Dehoga-Kreischef Rolf Berlin (rechts) hatte wieder viele erfolgreiche Azubis der Hotellerie und Gastronomie nach Altensteig-Wart geladen. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Hotellerie und Gastronomie sprechen ihre erfolgreichen Azubis in Wart von der Ausbildung los / 150 freie Ausbildungsplätze in der Region

Von Sebastian Bernklau Nordschwarzwald. Es war für die Hotellerie und Gastronomie im Nordschwarzwald gestern ein Freudentag – allerdings einer mit einem bitteren Beigeschmack. Denn bei der Lossprechungsfeier für ihre erfolgreichen Azubis in Wart blieb der harte Kampf der Branche um neuen Nachwuchs nicht außen vor.

Es war Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, der bei der Lossprechungsfeier des Calwer Kreisverbands des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga seine Gratulation für den aktuellen Abschluss-Jahrgang mit einem "Riesenproblem" verknüpfte: der Suche der Branche nach neuen Auszubildenden. Denn aktuell sind in dieser Sparte im Bezirk der IHK Nordschwarzwald – den Kreisen Calw, Freudenstadt, Enz und Pforzheim – noch immer 150 Ausbildungsplätze unbesetzt. Eine Situation, die Keppler mit drastischen Worten umschrieb: "Die Demografie schlägt in der Branche mit voller Wucht zu."

Deshalb wurde Keppler auch nicht müde, in seiner Laudatio für die Berufe in Hotellerie und Gastronomie – und auch den Weg in die Selbstständigkeit – zu werben. Allerdings müsse dabei in der Region wie bisher auf eines höchsten Wert gelegt werden: Qualität. Denn es sei der Qualitätstourismus, der auf dem Vormarsch ist. Sorgen um die Qualität der Ausbildung macht sich Keppler indes nicht. Der Nordschwarzwald gehöre zu den stärksten Ausbildungsregionen in ganz Deutschland, und der gute Ruf der Ausbildung sei "weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt".

Diese hohe Wertschätzung, die die Region landesweit genießt, zeigte sich auch am Besuch der obersten Ausbilderin der Branche in Deutschland: Eva-Maria Rühle. Auch die Vorsitzende des Bundesausschusses Ausbildung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, konnte gestern nicht umhin, auf das Ausbildungsproblem aufmerksam zu machen. Man müsse den Beruf noch weiter attraktivieren. So wolle der Dehoga nun auch gezielt um Azubis mit Migrationshintergrund werben, kündigte Rühle an, die sich trotz aller Schwierigkeiten optimistisch zeigte, dass die Branche auch in Zukunft ihren Fachkräftebedarf decken kann.

In dieser Sache eher zurückhaltend gab sich gestern der Kreisvorsitzende der Dehoga, Rolf Berlin. Der ging in seiner Laudatio auf die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung in der Branche ein, die nicht unbedingt mit einem guten Schulabschluss oder gar dem Abitur zusammenhängen: Pünktlichkeit, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen und als "ganz entscheidende Grundvoraussetzung" Disziplin. Es sei dieses Fundament – gepaart mit Rückhalt und sanftem Druck aus dem Elternhaus –, das bei einer Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie eine entscheidende Rolle spiele, so Berlin.

Von den 197 zur jüngsten Prüfung angetretenen Köchen, Restaurant- und Hotelfachleuten haben 185 die Prüfung auf Anhieb geschafft.

Bei der Lossprechungsfeier der Kreis-Dehoga in Wart wurden die Prüfungsbesten der einzelnen Berufe mit Preisen ausgezeichnet.

u Bei den Hotelkaufleuten, Restaurantfachleuten und Fachleuten für Systemgastronomie siegte Claudia Kübler (Hotel Sackmann in Baiersbronn), vor Katrin Frech (Hotel Bareiss in Baiersbronn) und Silvia Malek (Hotel Engel Obertal in Baiersbronn).

u Bei den Hotelfachleuten und Fachkräften im Gastgewerbe erzielte Ulrich Saam (Hotel Traube-Tonbach, Baiersbronn) das beste Ergebnis, vor Sandy Göpfert vom Hotel Sonnenbühl in Altensteig-Wart und Peggy Wimmer vom Best Western Queens Hotel Niefern-Öschelbronn.

u Bei den Hotelfachleuten mit Zusatzqualifikation Hotelmanagementhatte Ricarda Stocker vom Bad Hotel in Bad Teinach die Nase vorn. Es folgten auf Rang zwei Myriam Geiser (Schwarzwaldhotel Tanne in Baiersbronn) und auf Platz drei Juliane Oehler und Rebekka Weckherlin (beide Hotel Traube-Tonbach in Baiersbronn).

u Viele Preise gab es bei den Köchen. Erste Preise gingen an die fünf Jungköche Henning Weick (Waldknechtshof in Baiersbronn), Leander Schmidt-Glintzer und Regina Isenmann (beide Hotel Traube-Tonbach, Baiersbronn), Jochen Merkle (Hotel Sackmann in Baiersbronn) und Manuel Mayer von der Krone in Ötisheim. Platz zwei erreichten Pierre Vetter (Hotel Engel Obertal, Baiersbronn) und Andreas Stütz vom Oberlinhaus Freudenstadt. Auf den dritten Platz schafften es Nathalie Dienstbach von der Traube-Tonbach in Baiersbronn und Torben Stave vom Enztalhotel in Enzklösterle.