Rekordumsatz: 2,4 Milliarden Euro in 2020 erreicht / Neue Technologien werden vorangetrieben

Mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro hat die Boysen-Gruppe im vergangenen Jahr einen neuen Rekord aufgestellt. Auch wenn der chinesische Markt treibende Kraft war, kommt den Standorten im Kreis Calw eine große Bedeutung in Sachen Zukunftstechnologien zu.

Altensteig. Das Wachstum des Abgasspezialisten Boysen geht gegen den rückläufigen Trend der Automobilzulieferer-Branche, die Umsatzeinbrüche zwischen 13 und 24 Prozent verkraften müsse. Wie Geschäftsführer Rolf Geisel bekannt gab, liegt die neue Umsatzbestmarke von 2,4 Milliarden Euro fast zwölf Prozent über dem Vorjahreswert von 2,15 Milliarden Euro. Ebenso positiv bewertet Geisel den Umstand, dass die Unternehmensgruppe 2020 rund 400 neue Arbeitsplätze geschaffen hat, womit die Zahl der Beschäftigten erstmals auf über 5000 angewachsen sei.

Allerdings hat auch Boysen das Krisenjahr 2020 nicht unbeschadet überstanden: "Alleine die Zeit von Mitte März bis Mitte Mai, in der der Großteil unserer Produktionsstätten im Zuge der ersten Lockdown-Welle geschlossen war, hat uns umsatzseitig rund 300 Millionen Euro gekostet."

Beim Ergebnis, zu dem das Stiftungsunternehmen keine genauen Angaben macht, stehe circa ein Drittel weniger zu Buche als 2019. Jedoch könne sich die Boysen-Gruppe mit Blick auf die Gesamtauswirkungen der Pandemie glücklich schätzen, zu den wenigen zu zählen, die am Ende überhaupt noch auf der Gewinnerseite stehen.

Dass Boysen seinen Wachstumskurs trotz COVID-19 fortsetzen konnte, begründet sich laut Geisel vor allem in der Kundenstruktur: "Wir arbeiten ausschließlich für Premiumhersteller. Und Premium ist auch in Pandemie-Zeiten gefragt." So vor allem im wichtigsten und größten Automobilmarkt China. Dort waren die zwei Boysen-Standorte in Shenyang und Langfang ab Ende Januar 2020 zwar als erste vom Lockdown betroffen. "Jedoch jeweils nur für drei Wochen, wobei ein Teil davon in die Zeit des chinesischen Neujahrsfestes fiel, in der sowieso fast alle Firmen geschlossen sind. Danach konnten wir die Produktionen wieder sukzessive hochfahren", erklärt Geisel und fügt hinzu: "In den Folgemonaten erlebte der Absatz von Premiumfahrzeugen in China einen regelrechten Höhenflug, womit wir die Umsatzausfälle in den anderen Ländern zum größten Teil ausgleichen konnten."

Aufgrund der weiteren enormen Wachstumspotenziale im Reich der Mitte hat die Boysen-Gruppe im vergangenen August mit dem Bau eines weiteren Produktionswerks in Shenyang begonnen.

Laut Geisel ebenso forciert wurde 2020 der Ausbau neuer Geschäftsfelder, "der für uns immer wichtiger wird, da die Pandemie beim Hype um Elektrofahrzeuge als Brandbeschleuniger wirkt". Umso erfreulicher: "Unser erster Automobilauftrag abseits des Verbrennungsmotors ist die Fertigung von Strukturbauteilen für E-Fahrzeuge, die im zurückliegenden Januar am Standort Simmersfeld gestartet ist." Daneben hat die Boysen-Gruppe mit dem Kauf der Nagolder Firma helag-electronic ihre Expertise im Bereich der Steuerungs- und Sensortechnik ausgebaut und sich folglich bei den Automobilkunden breiter aufgestellt.

Erste Erfolge vermeldet der Geschäftsführer auch im Bereich Umwelttechnologien: "Über unsere Mehrheitsbeteiligung am Dortmunder Redox-Flow-Batteriehersteller Volterion läuft aktuell das erste Großprojekt mit einem deutschen Energieunternehmen. Und wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Flüssigbatterie-Energiespeicher von Volterion auch fit für den Einsatz in Wohnhäusern zu machen."

"Noch in diesem Jahr werden wir in Simmersfeld mit dem Bau eines Wasserstoffzentrums beginnen und rund 20 Millionen Euro investieren. Die große Motivation dahinter ist, dass wir die Wasserstofftechnologie in Verbindung mit der Brennstoffzelle als einzig zukunftsfähige Antriebsform für schwere Nutzfahrzeuge sehen." Ebenfalls erforscht werden soll in Simmersfeld die Nutzung von Wasserstoff zur Herstellung von bezahlbaren synthetischen Kraftstoffen: "Wem hier der Durchbruch gelingt, wird den Verbrennungsmotor vom Abstellgleis auf die Überholspur bringen."