Markus Wenz ist froh, die Kunden wieder in seinem Ladengeschäft für Sport- und Schuhartikel bedienen zu können. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Welche Hoffnungen Altensteigs Einzelhändler nach der Wiedereröffnung ihrer Ladengeschäfte hegen

"Endlich wieder Leben auf den Straßen, endlich wieder Kunden im Laden." Die Kommentare der befragten Einzelhändler in Altensteig fallen nach der Wiedereröffnung ihrer Fachgeschäfte durchweg ähnlich aus. Unterstrichen wird die Bedeutung des Standorthandels.

Altensteig. Dass er bereits am Montagmorgen viele Kunden persönlich begrüßen konnte, sei ein schönes Erlebnis gewesen, äußerte sich Markus Wenz von Schuh&Sport Wenz im Gespräch mit unserer Zeitung. Wanderbekleidung, Joggingschuhe, Schläger und andere Fitnessartikel seien an diesem Tag gut verkauft worden.

Den Drang nach Bewegung in frischer Luft habe er deutlich gespürt. Weil einige Firmen nach Ausbruch des Coronavirus keine Ware mehr lieferten, habe er einige Artikel neu bestellen müssen, als feststand, dass Läden wieder öffnen dürfen. Um eine Ansteckung im 250 Quadratmeter großen Fachgeschäft zu verhindern, hat Markus Wenz nach eigener Aussage entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Den Mund-Nasenschutz habe er von Werberingmitglied Martina Bohnet erhalten, die in Spielberg ein Gardinengeschäft betreibt und Stoffmasken näht.

Helga Luz vom gleichnamigen Blumengeschäft am Saumarkt findet es toll, dass sie und ihre Mitarbeiterinnen wieder Sträuße binden, Topfpflanzen auf die Freifläche vor dem Laden stellen und dafür sorgen können, "dass es auf der Terrasse vieler Häuser grünt und blüht".

Der Dornröschenschlaf von Altensteig sei ein Stück weit beendet. Natürlich achte sie darauf, dass sich nicht mehr als zwei Kunden gleichzeitig im 100 Quadratmeter großen Geschäft aufhalten. Lustig findet Helga Luz, dass man maskierten Kunden die Freude am Kauf von Blumen und Pflanzen nicht durch ein Lächeln, sondern an strahlenden Augen ablesen könne.

"Die Leute haben gemerkt, wie wichtig der örtliche Handel ist"

Die Werkstatt von E.P.Braun ist als Handwerksbetrieb auch nach der Schließung des Ladens begehbar gewesen. Weil sein Fachgeschäft für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte vier Wochen geschlossen hatte, "ist es vorgekommen, dass ich Tintenpatronen für 14 Euro nach Egenhausen geliefert habe", beschreibt Inhaber Ralf Braun seine Bereitschaft, einen Sonderservice angeboten zu haben. Trotzdem sei er froh, Kunden jetzt wieder persönlich bedienen und beraten zu können. Dabei achte er streng darauf, dass sich im Laden nicht mehr als zwei Personen zur selben Zeit aufhielten.

Dass er am Montag gleich nach dem Aufschließen einen Fernseher und ein Bügeleisen verkauft habe, sei ein guter Start gewesen. Später habe er noch einer ängstlichen Frau in Berneck eine Mikrowelle vorbeigebracht. Die wochenlange Schließung der Ladengeschäfte sei auch ein Lerneffekt gewesen. "Die Leute haben gemerkt, wie wichtig der örtliche Handel ist". Braun hofft, dass diese Wertschätzung anhält "damit es uns Fachhändler noch lange gibt".

Die Nachfrage sei am Montagmorgen verhalten gewesen, erinnert sich Medienshop-Verkäuferin Dagmar Pawolka, das habe sich am Nachmittag und am Dienstag geändert. Gefehlt habe den Kunden das Erlebnis, in den Regalen nach interessanter Literatur Ausschau zu halten, sich bei einer angebotenen Tasse Kaffee in der Sitzecke niederzulassen und in Büchern zu blättern, sei ihr wiederholt gesagt worden. Sie und die anderen Mitarbeiterinnen würden sich schon jetzt auf den Umzug Anfang Juli in die Räumlichkeiten der früheren Buchhandlung Hammer am Altensteiger Marktplatz freuen.

Andrea Bühler hat nach eigener Aussage überrascht, dass bei der Öffnung am Montag eine Frau aus Pfalzgrafenweiler an der Eingangstür ihres Haushaltswarengeschäfts stand und nach einer Auflaufform für den Backofen verlangte. Im Laufe des Tages seien Pfannen, Gasflaschen für den Gartengrill und Wassersprudler über den Ladentisch gegangen. Schutzmasken habe sie bei der Altensteiger Drogerie Schlumberger gekauft und den Kassenbereich so weit räumlich verändert, dass der nötige Abstand gewahrt bleibt.

An manchen Tagen sah es "gruselig" aus

Dass ihr Laden seit dem 19. März geschlossen war und es auf den Straßen der Stadt "gespenstisch ruhig war", habe bei ihr ein ungutes Gefühl ausgelöst. Deshalb sei es richtig und wichtig gewesen, dass sich das jetzt geändert habe.

"Auch wenn er nichts gekauft hat, hat mich das gefreut" beschreibt Ralph Gauss von der Firma Elektro-Gauss die Situation, als am Montagmorgen ein Mann hereinschaute und ihm spontan zurief: "Schön, dass sie wieder auf haben". Umsatzmäßig habe sich die Schließung des Ladengeschäfts nicht gravierend ausgewirkt, "weil wir in dieser Zeit etliche Großgeräte auf einem anderen Weg verkauft und ausgeliefert haben".

Trotzdem sei das persönliche Kundengespräch und die fachmännische Beratung wichtig – und dass auf den Straßen das Leben zurückgekehrt sei. Vorher "sah es an manchen Tagen richtig gruselig aus". Ausdrücklich erwähnt haben möchte Gauss das Einkaufsverhalten der einheimischen Bevölkerung als Zeichen der Solidarität mit den Geschäften in der Stadt und den Zusammenhalt innerhalb des Altensteiger Werberings.