Andrea und Jürgen Rentschler behandeln in ihrer Physiotherapie-Praxis weiterhin Patienten. Foto: Köncke

Physiotherapie-Praxen weiterhin geöffnet. Weniger Behandlungen, keine Hausbesuche.

Altensteig - Patienten werden umgehend weitergeleitet, die Behandlungsbänke sind desinfiziert und alle Therapeuten tragen Mundschutz: Trotz Corona-Epidemie sind die Physiotherapie-Praxen in Altensteig geöffnet.

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Aus Angst vor Ansteckung seien Termine in den vergangenen Tagen abgesagt oder verschoben worden, schildern Andrea und Jürgen Rentschler die Lage. Überwiegend würden sie jetzt Patienten mit akuten Schmerzen behandeln. Durch die schnelle Weiterleitung in ein Behandlungszimmer werde dafür gesorgt, dass sich im Wartebereich nicht mehr als eine Person aufhält. Die Inhaber der Praxis in der Rosenstraße 19 schützen sich vor der Epidemie nach eigener Aussage mit Desinfektionsmitteln und "selbst genähtem" Mundschutz, weil auf dem Markt augenblicklich keine medizinischen Masken zu bekommen seien.

In der Praxis Engel kümmern sich normalerweise vier geschulte Mitarbeiterinnen um die Wiederherstellung der Gesundheit. "Wegen Corona arbeiten wir auf Sparflamme", beschreibt Sabine Engel die aktuelle Situation. Will heißen: Die Öffnungszeiten wurden reduziert und die Inhaberin ist augenblicklich allein an Bord.

Zahlreiche Rezepte "abzuarbeiten"

Gerade sei sie dabei, einen Terminplan für die nächste Zeit aufzustellen. Das Personal werde zu unterschiedlichen Zeiten eingesetzt, weil noch zahlreiche Rezepte "abzuarbeiten sind".

Das Virus hat nach Auskunft der Betreiberin nicht nur zu weniger Behandlungen geführt, sie selber rate Risikopatienten, momentan lieber zuhause zu bleiben. Die Praxis in der Rosenstraße 55 sei gegenwärtig nur auf Klingelzeichen erreichbar. Zum Schutz vor der Tröpfcheninfektionen würden alle Angestellten einen Mundschutz tragen und die Bänke "werden nach jeder Behandlung desinfiziert".

Mit fünf Therapeuten und sieben Zimmern ist die Praxis von Götz Mücke im Altensteiger Brunnenhäusle 7 relativ groß. Dass sich Corona zu einer Pandemie ausbreiten könnte, habe er geahnt und deshalb rechtzeitig Schutzmasken besorgt. Und zwar so viele, dass er sie auch ängstlichen Patienten vor Beginn der Behandlung anbieten könne.

Anschließend würde die Liege mit Desinfektionsmitteln besprüht und bleibe einige Zeit unbenutzt. Außerdem wird laut Mücke nach der Anmeldung bei Mitarbeiterin Bettina Bühler eine sofortige Weiterleitung veranlasst.

Obwohl peinlich auf die Einhaltung von Hygieneschutzmaßnahmen geachtet werde, könne er verstehen, dass manche Praxisbesucher in der augenblicklichen Situation lieber daheim bleiben möchten, anstatt sich auf den Weg zu machen. Er selber würde das Risikopatienten auch empfehlen. "Folglich auch denen über 70?" Bei dieser Frage muss Götz Mücke schmunzeln. Seine Antwort: "Alter schützt vor Gesundheit nicht." Wegen der Epidemie seien in seiner Praxis zurzeit nur drei Therapeuten im Einsatz. Der Inhaber hofft, dass die Krise bald vorbei ist und er nicht irgendwann Kurzarbeit beantragen müsse. Zum Schluss des Gesprächs macht Mücke darauf aufmerksam, dass Physiotherapeuten wie Ärzte, Krankenschwester und Pfleger zur systemrelevanten Berufsgruppe gehören und bevorzugt werden müssten.

Weniger Behandlungen, keine Hausbesuche

Die Corona-Krise habe sie getroffen, beschreibt Praxisinhaberin Louise Kassing ihre Situation. Nicht nur die Behandlungen seien zurückgegangen, wegen der Kontaktsperre könne sie auch keine Hausbesuche mehr machen und Patienten in den Heimen besuchen.

Die Praxis in der Rosenstraße 61 sei jetzt nur noch Montag, Dienstag und Donnerstag geöffnet. Stärker als je zuvor achte sie dort auf den Schutz vor Ansteckung und bitte zum Beispiel darum, sich beim Eintreten die Hände zu waschen. Bei den Liegen habe sie die wärmenden Stoffbezüge abgezogen, damit sie nach der Behandlung desinfiziert werden könnten.

Außerdem sollten keine Handtücher mitgebracht werden. "Die Unterlage wird jetzt von mir gestellt." Masken seien in genügender Zahl vorhanden, sodass sie auf Wunsch auch welche vor der Behandlung überreichen könne. Beim Nachschub nimmt Louise Kassing nach eigener Aussage mit einer produzierenden Firma in Wittlensweiler Kontakt auf. Bis jetzt habe sie dafür bereits 200 Euro ausgegeben.

Und wenn die Pandemie monatelang anhält? "Dann wird es eng", sagt die gebürtige Holländerin mit leiser Stimme. Sie verfüge über keine großen Rücklagen.