Quicklebendig und geistig topfit: Hildegard Latzel aus Walddorf feiert am Sonntag ihren 100. Geburtstag.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilarin: Älteste Einwohnerin der Stadt Altensteig erwartet zu ihrem Ehrentag 55 Gratulanten

Sie ist die älteste Einwohnerin der Stadt Altensteig: An diesem Sonntag, 11. Oktober, feiert Hedwig Latzel aus Walddorf in geistiger Frische ihren 100. Geburtstag.

AltensteigWalddorf. Die ersten Gäste treffen bereits am Vortag ein. "Es könnte spät werden", muss die quicklebendige und redefreudige Altersjubilarin bei dem Gedanken schmunzeln, dass bereits um Mitternacht mit einem Glas Sekt auf ihren Festtag angestoßen wird. Gefeiert wird der runde Geburtstag am Sonntag mit voraussichtlich 55 Gratulanten in einem Gasthaus – ab 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen und ab 19 Uhr mit einem opulenten Abendessen. Dazwischen will man in Erinnerungen schwelgen.

Das Licht der Welt erblickt hat Hedwig Latzel in einem kleinen Dorf in Schlesien – eine Autostunde von Breslau entfernt. Als sie sieben Monate alt war, starb der Vater, und ihre Mutter musste sich mit drei Kindern allein durchbringen.

Mit vier Jahren wäre Hedwig Latzel beinahe ums Leben gekommen. Ein scheuendes Pferd traf sie am Kopf. "Die Narbe sieht man heute noch", sagt die Hundertjährige und tippt mit der rechten Hand an die Schläfe.

Nach dem Besuch der Volksschule wollte die lebenslustige Jubilarin die Welt kennenlernen, mit 16 Jahren verließ sie das Elternhaus, arbeitete als Hausangestellte unter anderem in Speyer und Magdeburg. Später kehrte sie in ihre schlesischen Heimat zurück und lernte dort ihren Mann kennen und lieben. Die Verbindung kam durch einen Bruder zustande. Er hatte einem Freund das Bild seiner Schwester gezeigt. Als der erfuhr, das sie noch "zu haben" sei, "hat er nicht locker gelassen" erinnert sich die Jubilarin. Obwohl ihm gesagte worden sei: "Die ist äußerst wählerisch."

Nach der Heirat kam 1945 das erste Kind, ein Sohn, auf die Welt. Vor der heranrückenden russischen Armee floh sie mit ihm im Viehwagen Richtung Westen. Stationen waren Friedland, Emden und die Insel Bornholm. Inzwischen war ihr Mann aus der amerikanischen Gefangenschaft entlassen worden, das zweite Kind, eine Tochter wurde geboren.

1950 fand die Familie im Schwarzwald ein neues Zuhause, zuerst in Neusatz, später in Walddorf – dort lebten bereits die Schwiegereltern und eine Schwester. 1961 wurde in der Hirtenäckerstraße ein eigenes Haus errichtet. Der Ehemann war bei einer Baufirma in Altensteig beschäftigt, sie kümmerte sich um die Erziehung der Kinder und arbeitete später in der Lederfabrik Seeger in Rohrdorf und bei der Besteckfabrik Auerhahn in Altensteig.

"Wir sind beide reiselustig gewesen", denkt Hedwig Latzel gerne an viele gemeinsame Reisen in die Türkei, nach Marokko, Irland, andere Länder und in die alte Heimat ins jetzt polnische Schlesien zurück. Nach dem Tod ihres Mannes, der 2007 mit 86 Jahren gestorben ist, und wegen gesundheitlicher Probleme – die Jubilaren sieht fast nichts mehr, und die Beine wollen auch nicht mehr so recht – beschränken sich die Aktivitäten aufs Haus. "Die Großmutter kocht heute noch, so gut es eben geht", berichten die Enkelkinder Silke und Bernhard, die mit ihr unter dem gleichen Dach wohnen und sie versorgen.