Einigkeit auf breiter Ebene zeigten Herbert Müller (FDP-Landtagskandidat, von links), Rolf Geisel (Geschäftsführer Boysen-Gruppe), Michael Theurer (stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion), Hartmut Kübler (Technischer Leiter Boysen), Michael König (FDP-Bundestagskandidat), Oliver Kässer (Technischer Leiter Boysen), Andreas Dreizler (Zukunftsdirektor Boysen-Gruppe) und Dejan Micic (Stellvertretender Vorsitzender FDP-Stadtverband Nagold). Foto: Boysen Foto: Schwarzwälder Bote

Politiker-Besuch: FDP-Delegation um Michael Theurer zeigt sich von den Zukunftsplänen des Unternehmers Rolf Geisel beeindruckt

Der Politiker Michael Theurer und der Unternehmer Rolf Geisel sind sich einig: "Die Wasserstoff-Technologie hat ein enormes Zukunftspotential."

Simmersfeld/Altensteig. Während der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion die entsprechende Überzeugungsarbeit mit Worten leisten muss, lässt der Geschäftsführer der in Altensteig ansässigen Boysen-Gruppe umgehend Taten folgen. Bereits für 2021 plant Geisel in Simmersfeld den Bau eines Wasserstoffzentrums – mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 20 Millionen Euro.

Michael Theurer ist zum Informationsbesuch ins Boysen Werk BAK nach Simmersfeld gekommen. Mit dabei hat er den Bundestagskandidaten Michael König aus Horb und den Landtagskandidaten Herbert Müller aus Nagold, mit denen die FDP im Wahljahr 2021 auf regionaler Ebene ins Rennen geht.

Gleich zu Beginn des Treffens macht Geisel deutlich, dass seine Unternehmensgruppe mit dem Kerngeschäft Abgastechnik zu 100 Prozent am Verbrennungsmotor hängt: "Wir schaffen Innovationen, die in der öffentlichen Diskussion aber keinen Platz mehr einnehmen dürfen. Obwohl in den nächsten Wochen Fahrzeuge auf den Markt kommen, deren Stickoxid-Ausstoß durch den Einsatz von zwei SCR-Systemen auf unter 40 Milligramm gesenkt wird, geht die Politik in Land und Bund eisenhart weiter den Weg in Richtung Elektrobatterie. Dies hat sich nach Aufkommen des Dieselskandals Ende 2015 schon binnen kurzer Zeit abgezeichnet. Damit war der Strategiewechsel für uns unabdingbar."

Der Boysen-Chef zeigt auf, dass dieser Strategiewechsel bereits erste Früchte trägt: "Ab Januar kommenden Jahres werden wir in Simmersfeld die ersten Aggregaterahmen für die Elektromotoren von E-Fahrzeugen produzieren. Weitere vielversprechende Neugeschäftsansätze sind für uns Batteriegehäuse aus beschichtetem Stahlblech sowie Edelstahltanks für Hybridfahrzeuge."

Abseits der Mobilität setzt Rolf Geisel verstärkt auf innovative Umwelttechnologien – und nennt auch dazu ein Erfolgsbeispiel: Über die Mehrheitsbeteiligung am Dortmunder Redox-Flow-Batteriehersteller Volterion laufe zurzeit das erste Großprojekt mit einem namhaften deutschen Energieunternehmen. Zudem arbeite man mit Hochdruck daran, die Flüssigbatterie-Energiespeicher von Volterion auch fit für den Einsatz in Wohnhäusern zu machen.

Das nächste neue Standbein wird das Wasserstoffzentrum, das Geisel in Simmersfeld direkt gegenüber der Boysen-Großfabrik BAK bauen möchte. Dabei sieht er drei Schwerpunkte: "Erstens werden wir uns an dieser neuen Forschungsstätte intensiv mit der energieeffizienten Herstellung und Speicherung von Wasserstoff beschäftigen. Zweitens geht es um die weitere Verwendung von Wasserstoff, zum Beispiel für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe. Der dritte Schwerpunkt ist die Brennstoffzellen-Technik, die wiederum mit gasförmigem Wasserstoff betrieben werden kann. Und schließlich werden wir in logischer Konsequenz auch eine Wasserstoff-Tankstelle installieren."

Ob dieser Pläne kommt der FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer ins Schwärmen: "Das ist echte Zukunftsgestaltung und echtes Unternehmertum." Seit Jahren setzt sich Theurer aus der Opposition heraus für Technologieoffenheit und damit auch für die Wasserstofftechnologie ein: "Die Grüne Landesregierung bezeichnet Wasserstoff als den Champagner der Energiewende und setzt deshalb ausschließlich auf die E-Batterie. Wir hingegen streben den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft an und wollen die Fördermittel zur Verfügung stellen, damit Wasserstoff das Tafelwasser der Energiewende wird."

Angela Merkel und Ursula von der Leyen wirft Theurer vor, die Grüne Politik auch auf Bundes- und Europa-Ebene zu betreiben, womit er die Zukunftsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie "in größter Gefahr" sieht: "China legt enorme Förderprogramme für die Wasserstoffforschung und die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe auf, während wir immer mehr ins Hintertreffen geraten."

Rolf Geisel will sich keinen Illusionen hingeben

Derweil will sich der Unternehmer Rolf Geisel keinen Illusionen hingeben: "Fördergelder für die Forschung gehen in Baden-Württemberg nur an die ganz großen Unternehmen. Wir haben bis heute auch nicht nur eine Mark gesehen. Boysen hat in den vergangenen Jahrzehnten vieles richtig gemacht und sich unter die Top 100 der internationalen Zulieferer gearbeitet, doch sind wir auch damit noch lange kein Bosch. Dabei sind wir ebenso ein Stiftungsunternehmen und stehen in Baden-Württemberg mit im vorderen Bereich, wenn es um die Unterstützung gemeinnütziger Zwecke geht. Nur zurück kommt nichts. Also werden wir auch diesen Strategiewechsel aus eigener Kraft und unter enormen Anstrengungen stemmen müssen."

Geisels Haltung ringt auch den FDP-Landtags- und Bundestagskandidaten Herbert Müller und Michael König "großen Respekt" ab. Müller: "Als Nagolder habe ich Boysen seit Jahrzehnten im Blick – und bin von dieser Unternehmensentwicklung tief beeindruckt."