriebs für die Zehn- bis 18-Jährigen. "Für viele Jugendliche war dies sehr wichtig und wertvoll; der Andrang war groß", erinnern sich Reinhardt und Anton. Bevor maximal zwölf Besucher kommen durften, musste ein aufwendiges Hygienekonzept erarbeitet werden, und das Jugendhaus wurde in Einbahnstraßen umfunktioniert. Die größte Veränderung für die Besucher war, dass die Eingangstür geschlossen blieb und die Besucher klingeln mussten, was auch heute noch so ist. Anfang durften aufgrund der Größe des Jugendhauses mit 140 Quadratmetern lediglich zwölf Besucher hinein.

Mit Schichtbetrieb und einer so genannten "Hygienepause", in der vom Team alles geputzt und desinfiziert werden musste, ließ sich die Zahl auf 24 pro Tag verdoppelten. "Über Instagram informierten wir immer zeitnah, wann ein Besuch noch möglich war", so das Jugendhaus-Team über seine Erfahrungen in dieser Zeit.

Seit Anfang Juli dürfen 20 junge Menschen gleichzeitig im Jugendhaus sein und "nachrücken", wenn jemand früher geht, ist auch möglich. Auch findet wieder Programm statt – außer Kochen.

Sehr dankbar ist das Jugendhaus-Team dem Kreisjugendreferenten Wolfgang Borkenstein, der während der Notbetreuungszeit sehr aktiv war und stets mit Mails aktuelle Informationen zur Situation geliefert hat.