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Altensteiger Blockflötenensemble feiert im Rahmen des Altensteiger Musiksommers 20. Geburtstag

Das instrumentale Ensemble Con vivo feierte im Rahmen des Altensteiger Musiksommers seinen 20. Geburtstag mit einem ambitionierten Spektakel im prall gefüllten Altensteiger Bürgersaal.

Altensteig. Als die herausragende Blockflötistin und Pädagogin der Altensteiger Musikschule Monika Früchtl ihre Arbeit mit einer "Handvoll Spielerinnen"“ aufnahm, schwebte ihr lediglich ein Experiment, ein eher folgenloses Projekt vor. Die Zukunft überholte ihre Pläne, da immer mehr Frauen Interesse für gemeinsames Blockflötenspiel zeigten, und im Laufe der Zeit wuchs die Besetzung des Con vivo ("Lebendigkeit") auf zwei Dutzend Spielerinnen an. Dank der üppigen Instrumenten-Palette von Sopranino- bis Subbassflöte mit mehr als fünf Oktaven Tonumfang wurde es Früchtl möglich, neben Auftritten bei Benefizkonzerten, Stunden der Kirchenmusik und Gottesdiensten auch längere und anspruchsvollere Werke anzugehen. Für das Jubiläums-Konzert nahm das Ensemble die Semi-Oper "The Fairy Queen" von Henry Purcell in Angriff.

Der noch zu Lebzeiten als "Orpheus britannicus gefeierte Komponist Purcell gilt mit seinem Hauptwerk "Dido and Aeneas" als Schöpfer der nationalen englischer Oper. Im Jahre 1692 schrieb Purcell Musik zur anonymen Bearbeitung des Komödie-Textes von William Shakespeare "Sommernachtstraum". In dem szenischen Werk treten die Drama- und Musikelemente – gesprochener Text, Lieder, Tänze und instrumentale Einlagen – in einer losen Einordnung, ohne engere Bindung an das dramatische Bühnengeschehen auf. Deshalb zählt "The Fairy Queen“ zur Gattung der Semi-Oper, auch Masque (Maskenspiel) genannt, wobei sich dessen Arrangement von Roland Müller geradezu anbietet, die barocke Musik konzertant wie in Altensteig aufzuführen.

Birgit Heintel vermählt die Elemente zu einer Einheit

Das künstlerische Konzept von Früchtl ergänzte die Schauspielerin und Regisseurin Birgit Heintel als Erzählerin, die anfangs von der Empore aus, dann entlang der Wände bis auf die Bühne wandernd, mit expressiver Text-Wiedergabe und Suggestivität der Stimme das Wort und Musik zu einer Märchen-Einheit vermählte. Das illustrative, nach der Idee von Thorsten Früchtl entworfene Schattenspiel setzten die jungen Damen Susanne und Tanja Stehle in Bewegung.

Während die musikalische Einführung in die übersinnliche Welt der Feenkönigin Titania, ihrem Gemahl Oberon, der Waldgeister und unzähliger Elfen- und Fantasie-Figuren vorzüglich gelang und die pastellzarten Flöten-Töne eine sanfte Stimmung einleiteten, gingen die Blockflötistinnen mit derselben Leichtigkeit Arien, Zwischenspiele sowie altenglische Tänze wie Hornpipe und Jig und den kontinentalen Rundgesang Rondeau an. In wechselnden Tempi der geraden oder Dreier-Takte, in Tempoverzö-gerungen und dynamischen Kontrasten schlummerten die stillen, zwischen höfischer Eleganz und Poesie schwankenden Emotionen, und sie lenkten die Aufmerksamkeit der Zuhörer von der beeindruckend souveränen technischen Fertigkeit der Spielerinnen ab.

Aus der Gestik der zierlich wirkenden Dirigentin Früchtl strahlten Ruhe und Vertrauen auf die Verlässlichkeit ihres weiblichen Ensembles aus, die sich in der stimmigen Kommunikation und in rhythmischer Sicherheit widerspiegelte.

Das Publikum genoss schweigend die einmalige Atmosphäre, und erst am Schluss würdigten Zuhörer die Gesamtleistung mit donnerndem Applaus. Angesichts der Tatsache, dass Con vivo außer der Profi-Frau an der Spitze ausnahmslos aus Laien-Musikerinnen besteht, zeigte das Ensemble sein Potenzial im besten, weil magisch wirkenden Licht.