Kommunionskinder erinnerten in ihrem Martinsspiel an die Legende vom römischen Legionär und späteren Bischof von Tours. Fotos: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Martinsfest: Nach dem Schauspiel wartet eine Stärkung

Altensteig. Es war wie immer beim Martinsfest der katholischen Kirche Altensteig. Die Stadtkapelle spielte, Kommunionskinder erinnerten an das geschichtliche Ereignis, der Pfarrer griff zum Mikrofon, um einige Worte an Mütter und Väter zu richten, die mit ihren Kindern im Stadtgarten erschienen waren und leuchtende Laternen in der Hand hielten. Aber wo blieb der römische Legionär und Reiter, der – wie in der Legende überliefert – in einer sehr kalten Nacht mit dem Schwert seinen wärmenden Umhang zerteilte und eine Hälfte einem armen, frierenden Bettler überreichte?

Pfarrer Lorenz Rösch blickte sich mehrmals um. Kein Pferdegetrappel zu hören, kein Reiter mit Gehilfe in Sicht. "Ich weiß auch nicht, wo sie bleiben", zuckte eine Kirchenmitarbeiterin mit der Schulter. Hatte man vergessen, ihn und seinen Gehilfen zu beauftragen? Oder hatten sie sich beim festgelegten Termin Samstagabend 17 Uhr geirrt? Langsam wurden die Beteiligten unruhig, und Stadtmusikdirektor Josef Stritt rief vom Pavillon herüber: "Sollen wir anfangen?" Der Seelsorger nickte, und das Blasorchester spielte in kleiner Besetzung das bekannte Lied von Sankt Martin, der durch Schnee und Wind ritt. Bei "Ich geh’ mit meiner Laterne" sangen alle mit. Kurzerhand wurde eines der 18 erschienenen Kinder, die im nächsten Jahr ihre Kommunion feiern, als Soldat ausgewählt.

Das Martinsspiel geht auf die Legende zurück, wonach der damals 22-jährige römische Legionär bei einem nächtlichen Ritt am Stadttor von Tours einem Bettler half. Die gute Tat soll sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben. worauf die Einwohner der französischen Stadt Tours beschlossen, dass Martin Nachfolger des verstorbenen Bischofs werden sollte. Aus Bescheidenheit habe er sich im Gänsestall versteckt. Durch das aufgeregte Geschnatter des Federviehs sei er entdeckt worden und habe sich bereit erklärt, das hohe Würdenamt zu übernehmen. Sabrina Messner, Tamara Kretschmar und Hanna Perenz hatten mit den Kommunionkindern die Szenen einstudiert. Pfarrvikar Rösch wünschte sich, dass es auch in heutiger Zeit "Menschen gibt, die ein gutes Herz haben und helfen". Nach der Aufführung setzte sich ein langer Zug Richtung katholisches Gemeindehaus in Bewegung.

Beim Martinsmarkt auf dem Vorplatz wurden an fünf Ständen Magenbrot, Mandeln, Waffeln und Bratwürste angeboten, zu trinken gab es Punsch und Glühwein. Im Schein des Martinsfeuers hatten Kirchenmitarbeiter Bänke und Tische aufgestellt, die vollzählig belegt waren. Trotzdem wurden diesmal nicht so viele Besucher gezählt wie im letzten Jahr.