Die eingegangenen Sachspenden werden in Spielberg sortiert und verpackt.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfsaktion: DHHN bringt gespendete Güter in osteuropäische Länder / Proteste erschweren Transport

Drei Tage hin und drei Tage zurück – so lange dauert in der Regel ein Hilfstransport der DHHN von Altensteig nach Osteuropa. Wenn die augenblicklichen Proteste gegen in Weißrussland anhalten und die Grenze nach Rumänien wegen Corona geschlossen ist, wird es schwierig.

Altensteig. Die Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold (DHHN) hat ihren Sitz in Altensteig-Spielberg. Seit 20 Jahren kümmert sich der eingetragene Verein um arme und notleidende Menschen in Osteuropa, versorgt sie mit notwendigen Gütern.

"Hilfe die ankommt" lautet der Auftrag und das Versprechen. Ablesen kann man das auf beiden 40 Tonnern. Ein- bis zweimal im Monat sind die Lastkraftwagen mit den Fahrern Julian Kirschner aus Oberschwandorf und Dominik Rehse aus Waldachtal tausende von Kilometern unterwegs, bis sie ihr Ziel in Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Belarus, Albanien und der Ukraine erreicht haben – in der Hoffnung, dass die Abfertigung an den Zollstationen keine Ewigkeit dauert. "Bei einer Fahrt nach Rumänien sind wir an einer Grenze neun Tage aufgehalten worden", berichtet Vorstandsmitglied Dieter Dannenmann aus Wildberg.

290 regelmäßige Spender von Textilien, Hygieneartikeln, Medikamenten, Spielzeugen, haltbaren Lebensmitteln, Babynahrung, Matratzen, Rollstühlen, Ultraschallgeräten und anderen Sachen gibt es inzwischen bundesweit. Abgegeben werden sie von Privatleuten, Industriefirmen und Konzernen wie Knorr und Hengstenberg.

Gelagert sind die Spenden in einer vor zehn Jahren im Spielberger Gewerbegebiet gepachteten, 600 Quadratmeter großen Halle, die laut DHHN "zurzeit fast überquillt". Jeden Dienstagnachmittag und Donnerstagvormittag treffen sich 20 Packfrauen und einige Männer zum Sortieren, Einpacken und Versand im Logistikzentrum. Die meisten Helfer kommen aus Egenhausen und Pfalzgrafenweiler, aber auch welche aus Wildberg – wie der pensionierte Polizist Dannenmann und die 86-jährige Hilde Widmann.

Lange Zeit wurden die Hilfsgüter mit einem gespendeten Lastwagen vom Vereinsvorsitzenden Julian Kirschner transportiert. Inzwischen ist ein zweiter, ebenfalls gespendeter 40-Tonner mit Dominik Rehse aus Waldachtal am Steuer angeschafft worden. 20 Tonnen Hilfsgüter gehen in jeden der Fahrzeuge rein, umgerechnet sind das 1560 Bananenkartons.

In den 20 Jahren seines Bestehens wurde laut Dannenmann ein "funktionierendes Verteilnetz" aufgebaut mit überwiegend christlichen Organisationen, um sicher zu gehen, dass die Hilfsgüter nicht in falsche Hände gelangen.

Das Einsatzgebiet und die Projekte sind ständig gewachsen. In einem kleinen Krankenhaus in der Ukraine kümmert sich der Verein um die Logistik und Finanzierung des ärztlichen und pflegerischen Personals. Und in einer ehemaligen Fischfabrik, die zu einem Waisenhaus umgebaut wurde, leben auf Kosten der DHHN 20 junge Männer. In Weißrussland unterstützt die Organisation eine Einrichtung für Alkoholiker und Drogenabhängige, in Moldawien gibt es eine Suppenküche, in Rumänien werden die entlegensten Bergdörfer in den Karpaten angefahren, in Bulgarien existiert ein Kleiderlager und in Albanien leistet man seit vier Jahren tätige Hilfe.

Eigentlich wollte das Packteam im Herbst einen Betriebsausflug nach Rumänien machen, um sich vor Ort einen Eindruck von der Situation zu machen. Wegen Corona müsse das leider ausfallen, bedauert Dannenmann. Aus dem gleichen Grund habe man auch die am 15. November im Altensteiger Bürgersaal geplante Feier zum 20-jährigen Bestehen der sozialen Einrichtung verschoben und statt 20 bis 24 Hilfstransporte "werden es in diesem Jahr weniger".