Besonders erfolgreich laufen im Enri-Theater die Kinderstücke mit Andrea Weber (Bild).Archiv-Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Coronakrise: Andrea Weber verdient weder mit dem Theater noch mit der Pension Geld

Keine Kinder- und Abendstücke im eigenen Theater, keine Aufführungen in Schulen und Kindergärten, keine auswärtigen Gastspiele: die Corona-Krise macht der privaten Enri-Bühne im Bruderhaus schwer zu schaffen.

Altensteig-Berneck. "Ich war am Wochenende richtig paralysiert", klingt die Stimme von Intendantin und Schauspielerin Andrea Weber am Telefon nicht mehr fröhlich und zuversichtlich, sondern eher verzagt. Die steigende Zahl von Infizierten und die bundesweit beschlossenen, einschneidenden Maßnahmen im Kampf gegen das Virus "beunruhigen mich zutiefst", macht sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten keinen Hehl aus ihrer augenblicklichen Seelenlage. Nicht nur die Einnahmen aus dem laufenden Theaterbetrieb würden wegbrechen – die bislang letzte Vorstellung fand am 8. März statt –, es gebe auch keine Übernachtungsgäste mehr in der angegliederten Pension, ihrem zweiten Standbein.

Neben Aufführungen auf der eigenen Bühne war Andrea Weber auch als Schauspielerin deutschlandweit im Einsatz. Ein Auftritt in Weimar sei zum Beispiel kurzfristig abgesagt worden. "Dabei hatte ich bereits den kleinen Koffer gepackt und wollte gerade losfahren, als das Telefon klingelte." Notgedrungen habe sie das Märchen "Schneewittchen" am 29. März im eigenen Haus abgesagt. Den Spielplan für April nehme sie komplett aus dem Internet. Die gebuchte Aufführung im Kindergarten Mötzingen werde ebenso ausfallen wie "Die Geisterstunde" über eine drogenabhängige Frau. Das Ein-Personen-Stück mit Esther Heller sollte im Altensteiger Christophorus-Gymnasium auf die Bühne kommen.

"Augenblicklich lernt jede für sich die Texte"

Mit ihr stand Andrea Weber in der Vergangenheit bereits mehrmals im Scheinwerferlicht. Als nächstes planen sie die Premiere des Stücks "Der Bettschuh" über zwei Frauen – die eine faul, die andere fleißig. "Augenblicklich lernt jede für sich die Texte." Ob die Komödie wie geplant im Sommer aufgeführt werden könne, sei fraglich, ist die Intendantin und Schauspielerin in Personalunion ziemlich verunsichert. Ein halbes Jahr könne sie ohne Einnahmen durchhalten, "dann wird es eng und geht an die Existenz".

Andrea Weber hat 1965 das Licht der Welt erblickt, nach dem Abitur am Altensteiger Christophorus-Gymnasium an der Universität Freiburg Germanistik, Spanisch und Philosophie studiert. Anschließend spielte sie an zahlreichen Theatern in Deutschland, wirkte an einem Projekt mit Indianern in Kanada mit, übernahm 2007 die künstlerische Leitung des Galli-Theaters Berlin und gründete 2011 im elterlichen Bruderhaus in Berneck eine eigene Bühne mit 80 Sitzplätzen.

Ensemblemitglied Esther Heller aus Altensteig hat Tanz- und Gesangsunterricht genommen, in einem "Horrorhaus" den Gästen das Gruseln beigebracht, war Entertainment-Teamleiterin in einem Freizeitpark und hat sich einen Namen als Stelzenläuferin gemacht. Drei Jahre lebte sie in Malaysia, inzwischen wohnt sie in Altensteig.