An der Podiumsdiskussion beteiligten sich Herbert Müller (von links), Thomas Blenke, Daniel Steinrode und Johannes Schwarz. Befragt wurden sie von Ivanka Seitz. Foto: Köncke

Podiumsdiskussion: Landtagskandidaten sprechen beim CJD Altensteig über Lösungsmöglichkeiten.

Altensteig - Bekommen die Landtagskandidaten im Kreis Calw die umstrittene Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu spüren? Welche Maßnahmen erscheinen geeignet, um Ängste und Sorgen der Bürger abzubauen? Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) hatte zu einer Podiumsdiskussion unter der Überschrift "Wie gehen wir mit den Herausforderungen der Flüchtlingskrise um?" eingeladen.

Standortkoordinatorin Brigitte Hennig stellte zunächst das Jugenddorf Altensteig vor. Die Ausbildung, Förderung und Begleitung von Flüchtlingen und Migranten sei von Anfang an eine Aufgabe der CJD-Einrichtung gewesen – von der Aufnahme südvietnamesischer "Boat-People" bis zu den Spätaussiedlern. Und heute sei man bereit, Sprachkurse für Asylbewerber anzubieten und sich um unbegleitete Flüchtlinge zu kümmern.

Personaldisponent Thomas Baitinger erinnerte an den Satz des Gründers Arnold Dannenmann "Niemand darf verloren gehen". Das Leitbild des Bildungs- und Ausbildungsträgers habe nichts von seiner Aktualität verloren.

Moderatorin Ivanka Seitz (Fachbereichsleiterin Berufliche Bildung beim CJD Württemberg) lag daran, die Flüchtlingsfrage auf den Kreis Calw "herunterzubrechen". Thomas Blenke (CDU) bedauerte, dass wichtige landespolitische Themen, wie die Innere Sicherheit, Bildungskonzepte und der Straßenbau bis hinein in die Kommunen "überlagert" werden.

Ähnlich äußerte sich FDP-Landtagskandidat Herbert Müller: "Ob man will oder nicht, man kommt um das Thema nicht herum." Müller hält ein Einwanderungsgesetz für dringend erforderlich, verbunden mit der Zusage, dass Flüchtlinge, die eine Arbeit gefunden haben, "nicht abgeschoben werden dürfen".

Schwarz lobt Altensteiger Ansatz als "vorbildlich"

Als die ersten 120 Asylbewerber in den Kreis Calw kamen, habe er zum ersten Mal etwas von der Unsicherheit der einheimischen Bevölkerung bemerkt, erinnert sich Johannes Schwarz (Die Grünen). Besonders die Sorge vor einer "zunehmenden Islamisierung Deutschlands" will Daniel Steinrode (SPD) in Gesprächen herausgehört haben.

Wie kann man den Ängsten begegnen? läutete Ivanka Seitz die zweite Runde der Podiumsdiskussion ein. Die Bildung von Asyl-Arbeitskreisen im Landkreis Calw halten sowohl Steinrode als auch Blenke für einen wichtigen Schritt. Man könne bei Wahlveranstaltungen "Überzeugungsarbeit" leisten, um Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu wecken hält Herbert Müller für sinnvoll. Noch besser wäre es, Flüchtlinge, "schnell in Arbeit zu bringen". Das Lernen der deutschen Sprache ist für Steinrode die erste und wichtigste Voraussetzung. Wenn es dafür zu wenig Lehrer gebe, müsse man auf die Angebote der Volkshochschulen im Kreis Calw und des CJD zurückgreifen.

Johannes Schwarz hat den Eindruck gewonnen, dass die Versorgung der Flüchtlinge im Kreis Calw bisher "gut klappt" und ist froh, dass man darauf verzichtet habe, sie in Hallen oder Zelten unterzubringen. Dass in Altensteig ein Flüchtlingskoordinator berufen wurde, nach dem Bau der Gemeinschaftsunterkunft ein Sozialarbeiter eingestellt, durch den Bau von vier Wohngebäuden am Ausgang der Stadt eine Gettobildung verhindert werde und die Häuser später als Sozialwohnungen zur Verfügung stehen ist für Schwarz "vorbildlich".

In der anschließenden Diskussion ging Steinrode als erster darauf ein. Bedürftige könnten es sich zum Beispiel in Nagold nicht leisten, eine Mietwohnung zu bekommen. Blenke hält aber nichts davon "Spezialwohnraumprogramme für Flüchtlinge" aufzulegen. Dass sich Investoren "vom Mietwohnungsbau verabschiedet haben", bedauert Herbert Müller.

Manch einer vermisst die AfD in der Runde

Ein Zuhörer vermisste auf dem Podium einen Vertreter der AfD. Man habe sich auf Kandidaten der im Landtag von Baden Württemberg vertretenden Parteien beschränkt, erklärte die Moderatorin, sonst hätte man auch alle anderen Gruppierungen einladen müssen.