In den Klassenzimmern herrscht eine ruhige Atmosphäre, ist Schulleiter Eugen Blumenstock aufgefallen. Foto: Bildungszentrum

Am Bildungszentrum Wildberg zieht man nach einer Woche Präsenzunterricht zunächst eine positive Bilanz.

Wildberg - Die erste Woche mit Präsenzunterricht am Wildberger Bildungszentrum ist geschafft. Soweit lief es den Umständen entsprechend gut, auch wenn Normalität noch weit entfernt scheint.

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Man merke eben, dass es kein normaler Schulbetrieb ist, berichtet Schulleiter Eugen Blumenstock. Zum einen sei nur ein Bruchteil der Schüler tatsächlich vor Ort, zum anderen "sind die Klassen halbiert, und man hat nicht die gewohnten Klassen vor sich sitzen". In den Klassenzimmern herrsche eine "sehr ruhige Atmosphäre", "unterrichtliches Arbeiten" sei unter den gegebenen Umständen "gut möglich". An die Hygienevorgaben hielten sich die Schüler, die Lehrkräfte kontrollieren entsprechend.

"Bislang läuft das Hygiene- und Raumkonzept ohne notwendige Nachsteuerung", fährt Blumenstock fort. Die Hände könnten gewaschen werden, in den Unterrichtsräumen seien Seife und Papierhandtücher vorhanden, und in den Eingangsbereichen der Gebäude stünden Desinfektionsmittelspender parat. Auch bei den Unterrichtseinheiten laufe überwiegend alles planmäßig.

Unterricht in Schule und gleichzeitig Fernunterricht fordern Lehrkräfte

Herausfordernd sei für das Kollegium momentan, "sowohl Unterricht im Klassenzimmer und gleichzeitig den Fernunterricht der Klassen, die noch nicht in die Schule kommen dürfen, unter einen Hut zu bekommen", erzählt Eugen Blumenstock, denn "der Unterricht vor Ort muss vorbereitet und gehalten werden".

Im Lehrerzimmer treffe man immer wieder Kollegen, die beispielsweise per Videochat mit Schülern oder Schülergruppen in Kontakt stünden. Die digitale Ausstattung des Bildungszentrums inklusive WLAN helfe hierbei ungemein.

"Methodisch etwas eingeschränkt" ist dafür der Vor-Ort-Unterricht, bedauert der Schulleiter. Die Vorgaben erlaubten zum Beispiel keine Partner- oder Gruppenarbeit: "Damit sind vielfältige Möglichkeiten einer abwechslungsreichen Unterrichtsgestaltung im Klassenzimmer leider nicht möglich."

Schüler freuen sich wieder in Schule zu sein

Es sei schön gewesen zu sehen, wie sich Schüler und Lehrer freuten, wieder vor Ort sein zu können, sich persönlich zu sehen. "Die Belastung im aktuellen Abschnitt der schrittweisen Schulöffnung ist allerdings gegeben", gibt Eugen Blumenstock zu bedenken. Er hofft, dass sich die Lage ab dem 15. Juni, wenn alle Jahrgangsstufen wieder in den Präsenzunterricht einbezogen werden, entspannt. "Denn dann ist klar vorgegeben, dass sich der Präsenzunterricht und der Fernlernunterricht verzahnen sollen und die Priorität auf diesem verzahnten Unterricht liegt."

Es würden auf jeden Fall Kern- und Wahlpflichtfächer verpflichtend einbezogen. "Je nach organisatorischen Zwängen können wir auch sogenannte ›Nebenfächer‹ in den Präsenz- und Fernlernunterricht integrieren", so Blumenstock, "aber eben nicht alle." In den Schulleiterschreiben des Kultusministeriums beziehungsweise des Schulamtes werde betont, "dass wir weiterhin nur ein eingeschränktes Unterrichtsangebot haben werden und die Vorgaben für die Unterrichtsplanungen nichts mit einem normalen geregelten Schulbetrieb wie vor der Corona-Schließung zu tun haben", erzählt Blumenstock. "Dies muss allen bewusst sein."

"Normalität und Nähe zueinander" wünschen sich die Schüler laut Malin-Carlotta Schütz. Die stellvertretende Schülersprecherin besucht die neunte Klasse, macht nächstes Jahr ihren Realschulabschluss. Sie hat Angst, "weil ich mich extrem unvorbereitet fühle, und damit bin ich nicht die Einzige". Schütz bezweifelt, "dass wir es schaffen, den gesamten Stoff nachzuholen, und man weiß nicht, wie lange die Situation noch so bleiben wird".

Überfüllte Busse stören einige Eltern

Die Schüler seien froh gewesen, die Schule wieder besuchen zu können, erzählt Schütz. Im Präsenzunterricht falle das Lernen leichter, man werde nicht abgelenkt. Am ersten Tag nach der Schulöffnung "bestand der große Drang nach einer Umarmung oder zumindest einem Handschlag", so die Schülerin. "Man freute sich, seine Freunde wiederzusehen, und das nicht nur über das Handy." Es sei "ungewohnt" und für einige "komisch" gewesen, "jetzt mit einer Maske im Bus zu fahren und Abstand zu halten". Einige Eltern hätten ihre Kinder lieber selbst zur Schule gefahren als sie in einen Bus zu setzen.

Die Atmosphäre beschreibt Malin-Carlotta Schütz als "verändert": eine leere Bücherei, keine Fragen nach Taschentüchern oder Kaugummis, trockene Hände vom Desinfektionsmittel, eine sonderbare Stille im Unterricht, kein Flüstern mit dem Sitznachbarn. Schüler und Lehrer stünden "unter enormem Druck, den versäumten Stoff nachzuholen".

Schütz hofft, dass daraus wenigstens "einige gute Dinge hervorgehen", beispielsweise weiterhin teilweise digitaler Unterricht. "Unser Schulsystem ist veraltet und bekommt jetzt die Chance, sich weiterzuentwickeln, zu digitalisieren und neue Technologie zu nutzen", findet sie. "Davon würden wir dann auch bei unserem Berufseinstieg profitieren." Denn "Auch viele Arbeitsplätze werden jetzt gezwungenermaßen digitaler, und davon wird es sicher keinen Rückschritt mehr geben."