Ungewöhnlicher Abschluss eines ungewöhnlichen Musiksommers: Das traditionelle Wandelkonzert wurde in die Stadtkirche verlegt, um die Instrumente von eventuellen Wetter-Unbillen zu schützen.Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Musiksommer: Traditioneller Abschluss des Altensteiger Festivals den Instrumenten zuliebe in die Stadtkirche verlegt

Der traditionelle Abschluss des Musiksommers Altensteig, das "Wandelkonzert" erlebte in diesem Jahr gleich mehrere Veränderungen. Nicht nur die musikalischen Ensembles wandelten anstelle der Besucher, wegen schlechter Wettervorhersagen fand das Konzert in der Evangelischen Stadtkirche statt.

Altensteig. Bürgermeister Gerhard Feeß dankte Pfarrer Klaus-Peter Lüdke für die kurzfristige Bereitstellung des Gotteshauses. "Es war ein unglaublicher Musiksommer mit herausfordernden Bedingungen, wie begrenzte Platzzahl und Voranmeldungen. Viele Veranstaltungen waren ausverkauft und spiegeln die Wichtigkeit der Kultur", so das Stadtoberhaupt vor Beginn des Wandelkonzerts, das zum Schutz der Musikinstrumente vor möglicherweise einsetzendem Regen kurzfristig verlegt worden war und auch ansonsten nicht den gewohnten Gang vom Rathaus durch die Altstadtgassen zum Schlossgarten nahm. Die Besucher der Veranstaltung mussten sich anmelden und wurden auf ihre Plätze begleitet. Auch für diesen organisatorischen Riesenkraftakt dankte der Rathauschef seinen beiden Mitarbeiterinnen, Jasmin Schmid und Christa Haizmann-Broschk.

Birgit Heintel und Andreas Jendrusch, kostümiert als historische Figuren Georg Ludwig Hegel und Wilhelm von Urbach, führten in bekannt unterhaltsamer und flexibler Weise durch das Konzertprogramm. Die Besucher stimmten sie auf ein geistiges statt physisches Wandeln ein. Selbst den musikalischen Ensembles war in der Kirche ein "Wandeln" um die Besucher nicht wirklich möglich. Vor dem Altarraum prangten riesige Fotowände mit Motiven der Altstadt, und dort postierten sich die Musiker, um das grenzenlose Musikvergnügen, so das diesjährige Motto des Musiksommers, erklingen zu lassen.

Hegel und Urbach kündigten einen grenzenlosen Blick in die weite musikalische Welt an. Den Start in A wie Austria übernahm das Streichquartett der städtischen Musikschule unter der Leitung von David Bem mit der Serenade Nr. 13 G-Dur aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart. Von dem österreichischen Komponisten stammten auch die folgenden Kegelduette auf dem Fagott oder dem Groß-Lang-Hineinblas-Instrument, so die Anmoderation von Andreas Jendrusch. Gespielt hat das Fagott-Duo Thomas Glaesser und Wolfgang Mücke. Die 12 kleinen Meisterwerke sollen während damaliger Kegelabende des Musikgenies entstanden sein.

Weiter ging die grenzenlose Reise nach B wie Brag und Breußen, so die Interpretation von Hegel und Urbach. Das Flötentrio unter der Leitung von Susanne Schuler-Meybier spielte ein Stück des Prager Komponisten Jindrich Feld. Der 2007 verstorbene Tscheche erfuhr in den 1950er Jahren internationale Anerkennung. Die drei Flötistinnen erreichten im diesjährigen Regionen-Wettbewerb von Jugend musiziert einen 1. Preis und wurden an den Landeswettbewerb weitergeleitet, der coronabedingt ausfallen musste

Zum Ausklang singtTeilnehmer-Chor

Nach einer "Sonate für drei Flöten ohne Bass" von Johann Joachim Quantz, dem früheren Hofkomponisten des Preußenkönigs, übernahmen die "Landstreicher und Streichhölzer" die Bühne. Zusammen mit David Bem tauchten sie ein in die Welt der Filmmusik und spielten "The Hanging Tree" aus dem Film "Die Tribute von Panem", gefolgt von "Love Story" und dem hebräischen Volkslied "Hava nagila", das aufruft zum Glücklichsein.

Bevor das Segelschiff Richtung Heimat weitersteuerte erklang aus dem Film "Fluch der Karibik" das Solo-Stück "He’s a Pirate".

Unter der Leitung von Monika Früchtl erklangen aus 11 Flöten "Riffs".

Den Konzertausklang bestritt der Chor, bestehend aus den Teilnehmern des Chor-Workshops "Singen macht Spaß" mit Musikpädagogin Sabine Schilling. Gemeinsam mit den Instrumentalensembles, die sich im gesamten Kircheninneren verteilt hatten, stand der Shanty von Nathan Evans "Wellerman" auf dem Programm. Die Sängerinnen und Sänger hatten "Country Roads", "And so it goes" sowie von Reinhard Mey "Über den Wolken" mitgebracht. Die Chöre fühlten sich, so Chorleiter Thomas Früchtl, im siebten Sängerhimmel, weil sie eineinhalb Jahre nicht mehr so singen durften wie beim Abschlusskonzert.

Dafür und für alle musikalischen Darbietungen beim gewandelten Wandelkonzert gab es einen riesigen und vor allem dankbaren Applaus.