Gremium stimmt für Verwaltungs-Vorschlag
Von Manfred Köncke Altensteig. Sind in den Wäldern rund um Altensteig demnächst "Schnitzeljäger" unterwegs, um mit Hilfe von Landkarten oder GPS-Empfängern wasserdichte Behälter aufzuspüren? Der Gemeinderat hat in der jüngsten Sitzung den ersten Schritt getan, um Geocaching zu ermöglichen.Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, Anbieter Steffen Pfau sechs Geocaching-Touren im Oberen Nagoldtal entwerfen zu lassen. Das Basispaket kostet 10 600 Euro und wird mit 50 Prozent bezuschusst. Von der elektronischen Schatzsuche verspricht sich der 11 000 Einwohner zählende Luftkurort eine touristische Aufwertung. An dem Projekt will man möglichst auch die Nachbargemeinden Wildberg und Nagold beteiligen.
Gleich zu Beginn des Tagesordnungspunktes räumte Bürgermeister Gerhard Feeß mit einem "falschen" Eindruck in der Öffentlichkeit auf. Zwar sei richtig, dass die Stadt die Verantwortlichen von "Geocaching Forever" aufgefordert habe, ihre 286 Dosen auf der Altensteiger Gemarkung bis zum 1. Juli 2012 zu entfernen, aber nicht, um das Verstecken von Caches grundsätzlich zu untersagen, sondern weil man sich vorher nicht mit der Kommune, dem Forst, Jägern und Waldbesitzern abgesprochen habe.
Kulturamtsleiter Christoph Oldenkotte hat im kreisweiten Arbeitskreis Tourismus mitbekommen, dass einige Städte der Schwarzwaldregion ihre Geocaching-Angebote "intensiv bewerben" und dabei "sehr gute Erfahrungen gemacht haben". Als Beispiel nannte er Calw, Bad Liebenzell und Bad-Teinach-Zavelstein.
Dessen Bürgermeister Markus Wendel war in der Sitzung am Dienstag anwesend und berichtete von einem "positiven Feedback" anhand spezieller Gästenachfragen und gestiegener Übernachtungszahlen. Besonders bei Familien und einem jungen Publikum sei diese Art von Freizeitgestaltung sehr beliebt. Allerdings, da gab er seinem Amtskollegen vollkommen recht, sollte man – "ich spreche auch in meiner Eigenschaft als Vorstand der Jagdgenossenschaft" – vorher mit allen Interessengruppen sprechen, um Konflikte zu vermeiden. Bewusst werde in Bad Teinach-Zavelstein kein "Nacht-Geocaching" angeboten.
Hornbergs Ortsvorsteher Wolfgang Wenzel wunderte sich über den "plötzlichen Sinneswandel" der Stadtverwaltung. In der Gemeinderatssitzung am 22. Mai sei unterschwellig signalisiert worden, dass bei einem Geocaching die Gefahr bestehe, dass Jagdpächter ihren Vertrag kündigten. Von einem Sinneswandel könne keine Rede sein, wies Feeß die Kritik zurück. Damals sei lediglich darauf hingewiesen worden, dass sich beim Nachtcaching das Wild gestört fühlen könnte. Die ablehnende Haltung der Stadt zum Geocaching habe, wie erwähnt, einen anderen Grund gehabt. Dass die Macher von "Geocaching Forever" vor dem Auslegen der Behälter nicht auf die Kommune zugegangen seien, ist für Gemeinderat Werner Koch ein "Unding und unanständig". Nach Ansicht von Marlene Kost kann die Schnitzeljagd in Altensteig "nur funktionieren, wenn der Wald sauber bleibt". Ähnlich äußerte sich Irmgard Kaiser-Kielwein.
Steffen Pfau sicherte zu, dass die Touren so gelegt werden, dass die Sucher überwiegend am Rande von Waldwegen fündig werden. Beim Geocaching stehe das Naturerlebnis im Vordergrund. "Manche sammeln bei ihren Streifzügen sogar den Müll ein." Fest steht für Pfau nach dem erfolgreichen Start vor drei Jahren in Schömberg, dass das Geocaching nicht nur ein "preisgünstiges Hobby ist", sondern "einer der größten Gästebringer".
Der Antrag der Verwaltung wurde vom Gemeinderat mit 18 Ja- und zwei Neinstimmen sowie vier Enthaltungen angenommen.